Der Streit um Zion

Douglas Reed

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Kapitel 46

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Die Klimax

 

1. Die Revolution

2. Der zionistische Staat

3. Die Jahre der Klimax

Einleitung

Die Rohfassung des vorliegenden Buches entstand zwischen 1949 und 1952. Von 1953 bis 1956 überarbeitete und vervollständigte ich den Text; im Oktober und November 1956 schrieb ich die beiden letzten Kapitel. Es war dies in der Tat ein passender Zeitpunkt für den Abschluss eines Werkes, das sich das Ziel gesetzt hatte, den Einfluss des talmudistischen Zionismus auf die Geschichte der Menschheit zu beleuchten, denn seit dem Augenblick, wo diese Ideologie nach rund 1880-jährigem Wirken im Untergrund offen und unverhüllt die weltpolitische Bühne betreten hatte[34], waren eben fünfzig Jahre (die Hälfte des „jüdischen Jahrhunderts“) vergangen. Rufen wir uns die damaligen Ereignisse kurz in Erinnerung:

•  1903 bot Großbritannien den Zionisten Uganda an. Dies war der erste auf der Hand liegende Beweis dafü, dass westliche Spitzenpolitiker mit dem Judentum als einer Einheit verhandelten.

•  1906 empfing Arthur Balfour Dr. Weizmann in seinem Hotelzimmer, nachdem die Zionisten den Uganda-Plan verworfen hatten. Damit schlug England einen unheilvollen Kurs ein: es betrat einen Pfad, an dessen Ende die Gründung des zionistischen Staates in Palästina stand.

1956 ist noch aus einem zweiten Grund ein passendes Jahr für den Abschluss dieses Buches. Seit den schweren Unruhen, die Russland Anno 1905 im Anschluss an den verlorenen Krieg gegen Japan erschütterten, ist inzwischen ebenfalls ein halbes Jahrhundert vergangen, so dass auch die Revolution, deren Existenz heute einen permanenten Faktor der Weltpolitik darstellt, mittlerweile ein halbes Jahrhundert alt ist. (Dass sie ihre Vorläuferinnen hatte, von Cromwell in England über Weishaupts Illuminaten und die Französische Revolution bis zum Revolutionsjahr 1848, steht auf einem anderen Blatt.)

Zu guter Letzt fanden 1956 in den USA wieder einmal Präsidentschaftswahlen statt, die noch eindeutiger als sämtliche früheren Wahlen Zeugnis von der Macht der Zionisten in Amerika ablegten.

Wäre ich mit hellseherischen Fähigkeiten begnadet, so hätte ich zu Beginn meiner Arbeit an diesem Buch keinen besseren Augenblick für seinen Abschluss wählen können als den Herbst 1956. Vor dem Hintergrund der dramatischen Ereignisse, die sich eben vor unser aller Augen abgespielt haben, ist dies der ideale Moment, um die Entwicklung der letzten Jahrzehnte Revue passieren zu lassen und ihre unheilschwangeren Folgen für die Menschheit aufzuzeigen.

Aus den früher erwähnten Gründen hegte ich während der Arbeit an meinem Buch nur sehr geringe Hoffnung, es unmittelbar nach seiner Fertigstellung publizieren zu können; unter den Bedingungen unseres „jüdischen“ Jahrhunderts schien mir dies annähernd unmöglich. Doch auch wenn es in absehbarer Zukunft nicht erscheinen kann, vertraue ich darauf, dass seine Aussage auch in fünf, zehn oder mehr Jahren noch Bestand haben wird, und ich bin überzeugt, dass es irgendwann erscheinen wird. Jenes ungeschriebene Gesetz gegen Ketzerei, das gegenwärtig jede offene Diskussion über die jüdische Frage verhindert, wird meiner Überzeugung nach nämlich früher oder später fallen. Eines Tages wird man wieder frei über dieses Thema sprechen können, und vieles von dem, was in diesem Buch steht, wird sich dann als wichtig erweisen.

Wie immer sich die Dinge künftig entwickeln werden, ich schließe mein Werk mit den Ereignissen im Oktober und November 1956 ab, und wenn ich mir den heutigen Zustand der Welt ansehe, wird mir klar, dass er die logische Konsequenz der von mir nachgezeichneten Entwicklungen ist. Das ganze Jahr 1956 hindurch kursierten die Gerüchte über einen unmittelbar bevorstehenden Krieg penetranter denn je zuvor seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die beiden heißesten Krisenpunkte des Erdballs sind zwei Gebiete, die sich angesichts der 1945 von den führenden Politikern des Westens getroffenen Arrangements zwangsläufig zu Pulverfässern entwickeln mussten:

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Palästina, wo die Zionisten mit tatkräftiger Hilfe des Westens ihren Staat gründen durften, und Osteuropa, wo die talmudistischen Revolutionäre – ebenfalls mit aktiver Unterstützung des Westens – die Macht an sich rissen. Ich rufe meinen Lesern in Erinnerung, dass diese beiden Bewegungen, der revolutionäre Zionismus und der revolutionäre Kommunismus, Ende des 19. Jahrhunderts in den jüdischen Ghettos Russlands Gestalt annahmen; wie Dr. Weizmann bezeugt, verlief damals durch unzählige jüdische Sippen ein Riss, weil sich die einen Familienangehörigen zur ersten und die anderen zur zweiten Spielart der Revolution hingezogen fühlten.

Im Verlauf der letzten Jahre haben die Politiker des Westens zweimal besonders laut mit dem Säbel gerasselt. Anstoß dazu gaben in beiden Fällen Ereignisse, die zunächst als Bedrohung der westlichen Welt insgesamt gewertet wurden, doch von einer solchen war schon bald nicht mehr die Rede, und die Politiker begnügten sich fortan damit, ihre Empörung über die Gefahr zu bekunden, die angeblich „den Juden“ drohte. In beiden Fällen wurden die Massen aktiv auf einen Krieg im Namen – oder zur Verteidigung – der Juden bzw. Israels eingestimmt.

In einem früheren Kapitel habe ich die Auffassung vertreten, ein allfälliger dritter Weltkrieg werde für jüdische Interessen ausgefochten werden; die Ereignisse der Jahre 1917 bis 1945 ließen keinen anderen Schluss zu. Was sich Anno 1953 und 1956 tat, hat mich in dieser Überzeugung noch bestärkt. Wäre es damals zum Krieg gekommen, so wäre dessen wahrer Grund noch wesentlich klarer zutage getreten als die Ursachen des Ersten und des Zweiten Weltkriegs. Da die Öffentlichkeit ein kurzes Gedächtnis hat, mag sie die betreffenden Geschehnisse zum Zeitpunkt, wo mein Buch erscheinen wird, bereits vergessen haben, so dass ich sie nun rekapitulieren will.

Anfang 1953 erfuhr die Welt, dass in Moskau wieder einmal ein Schauprozess geplant war. Unter den Angeklagten befanden sich mehrere Juden. Dies versetzte die westlichen Politiker in helle Aufregung; sie schrien Zeter und Mordio über die angeblich drohende „Ausrottung“ der sowjetischen Juden, die, folgte man diesen Herrschaften, ungleich mehr unter Verfolgungen zu leiden hatten als nichtjüdische Sowjetmenschen. Das Wehegeheul über das grause Schicksal der Juden in der UdSSR ging schon bald in ein regelrechtes Kriegsgeschrei über, doch dann segnete Stalin unerwartet das Zeitliche, und der Prozess wurde abgeblasen, worauf das Getöse im Westen sogleich verebbte. Für mich verdeutlichte diese Episode, dass geplant war, einen künftigen Krieg „gegen den Kommunismus“ - den viele westliche Politiker und Zeitungen damals als wahrscheinlich, wenn nicht gar unvermeidlich darstellten – ganz offen im Namen „der Juden“ zu führen. Der anderen, zahlenmäßig ungleich stärkeren Völkerschaften, die der Kommunismus versklavt hatte, würde man bestenfalls in einem Nebensatz gedenken.

Im Juli 1956 begannen die Kriegstrommeln wieder zu dröhnen, nachdem Ägypten den Suezkanal verstaatlicht hatte. Während der ersten paar Tage der Krise rechtfertigte der britische Premierminister Anthony Eden sein martialisches Gehabe mit der Behauptung, der Schritt der ägyptischen Regierung bedrohe „die Lebensader Großbritanniens“, doch schon bald griff er zu dem (seiner Ansicht nach offenbar schlagkräftigeren) Argument, wenn man den Ägyptern diese Maßnahme straflos durchgehen lasse, würden sie „Israel angreifen“. Nun galt der Zionistenstaat plötzlich als jenes Land, das am schwersten von der Unterstellung des Suezkanals unter ägyptische Kontrolle betroffen war. Offenbar sollte auch ein Krieg im Nahen Osten „im Namen der Juden“ ausgefochten werden.

Einige Monate später, im November 1956, fanden in den Vereinigten Staaten von Amerika Präsidentschaftswahlen statt. Es waren die siebten Wahlen ihrer Art, bei denen die Zionisten Druck auf beide Seiten ausübten, und die dritten, bei denen sie dies ganz unverhohlen taten. Während des Wahlkampfs buhlten Demokraten wie Republikaner schamlos um jüdische Stimmen

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und überboten sich dabei mit Versprechungen gegenüber dem Zionistenstaat, dem sie Waffen, Geld und Garantien in Aussicht stellten. In voller Kenntnis der akuten Kriegsgefahr im Nahen Osten verpflichteten sich beide Parteien zur bedingungslosen Unterstützung Israels.

Dies alles legt den Schluss nahe, dass die Massen der westlichen Länder, durch ihre Politiker und durch ihre Gleichgültigkeit, die Lunte am Pulverfass in Brand gesteckt haben. Seitdem der Westen sich mit den Zionisten eingelassen hat (die ersten sichtbaren Schritte in dieser Richtung erfolgten vor einem halben Jahrhundert), steuert er unentrinnbar auf jene Katastrophe zu, die sich vor unser aller Augen am Horizont abzeichnet.

Nach jedem der beiden Weltkriege drangen schon bald allerlei Informationen über dessen jeweilige Ursachen an die Öffentlichkeit; in beiden Fällen stellte sich heraus, dass letztere ganz anderer Natur waren, als man den breiten Massen weisgemacht hatte, und dass die eigentliche Verantwortung bei anderen Leuten lag, als man gemeinhin glaubte. Die Bücher, in denen diese Enthüllungen standen, fanden bei ihren Lesern großen Anklang, denn nach einem Krieg verhält sich das Volk nicht mehr so leichtgläubig wie vor diesem und will wissen, ob er womöglich zu vermeiden gewesen wäre. Diese kritische Einstellung ist freilich nicht von langer Dauer, und wenn vor einem neuen Krieg abermals die Propagandawalze anrollt, schluckt die Masse die Lügen ebenso bereitwillig wie beim letzten Mal.

Ob sich Kriege vermeiden ließen, wenn die dem Menschen eigene Leichtgläubigkeit und seine Anfälligkeit für grobschlächtige Propaganda durch eine umfassende, sachliche Aufklärung über die Ursachen bewaffneter Konflikte gekontert würden, vermag ich nicht zu beurteilen, weil dergleichen noch nie geschehen ist. Mit dem vorliegenden Buch möchte ich unter anderem beweisen, dass die Gründe und die Verantwortlichen für einen Krieg schon vor dessen Ausbruch und nicht erst nach seinem Abschluss benannt werden können. Mir scheint, dass mein Buch diesem Anspruch gerecht wird und dass die Richtigkeit der darin vertretenen Thesen durch die historischen Ereignisse bestätigt worden ist und weiter bestätigt wird.

Dies gilt meiner Überzeugung nach nicht zuletzt für die Entwicklungen der Jahre 1953-1956. Aus diesem Grunde fasse ich im letzten Kapitel meines Werkes die entscheidenden Ereignisse in drei Weltgegenden zusammen: 1) Dem von der Revolution versklavten Osteuropa. 2) Dem zionistischen Staat und dessen Nachbarländern im Nahen Osten. 3) Der „freien Welt“ des Westens. Diese Entwicklungen runden das in den vorhergehenden Kapiteln gewonnene Bild ab und werfen ein besonders grelles Licht auf die Ursachen der Katastrophe, auf welche die Welt zusteuert.

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Der vorhergehende Part dieses abschließenden Kapitels bis zu den Worten „Klimakterion, in greifbare Nähe gerückt“ wurden Freitag, den 26. Oktober 1956 verfasst. Anschließend verreiste ich für das Wochenende; ich hatte vor, das damals bereits weitgehend fertige Kapitel Dienstag den 30. Oktober abzuschließen. Als ich mich an jenem Datum wieder an die Arbeit machte, war Israel am Tag zuvor (Montag den 29. Oktober 1956) in Ägypten eingefallen. Deshalb schrieb ich den Rest des Kapitels im Lichte der folgenden Ereignisse, und es wurde weitaus länger als ursprünglich geplant.

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1. Die Revolution

Nachdem Stalin im März 1953 gestorben war, wurde die von der Revolution unterjochte östliche Hälfte Europas von mehreren Volksaufständen erschüttert. Diese wurden von der Aussenwelt mit großer Genugtuung zur Kenntnis genommen; man hoffte darauf, dass sich die zerstörerische Revolution eines Tages selbst zerstören werde und die geknechteten Völker ihre Freiheit wiedererlangen würden.

Am 5. März 1953 erschütterte die Nachricht von Stalins Hinschied die Welt. Die Herrschaft dieses Mannes, der vermutlich für den Tod und die Versklavung einer größeren Zahl von Menschen verantwortlich war als jede andere geschichtliche Figur vor ihm, sollte also doch nicht ewig währen.[35] Die Umstände seines Ablebens liegen im Dunkeln, doch der zeitliche Rahmen, in den es fiel, ist von erheblichem Interesse.

Mitte Januar 1953 gaben die Moskauer Zeitungen bekannt, dass neun Männer unter der Anklage, die Ermordung von sieben hochgestellten kommunistischen Würdenträgern geplant zu haben, vor Gericht kommen würden. Sechs oder sieben von ihnen waren Juden. Nach den zwei oder drei Nichtjuden krähte kein Hahn, doch um der jüdischen Angeklagten willen entfachten die westlichen Medien einen ungeheuren Wirbel, und fortan sprach man nur noch vom „Prozess gegen die jüdischen Ärzte“.

Im Februar berichteten Diplomaten, die Stalin persönlich getroffen hatten, er sehe gut aus und hinterlasse den Eindruck eines gesunden Menschen. Doch am 5. März segnete der Kremlherrscher unerwartet das Zeitliche; einen Monat später wurden die „jüdischen Ärzte“ mit der Begründung, die Anklage gegen sie sei haltlos gewesen, auf freien Fuß gesetzt; der gefürchtete Geheimdienstchef Lawrenti Beria, der ihre Verhaftung angeordnet hatte, wurde festgenommen und später durch Erschießen hingerichtet. (Laut manchen Quellen erfolgte seine Hinrichtung im Juni, laut anderen im Dezember 1953.)

Nach Stalins Tod schrieb der namhafte amerikanische Moskau-Korrespondent Harrison Salisbury, Russland werde nun von einer Junta beherrscht, die aus Malenkow, Molotow, Bulganin und Kaganowitsch bestehe und „gefährlicher als Stalin“ sei. Laut Salisbury wies alles darauf hin, dass diese vier Männer Stalin aus dem Weg geräumt hatten, um sich den Weg zur Macht zu bahnen: „Wenn Stalins Tod durch einen am 2. März erfolgten Arterienriss in seinem Hirn hervorgerufen wurde, dann war dies einer der merkwürdigsten Zufälle der Weltgeschichte.“ Im Westen interessierten sich jedoch nur wenige für die Umstände, die zu Stalins Hinschied geführt hatten.

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Das Geschrei über den angeblichen „Antisemitismus“ im kommunistischen Herrschaftsbereich hatte zehn Wochen früher (kurz nach den amerikanischen Präsidentschaftswahlen) begonnen, nachdem bei einem Prozess in Prag elf von vierzehn Angeklagten, darunter sieben oder acht Juden, zum Tode verurteilt und am 3. Dezember 1952 gehängt worden waren. Zu den gegen sie erhobenen Anklagepunkten gehörte auch „zionistische Propaganda“. Wie in solchen Fällen üblich waren sie vollauf geständig gewesen. Für die drei oder vier hingerichteten Nichtjuden interessierte sich im Westen kein Mensch.

Die Zeit zwischen dem Prager Prozess und dem Sturz Berias stand ganz im Zeichen einer hysterischen Kampagne gegen den „Antisemitismus in Russland“, die erst nach der Freilassung der „jüdischen Ärzte“ abflaute. Während jener Zeit wurden Dinge gesagt, die darauf hindeuteten, dass ein künftiger Krieg gegen die Sowjetunion und ihre Zwangsverbündeten im Namen der Juden geführt werden würde, so wie der Krieg gegen das nationalsozialistische Deutschland im Namen der Juden (bzw. jener, die für die Juden zu sprechen vorgaben) geführt worden war. Im Jahre 1953 galt Sowjetrussland als das neue antisemitische Monstrum wie Deutschland anno 1939 und das zaristische Russland Anno 1914. Ein weiteres Mal wurde den Völkern Sand in die Augen gestreut um zu verhindern, dass sie das Spiel durchschauten.

Der Zeitpunkt, zu dem diese Kampagne einsetzte, war sorgfältig gewählt; die Fakten sprechen eine so deutliche Sprache, dass keine Rede von einem „Zufall“ sein kann. Damit die zionistischen Organisationen ihren Einfluss voll entfalten können, muss vor jeder amerikanischen Präsidentschaftswahl die „jüdische Frage“ aufs Tapet gebracht werden. Entweder erhebt der „Antisemitismus“ wieder einmal irgendwo bedrohlich sein Haupt (so geschehen in den Jahren 1912, 1932, 1936, 1940 und 1952), oder der Staat Israel schwebt in höchster Gefahr (wie 1948 und 1956). 1960 wird es vermutlich nicht anders sein.

An der Situation der Juden in Russland und im Ostblock hatte sich während der kritischen Periode übrigens nichts geändert.[37] Beim Prager Schauprozess vom November 1952 sowie bei dem angekündigten, doch dann abgeblasenen Moskauer „Ärzteprozess“ waren die meisten Angeklagten Juden, doch darf man nicht vergessen, dass in den fünfunddreißig Jahren kommunistischer Herrschaft so viele Prozessfarcen dieser Art stattgefunden hatten, dass die Welt an dergleichen Schauspiele bereits gewöhnt war. Da der terroristische Sowjetstaat seine Bürger auch ohne Gerichtsverfahren hinter Gitter bringen konnte, verfolgten die Schauprozesse offensichtlich einen spezifischen Zweck und waren entweder für die Sowjetbevölkerung selbst oder für das Ausland gedacht. Selbst der Anklagepunkt der „zionistischen Verschwörung“ war keinesfalls neu; er war schon in den zwanziger Jahren bei einigen Prozessen erhoben worden, denn in kommunistischen Staaten war der Zionismus offiziell geächtet, wie sowohl Lenin als auch Stalin ausdrücklich betont hatten. Dies hat die UdSSR freilich nicht daran gehindert, die Zionisten 1948 massiv mit Waffen zu beliefern, damit sie ihren Staat „Israel“ gründen konnten.

Falls Stalin bei seinem Kampf gegen den „Zionismus“ die Grenzen des Erlaubten überschritten hat, dürfte sein baldiger Tod die Folge dieser Häresie gewesen sein. Dass er bis zuletzt keinesfalls antijüdisch gesinnt war, lässt sich ohne weiteres nachweisen. 1952 erhielt der Apostel der talmudistischen Rache, Ilja Ehrenburg, der die Rotarmisten während des Krieges in seinen Rundfunkansprachen ermahnt hatte, nicht einmal die ungeborenen „Faschisten“ zu verschonen, den Stalin-Friedenspreis.

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Im Februar 1953 ordnete Stalin ein pompöses Staatsbegräbnis für Lew Mechlis an, einen der gefürchtetsten und meistgehassten jüdischen Kommissare der fünfunddreißigjährigen sowjetischen Geschichte. Sämtliche damals noch lebenden Größen der bolschewistischen Revolution gaben Mechlis das letzte Geleit; sie trugen seinen Sarg und hielten anschließend daran die Ehrenwache – eine unmissverständliche Warnung an die geknechteten russischen Massen, denen hiermit klar gemacht wurde, dass das Gesetz gegen „Antisemitismus“ auch weiterhin in Kraft war. Unmittelbar vor seinem Hinschied ließ der Diktator in der Militärzeitschrift Roter Stern einen Artikel publizieren, in dem klipp und klar festgehalten wurde, dass der Kampf gegen den Zionismus keineswegs mit dem Antisemitismus identisch sei. „Der Zionismus“, schrieb das Organ der Roten Armee, „ist der Feind der arbeiteten Menschen überall auf der Welt, der Juden nicht weniger als der Nichtjuden“.

Somit ging es der kleinen jüdischen Minderheit in Russland weder schlechter noch besser als zuvor. Sie genoss nach wie vor „ein höheres Maß an Gleichheit als in jedem anderen Teil der Welt“ (so die spöttische Antwort eines jüdischen Zeugen an den republikanischen Kongressabgeordneten Kit Clardy, der vor einem Kongressausschuss gefragt hatte: „Erfüllt das, was Sowjetrussland den Juden antut, Sie denn nicht mit Entsetzen?“ Die Sowjetjuden bilden immer noch eine privilegierte Klasse.

Angesichts dieser nackten Fakten ist der einzige mögliche Schluss, dass die Hysterie im Westen künstlich geschürt wurde und bar jeder realen Grundlage war. Dies änderte freilich nichts daran, dass sie bisweilen in regelrechte Kriegsdrohungen ausartete; hätte Stalin nicht rechtzeitig das Zeitliche gesegnet, und wären die jüdischen Ärzte nicht freigelassen worden (ob auch die nichtjüdischen auf freien Fuß gesetzt wurden, habe ich nie herausfinden können), wäre es vielleicht tatsächlich zum Krieg gekommen. Hierfür konnte es nur einen einzigen Grund geben: Stalin hatte den Zionismus angegriffen, und für die westlichen Spitzenpolitiker war Antizionismus in den Jahren 1952 und 1953 ein Synonym für „Hitlerismus“ und somit ein hinreichender Kriegsgrund. Die Episode stellte sehr anschaulich unter Beweis, dass eine orchestrierte Propagandakampagne durch einen Druck auf einen Knopf ausgelöst und in jede beliebige Richtung gelenkt werden kann (früher oder später kann sie sich auch gegen Amerika richten). Wenn diese Propaganda bis zur Weißglut getrieben worden ist, ist die Zeit reif, um den Politikern „Versprechen“ und „Gelöbnisse“ abzunötigen, an die man sie dann später erinnern wird.

In den rund sechs Monaten, die zwischen der Nominierung eines künftigen Präsidenten zum Kandidaten seiner Partei und seiner Amtseinweihung verstreichen, zwingt man ihm unweigerlich solche Versprechen ab. Dies galt 1952/53 für Eisenhower ebenso wie 1912/13 für Wilson, 1938/39 für Roosevelt und 1947/48 für Truman. Im Falle Eisenhowers war diese gesamte Periode von der „jüdischen Frage“ dominiert, die sich in zweierlei Gestalt äußerte: Dem Kampf gegen den „Antisemitismus“ innerhalb und außerhalb der USA sowie der gebieterisch verlangten Unterstützung für den zionistischen Staat im Nahen Osten. Unmittelbar nach seiner Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten beteuerte Eisenhower gegenüber Maxwell Abbell, dem Vorsitzenden der Vereinigten Synagoge von Amerika: „Das jüdische Volk könnte keinen besseren Freund haben als mich… Ich wuchs in der Überzeugung auf, dass die Juden das auserwählte Volk sind und uns die hohen ethischen und moralischen Prinzipien unserer Zivilisation geschenkt haben“ (so alle jüdischen Zeitungen im September 1952). [38]

Solche Treuebekenntnisse werden in unserem Jahrhundert von jedem westlichen Spitzenpolitiker verlangt, und jene, an die sie gerichtet sind, interpretieren sie äußerst großzügig. Unmittelbar nach den amerikanischen Präsidentschaftswahlen

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fand der Prager Prozess statt, und dem Wahlsieger Eisenhower wurde offenbar gehörig eingeheizt, damit er sich im gewünschten Sinne äußerte. Am 21. Dezember 1952 schrieb er in einer Botschaft an das Jewish Labor Committee in Manhattan, der Prozess in Prag verfolge das Ziel, „in ganz Sowjetrussland sowie den Satellitenstaaten in Osteuropa eine rabiate antisemitische Kampagne auszulösen“. Für ihn, fuhr Eisenhower fort, sei es eine Ehre, sich an die Seite des amerikanischen Judentums zu stellen, „um der Welt die Empörung zu demonstrieren, die ganz Amerika angesichts der schandbaren Verstöße der Sowjets gegen die geheiligten Prinzipien unserer Zivilisation empfindet“.

Die „schandbaren Verstöße der Sowjets gegen die geheiligten Prinzipien unserer Zivilisation“ bestanden in diesem Fall darin, dass elf Männer - sieben oder acht Juden sowie drei oder vier Nichtjuden - gehängt worden waren. Die Millionen von Opfern, welche das Sowjetsystem in seiner fünfunddreißigjährigen Geschichte gefordert hatte, würdigte der US-Präsident keiner Erwähnung; ihr Schicksal gehörte offenbar nicht zu den „schandbaren Verstößen gegen die geheiligten Prinzipien unserer Zivilisation“. In der kommunistischen Welt hatten unzählige andere Schauprozesse stattgefunden, zu denen sich der jeweilige amerikanische Präsident mit keinem Wort geäußert hatte. Bezeichnenderweise blieb die „rabiate antisemitische Kampagne in ganz Sowjetrussland sowie den Satellitenstaaten“, die der Prager Prozess laut Eisenhower auslösen sollte, völlig aus. Diese Formulierung zielte übrigens darauf ab, die vom Kommunismus unterworfenen Nationen als „antisemitisch“ anzuschwärzen; Eisenhower hatte sie ja als „Satelliten“ bezeichnet, und laut Webster's Dictionary ist ein Satellit „ein Gehilfe, der einem Prinz oder einer anderen mächtigen Person zur Verfügung gestellt worden ist, d.h. ein gehorsamer Untergebener oder Gefolgsmann“. Bedenkt man, dass Eisenhower als Oberkommandant der anglo-amerikanischen Streitkräfte ein Abkommen mit dem sowjetischen Diktator unterzeichnet hatte, das die Nationen Osteuropas der Knechtschaft überantwortete, so wirkte seine Formulierung gelinde gesagt befremdlich. Sie spiegelte die Haltung jener Kreise wider, die in der Lage waren, auf alle amerikanischen Staatsoberhäupter und Regierungen Druck auszuüben. Diesen Kreisen bereitete die Versklavung von Millionen Menschen keine schlaflosen Nächte, im Gegenteil: Sie setzten ihre Macht ein, um dafür zu sorgen, dass sich östlich des Eisernen Vorhangs möglichst nichts änderte.

Hiervon legten zwei der ersten Handlungen des neuen Präsidenten beredtes Zeugnis ab. Während der Wahlkampagne hatte er die Abneigung der amerikanischen Öffentlichkeit gegen die Abkommen von Jalta auszuschlachten versucht, indem er gelobte, diese im Falle seiner Wahl zu kündigen. (Wie erinnerlich bildeten diese Abkommen die politische Grundlage für den von ihm als Oberkommandanten der westalliierten Streitkräfte erteilten Befehl, westlich von Berlin haltzumachen und dem Kommunismus hiermit die östliche Hälfte Europas auf dem Silvertablett zu servieren). Im Wahlkampf kündigte er für den Fall seines Sieges folgendes an:

„Die Regierung der Vereinigten Staaten wird sich unter republikanischer Führung von allen Verpflichtungen lossagen, die sie in Form geheimer Abkommen wie dem von Jalta eingegangenen ist, welche der kommunistischen Sklaverei Vorschub leisten.“ Einen Monat nach seinem Amtsantritt, am 20. Februar 1953, legte der frischgebackene Präsident dem Kongress eine Resolution vor, in dem er ihn aufforderte, gemeinsam mit ihm „jede Interpretation oder Auslegung… geheimer Abkommen zu verwerfen, die zur Unterjochung freier Völker missbraucht worden sind“. Diese „freien Völker“ hatte er zuvor als „Satelliten“ bezeichnet. Da diese Resolution die Abkommen von Jalta nicht einmal erwähnte, geschweige denn ihre Kündigung forderte, zeigte sich die Republikanische Partei darüber enttäuscht, und sie wurde stillschweigend unter den Tisch gekehrt.

Als Ersatz forderte Eisenhower den Kongress auf, eine Resolution zu verabschieden, in der „die hasserfüllte und unmenschliche Kampagne gegen die Juden“ im sowjetischen Machtbereich gegeißelt wurde. An die Stelle der „Versklavten“ waren also die „Juden“ getreten – eine symbolträchtige „Verbesserung“, die Bände über die Machtverhältnisse in der „freien Welt“ spricht. Immerhin gelang es dem Außenministerium, die Resolution dahingehend abzuändern, dass neben den „Juden“ auch „andere Minderheiten“ als Opfer erwähnt wurden. Laut heutigen jüdischen „Schätzungen“ leben hinter dem Eisernen Vorhang nicht mehr als zweieinhalb Millionen Juden,

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während die Gesamtzahl der unter sowjetischer Herrschaft schmachtenden Menschen bei 300 bis 350 Millionen liegt. Nationen wie die Polen, die Ungarn, die Bulgaren und die Ukrainer, von kleineren Völkerschaften oder den Russen selbst ganz zu schweigen, wurden also kurzerhand zu „anderen Minderheiten“ degradiert! Die „verbesserte“ Version der Resolution wurde am 27. Februar 1953 vom amerikanischen Senat einstimmig verabschiedet; obwohl dies ansonsten nicht üblich ist, musste sich jeder Senator bei der Stimmabgabe erheben (so wie es während des Krieges auf Außenminister Anthony Edens Verlangen im britischen Unterhaus der Fall gewesen war). Ein paar Senatoren, die die Abstimmung verpasst hatten, ersuchten sofort in schriftlicher Form darum, dass ihre Namen auf die Liste der Ja-Sager gesetzt wurden. Hätten die Polen und die Ungarn von diesen beiden Resolutionen sowie ihrer Vorgeschichte erfahren, so hätten sie keine trügerischen Hoffnungen auf amerikanische Hilfe gehegt, als sie sich 1956 gegen die kommunistischen Terrorregime erhoben.

Mit seinen Worten und Taten sorgte Eisenhower dafür, dass die Hysterie ins Uferlose wuchs. Zu den Feierlichkeiten anlässlich seines Amtsantritts wurde unter anderem Rabbiner Hillel Silver eingeladen, der - wie vor ihm Richter Brandeis und Rabbiner Stephen Wise - zu den mächtigsten amerikanischen Zionistenführern zählte und Eisenhower während des Wahlkampfes gegen den vom damals noch amtierenden Präsidenten Truman erhobenen Vorwurf des „Antisemitismus“ verteidigt hatte (unliebsame Kandidaten als „Antisemiten“ anzuschwärzen ist mittlerweile ein fester Bestandteil amerikanischer Wahlkampagnen). Bei Eisenhowers Amtsantritt betete Rabbiner Silver um „Gnade und Führung“ für den frischgebackenen Präsidenten. Man darf also davon ausgehen, dass er keine private Meinung von sich gab, als er warnend verkündete, falls Russland zerstört werde, dann „im Namen der Juden“, und Russland seine „Vernichtung“ in Aussicht stellte, falls es „einen geistigen Pakt mit dem Hitlerismus“ abschließe. Schon bald darauf wurde es Brauch, jeden Politiker, dem die Zionisten seine „Vernichtung“ androhten, als „neuen Hitler“ zu etikettieren (ein prägnantes Beispiel hierfür war der ägyptische Präsident Nasser).

Die unausgesprochene Warnung war und ist stets dieselbe: Verfolgt Menschen, wenn ihr wollt, aber wenn ihr euch gegen die Juden wendet, winkt euch die Vernichtung. Der Republikaner Thomas E. Dewey, der zweimal erfolglos für die Präsidentschaft kandidiert und 1952 maßgeblich zur Nominierung Eisenhowers beigetragen hatte, fuhr bei derselben Veranstaltung (am 15. Januar 1953) mit noch gröberem Geschütz auf als Rabbiner Silver: „Nun begreifen alle, dass er [der „Antisemitismus“ in Russland] das jüngste und grauenvollste sämtlicher je ersonnenen Völkermordprogramme ist… Der Zionismus als solcher gilt heutzutage als Verbrechen, und allein schon die Tatsache, dass jemand als Jude geboren wurde, reicht, um ihn an den Galgen zu bringen. Stalin hat den letzten Tropfen von Hitlers Gift geschluckt und sich zum jüngsten und unbarmherzigsten Verfolger des Judentums entwickelt… Anscheinend ist Stalin bereit, vor der ganzen Welt zuzugeben, dass er gerne für Hitler vollenden möchte, was Hitler zu Lebzeiten nicht geschafft hat.“

Die Maßlosigkeit dieser Kampagne versetzt im Nachhinein selbst den erfahrensten Beobachter in Erstaunen. Beispielsweise bekam ich im Sommer 1953 zufällig eine Ausgabe der Montreal Gazette zu Gesicht, in der es hieß, in Ostdeutschland würden „Tausende von Juden ermordet“. Drei Jahre zuvor, am 7. Juli 1950, hatte der in Johannesburg erscheinende Zionist Record geschrieben, die gesamte jüdische Bevölkerung der DDR betrage 4.200, und die ostdeutschen Juden würden bei der Vergabe von Staatsstellen bevorzugt behandelt…

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Der neue Präsident machte den Zionisten immer weitreichendere Versprechen. In dem bereits erwähnten Schreiben an das Jewish Labour Commitee (dessen Text mir nicht vollumfänglich zur Verfügung steht; ich kenne lediglich den in der New York Times abgedruckten Teil) versicherte er, Amerika werde „stets wachsam gegenüber einem Wiederaufleben des Antisemitismus“ sein. Als das Komitee in Atlanta City seinen Kongress abhielt, waren die jüdischen Ärzte bereits auf freien Fuß gesetzt worden, und der Lärm war gerade am Abflauen, so dass das Komitee nicht mehr sonderlich erpicht auf die Publikation des Briefes war und ihn an seinen Absender zurückschickte. Doch Eisenhower beharrte auf seiner Veröffentlichung und stellte ihn dem Komitee ein zweites Mal zu, gemeinsam mit einer scharf formulierten Note, in der er den „sowjetischen Antisemitismus“ aufs Entschiedenste verurteilte.

In einer Welt, wo die Propaganda die Realitäten übertünchte, wurden die Massen der westlichen Länder von ihren Führern verkauft und verraten. Wer weiß, was ihnen bevorgestanden hätte, wäre Stalin nicht rechtzeitig gestorben und wären die jüdischen Ärzte nicht freigelassen worden. Die Kampagne wäre noch hysterischer geworden – mit unübersehbaren Folgen.

Doch Stalin starb, und das Gezeter über den „sowjetischen Antisemitismus“ ebbte auf beiden Seiten des Atlantik ab, nachdem es zuvor beispiellose Ausmaße erreicht hatte: Der „neue Hitler“ hatte „das grauenvollste aller je ersonnenen Völkermordprogramme“ ausgeheckt, in der DDR, wo es nach jüdischen Statistiken nur wenig über 4.000 Juden gab, waren „Tausende“ davon ermordet worden; schon bald wären aus diesen „Tausenden“ wohl „Millionen“ geworden – eine Million, zwei Millionen, sechs Millionen! Die unbarmherzige Gewaltherrschaft, die Lenin und Stalin während dreieinhalb Jahrzehnten ausgeübt hatten - mit dem Ergebnis, dass die UdSSR mit den Massengräbern der Opfer übersät war-, wäre von den Propagandaspezialisten zu einer „antijüdischen Verfolgung“ umgelogen worden. Dies geschah insofern tatsächlich, als die von Eisenhower in Aussicht gestellte Kündigung der Abkommen von Jalta und sein Versprechen, unter seiner Regierung werde Amerika die Versklavung Osteuropas nicht länger anerkennen, sich als leere Worte erwiesen und er dem Kongress als Ersatz eine Resolution vorlegte, in der die „brutale und unmenschliche Behandlung der Juden“ gebrandmarkt wurde – und dies, obwohl der kommunistische Terror in mehreren osteuropäischen Ländern von Juden dirigiert wurde! Um der angeblichen Judenverfolgung östlich des Eisernen Vorhangs Einhalt zu gebieten, wäre die Jugend der westlichen Staaten um ein Haar ein weiteres Mal in einen Krieg geschickt worden, und man hätte ihnen weisgemacht, ihre Aufgabe bestehe in der „Vernichtung des Kommunismus“.

Stalins Tod schob dieser Entwicklung einen Riegel vor, doch unter seinen prozionistischen Führern steuerte der Westen schon bald auf das nächste Fiasko zu. Seit dem Beginn des Kalten Krieges waren die westlichen Völker von den Regierenden darauf vorbereitet worden, dass sie früher oder später nicht darum herumkommen würden, den Kommunismus mit Waffengewalt zu vernichten, um den Verrat von 1945 gutzumachen. Wie ernst dies gemeint war, erwies sich zuerst 1953 und dann 1956. Damals versuchten geknechtete Völker, das kommunistische Joch aus eigener Kraft abzuschütteln. Sie mochten nicht länger warten, bis der amerikanische Präsident, der sie 1945 der sowjetischen Herrschaft überantwortet hatte, sein Versprechen wahrmachte und sie befreite. Dabei schlugen sie die Mahnungen aus Washington, sich jeder Gewaltanwendung zu enthalten, in den Wind.[39] Stalins Ableben scheint diese Völker von einer lähmenden Furcht

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befreit und ihnen den Mut zum Handeln zurückgegeben zu haben. Für den Verfasser des vorliegenden Buches kamen die damaligen Ereignisse völlig unerwartet. Aufgrund meiner persönlichen Beobachtungen und meiner langjährigen Erfahrung hielt ich einen Aufstand gegen eine mit Panzern und Maschinengewehren ausgerüstete Besatzungsmacht sowie gegen ein Unterdrückerregime, das über ein breites Register von Einschüchterungsmethoden verfügte (Verhaftung, Inhaftierung, Deportation oder Hinrichtung ohne formelle Anklage und ohne regulären Prozess), für ein Ding der Unmöglichkeit. Seit den Revolutionen in England, Frankreich und Russland waren die Techniken der Repression dermaßen perfektioniert worden, dass meiner Überzeugung nach einzig Hilfe von außen den Völkern Osteuropas die Freiheit bringen konnte. Doch ich hatte vergessen, wie unbeugsam der menschliche Geist sein kann.

Die erste Revolte ereignete sich am 17. Juni 1953 in Ostberlin; unbewaffnete Männer und Jugendlichen griffen sowjetische Panzer mit bloßen Händen und mit Steinen an. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, und die neue Justizministerin der DDR, „die gefürchtete Frau Hilde Benjamin“ (The Times, 17. Juli 1953), erwarb zweifelhaften Ruhm, indem sie zahlreiche Todesurteile fällen ließ. Unter den zum Tode Verurteilten befand sich ein Halbwüchsiger, der antikommunistische Flugblätter verteilt hatte. Auch die Sekte der Zeugen Jehovas, der Eisenhowers Eltern angehört hatte und in deren Lehren er erzogen worden war, wurde zur Zielscheibe schwerer Verfolgungen. Hilde Benjamin wurde in New Yorker Zeitungen als „Jüdin“ bezeichnet; meinen Recherchen zufolge war sie zwar mit einem Juden verheiratet, jedoch selbst nicht jüdischer Abstammung.

Die Nachricht von den Geschehnissen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschland verbreitete sich auch in der UdSSR. In dem am Polarkreis gelegenen Zwangsarbeitslagerkomplex Workuta begannen die Häftlinge am 30. Juni 1953 aktiven Widerstand zu leisten; viele Wächter ergriffen die Flucht. Nach gescheiterten Verhandlungen mit den Aufständischen, die eine Amnestie forderten, schickte Moskau Truppen, welche die Rebellen Anfang August mit ihren Maschinengewehren niedermähten; die Zahl der Toten ging in die Hunderte.

Als diese beiden Aufstände ausbrachen, war das Gejammer über den sowjetischen „Antisemitismus“ noch nicht ganz abgeflaut. Von den Leiden der nichtjüdischen Völkerschaften des Sowjetreichs, die zahlenmäßig rund hundertmal stärker waren als die Juden, machte niemand viel Aufhebens; kein Mensch drohte der UdSSR um ihretwillen mit Krieg und „Vernichtung“. Die westlichen Politiker und Medien hielten es sogar für richtig, die unterdrückten Völker zur „Zurückhaltung“ zu mahnen und auf Hilfe aus den USA zu vertrösten, jenem Land also, das sie 1945 im Stich gelassen hatte. Mit welchen Mitteln die Amerikaner diese Nationen zu befreien gedachten, blieb allerdings ein Rätsel.

Die Sehnsucht der Völker nach Freiheit ließ sich jedoch nicht unterdrücken, und etwas über drei Jahre nach den Revolten von Ostberlin und Workuta, im Oktober 1956, begann in Polen und Ungarn das nächste Kapitel. In Polen brach ein spontaner Volksaufstand aus; durch das polnische Vorbild ermutigt, unternahmen die Ungarn bald darauf eine Aktion, die in der Geschichte kaum ihresgleichen hat – einen nationalen Befreiungskrieg eines ganzen Volkes gegen die überwältigende Macht seiner Unterdrücker. Meiner Ansicht nach wird die Zeit zeigen, dass jene dramatischen Geschehnisse entweder die Wiedergeburt des Abendlandes und den Wiederaufstieg Europas markierten oder aber das Ende jenes Europas, das die Menschheit in den vergangenen tausend Jahren kennengelernt hat, und somit auch das Ende all jener Werte, für die das Abendland einst stand.

Was auch immer die Zukunft bringen mag, ein Ergebnis haben die Aufstände vom Herbst 1956

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– insbesondere der ungarische – gezeitigt: Nie wieder würde die Revolution behaupten können, sie werde von den ihrer Herrschaft unterworfenen Völker zumindest passiv akzeptiert. Durch ihr Handeln zeigten letztere, dass sie unter dem Kommunismus „nichts zu verlieren hatten als ihre Ketten“, wie es Karl Marx weiland formuliert hatte, und dass sie den Tod der Knechtschaft vorzogen.

Die Gründe für die Volkserhebung waren in Polen und in Ungarn ein und dieselben. Beide Nationen forderten Freiheit; sie verlangten den Abzug der Roten Armee, die Auflösung der Geheimpolizei, die Bestrafung der Schuldigen, die Wiederherstellung der Religionsfreiheit - wobei die Freilassung der inhaftierten Kirchenführer, Kardinal Wyszynski in Polen sowie Kardinal Mindszenty in Ungarn, den ersten Schritt bilden sollte -, die Abschaffung des Einparteiensystems und schließlich freie Wahlen.

Somit waren die Fronten von Anfang an klar abgesteckt. In Gestalt einer kleinen osteuropäischen Nation erlebte das Abendland seine Wiederauferstehung und erhob sich gegen die asiatische Despotie. Gott oder Gottlosigkeit, Freiheit oder Sklaverei, Menschenwürde oder Entwürdigung – das waren die Alternativen, die damals zur Wahl standen. Der Aufstand scheiterte, weil die westlichen Staaten sich zwar verbal mit den ungarischen Freiheitskämpfern solidarisierten, ihnen jedoch keine greifbare Hilfe gewährten und die ungarische Nation somit nach 1945 zum zweiten Mal im Regen stehen ließen.

Ein Schlüsselelement bei den Volkserhebungen in Polen und Ungarn war die „jüdische Frage“. Über die Rolle, welche die Juden in beiden Länder gespielt haben, kann kein Zweifel bestehen – allzu offensichtlich sind die Fakten, auch wenn alles Menschenmögliche getan wurde, um die Massen Amerikas und Englands darüber in Unkenntnis zu halten, so wie man sie einst in Unkenntnis über die Hintergründe der bolschewistischen Revolution in Russland hielt.

Im Sommer 1956 erschien in der New York Times ein Artikel von C. L. Sulzberger, der wieder einmal die alte Leier vom „Antisemitismus hinter dem Eisernen Vorhang“ anstimmte. Als Beispiel für diesen „Antisemitismus“ nannte Sulzberger die Entlassung des verhassten polnischen Staatssicherheitschefs Jakub Berman, der in Warschau als Statthalter Moskaus gewaltet hatte.

Sulzbergers Artikel vermittelt Aufschluss über ein Geheimnis, in das die breiten Massen des Westens niemals eingeweiht werden sollen. Der erste, der dies versuchte, war der Times -Korrespondent Robert Wilton, der bei der Redaktion seiner Zeitung in Ungnade fiel, weil er 1917 und 1918 versucht hatte, deren Leser über das wahre Wesen der Oktoberrevolution aufzuklären. Wilton war der erste einer ganzen Reihe von Korrespondenten, die im Verlauf der folgenden neun Jahre gefeuert wurden, weil sie die dominierende Rolle der Juden unter den kommunistischen Revolutionären zur Sprache gebracht hatten. Das russische Volk – und später die anderen dem Kommunismus überantworteten Nationen – konnte sich nicht gegen die rote Tyrannei erheben, ohne des „Antisemitismus“ bezichtigt zu werden, denn der Terror war stets jüdisch-talmudistischer und nicht russischer Natur.

Hieran hat sich seit der kommunistischen Machtergreifung in Russland bis heute nichts geändert, und jeder seriöse Historiker, der die Entwicklungen unseres Jahrhunderts analysiert, muss diesen nackten Tatsachen Rechnung tragen. Auch die kurzlebigen marxistischen Regime, die im Windschatten der Oktoberrevolution

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in Ungarn und Bayern an die Macht gelangten, bestanden bis zu 90% aus Juden. (Bereits damals geisselte ein jüdischer Autor jeden, dem die Schreckensherrschaft in Ungarn missfiel, als „Antisemiten“.) Hier von einem „Zufall“ zu sprechen, fällt ausgesprochen schwer, und dass Moskau in den ihm 1945 abgetretenen Ländern jüdische Regime in den Sattel hob, lässt auch die letzten Zweifel schwinden: Hinter dem Ganzen steckte System.

Im Folgenden fasse ich einige aus unanfechtbarer Quelle stammende Informationen über die Zusammensetzung kommunistischer Regierungen in den Jahren 1952 und 1953 zusammen, jener Periode also, wo man Stalin den „neuen Hitler“ nannte und die Hetzer in New York und Washington Brandreden hielten, in denen sie „Russland“ seine „Vernichtung“ androhten, falls es weiterhin „antisemitische“ Politik betreibe.

Über die Verhältnisse in der Tschechoslowakei konnte man 1952 in der britischen Zeitschrift New Statesman Folgendes lesen: „Wie in anderen Staaten Ost- und Südosteuropas besteht sowohl die Parteiführung als auch die Spitze der Geheimpolizei weitgehend aus Juden. Deshalb neigt der Mann auf der Straße dazu, die Parteikader mit den Juden gleichzustellen und die ‚jüdischen Kommunisten' für all seine Schwierigkeiten verantwortlich zu machen.“

1953 berichtete die Zeitschrift Time, 90% der Spitzenfunktionäre in Ungarn – darunter der kommunistische Ministerpräsident Matyas Rakosi – seien Juden. Im selben Jahr vermeldete derNew York Herald Tribune, neben Ungarn habe Rumänien wohl den höchsten Anteil an Juden in der Regierung. In den betreffenden Artikeln, sowie vielen anderen, die ähnliche Informationen enthielten, wurde der „Antisemitismus in den Satellitenstaaten“ verurteilt. Zur selben Zeit schwadronierte US-Präsident Eisenhower bekanntlich von einer „rabiat antisemitischen Welle in den Satellitenstaaten Osteuropas“…

Die unterdrückten Völker konnten diese Kommentare aus Washington nur als unmissverständliche Warnung vor einer Rebellion deuten. Gleichzeitig stellte man ihnen ihre „Befreiung“ in Aussicht, und Die Stimme Amerikas sowie Radio Freies Europa quälten sie Tag und Nacht mit Schilderungen ihres Elends.

Vor diesem Hintergrund also sind die Volkserhebungen in Polen und Ungarn im Oktober 1956 zu sehen. Als Warnsignal waren ihnen Unruhen vorausgegangen, die im Juni desselben Jahres in Posen ausbrachen. Unmittelbar darauf publizierte die New York Times den bereits erwähnten Artikel über den „Antisemitismus hinter dem Eisernen Vorhang“, in dem sich Herr Sulzberger darüber aufregte, dass Jakub Berman seinen Posten verloren und der Oberbefehlshaber der polnischen Armee, Marschall Konstantin Rokossowski, „mehrere hundert jüdische Offiziere entlassen“ hatte. Im August erklärte einer der beiden stellvertretenden Ministerpräsidenten, Zenon Nowak (der zweite war der Jude Hilary Minc), die von der polnischen Presse geführte Kampagne für „Demokratisierung“ und „Liberalisierung“ werde durch ein ungebührliches Hochspielen des Sonderfalls der Juden verzerrt. Nach Ansicht der polnischen Bevölkerung, fuhr er fort, gebe es „in führenden Partei- und Regierungspositionen einen unverhältnismäßig großen Anteil an Juden“; um diese Aussage zu erhärten, verlas er eine Liste mit den Namen jüdischer Funktionäre in den verschiedenen Ministerien. Als Reaktion auf Nowaks Aussagen meldete sich ein Professor Kotarbinski zu Wort, der den stellvertretenden Ministerpräsidenten zwar kritisierte, jedoch einräumte,

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dass die Juden „in den Schlüsselpositionen fast schon die Mehrheit stellen und es nicht lassen können, bei der Vergabe lukrativer Posten ihre eigenen Leute bevorzugt zu behandeln“ (New York Times, 11. Oktober 1956).

Zum damaligen Zeitpunkt hatten die Polen elf Jahre lang unter sowjetischer Herrschaft und jüdischem Terror gelebt. Der damalige US-Botschafter in Warschau, Arthur Bliss Lane, hatte die Verhältnisse in den Jahren 1945-1947 wie folgt geschildert: „Die Angehörigen der amerikanischen Botschaft sind Zeugen zahlreicher Verhaftungen durch die Sicherheitspolizei geworden…. Dabei kamen Einschüchterungsmethoden wie Festnahmen mitten in der Nacht zur Anwendung, und der Verhaftete durfte meist nicht mit der Außenwelt in Verbindung treten – monatelang oder für immer… Selbst unsere jüdischen Quellen räumten ein, dass die Juden, die in der Regierung Schlüsselpositionen bekleiden, äußerst unbeliebt waren. Zu diesen Männern gehörten Minc, Berman, Olczewski, Radkiewicz und Spychalski… Unter der Miliz herrschte gegenüber den Juden eine sehr negative Einstellung, weil die von Radkiewicz beherrschte Sicherheitspolizei sowohl die Miliz als auch die Armee dominierte… Außerdem gab es sowohl bei der Sicherheitspolizei als auch bei der Polizei für innere Sicherheit viele Juden aus Russland.“

Erst nach elf Jahren lockerte sich die jüdische Kontrolle des Terrorapparats. Im Mai 1956 musste einer der beiden stellvertretenden Ministerpräsidenten, Jakub Berman (der laut der New York Times vom 21. Oktober 1956 „als Moskaus Mann Nummer eins in Polen“ galt), seinen Sessel räumen, und Anfang Oktober nahm Hilary Minc („der als Moskaus Mann Nummer zwei gilt“), ebenfalls seinen Hut. Bermans Nachfolger Nowak wurde gleich nach seinem Amtsantritt als „antisemitisch“ attackiert.

So bot sich die Lage in Polen am Vorabend der nationalen Erhebung vom 20. Oktober 1956 also dar. Wie Russland, Ungarn und Bayern in den Jahren 1917-1919 musste auch Polen, das zuvor nie unter einem kommunistischen Regime gelebt hatte, die Erfahrung machen, dass der Terror, mit dem sich die Roten an der Macht hielten, seinem Wesen nach jüdisch war. Jeglicher Versuch, die Gewaltherrschaft abzuschütteln, wurde in Amerika und England als „antisemitisch“ beargwöhnt. Wie in anderen Ländern stellte sich die „jüdische Frage“ somit auch in Polen in voller Schärfe.

Laut Berichten amerikanischer Rabbiner und Journalisten, die das Land in jenen Jahren besuchten, scheint die Lage jener Juden, die keine hohen Posten bekleideten, besser gewesen zu sein als jene der nichtjüdischen Bevölkerungsmehrheit. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass sich die Zahl der heute in Polen lebenden Juden laut jüdischen „Schätzungen“ auf 30.000 (New York Times, 13. Juli 1956) bis 50.000 (New York Times, 31. August 1956) beläuft. Folgt man den gängigen Nachschlagewerken, so hat Polen gegenwärtig rund 25 Millionen Einwohner. Sofern die eben zitierten Statistiken stimmen, stellen die Juden also nur den Bruchteil eines Prozents der polnischen Bevölkerung. In unserem Jahrhundert hat es noch nie eine dermaßen kleine Minderheit geschafft, „in Schlüsselpositionen fast schon die Mehrheit“ zu erringen und „ihre eigenen Leute bei der Vergabe lukrativer Posten bevorzugt zu behandeln“.

Noch aufschlussreicher war der Fall Ungarn, das 1945 seine zweite Erfahrung mit dem Kommunismus machte und dabei entdecken musste, dass der Terror nicht nur abermals jüdisch war, sondern von denselben Leuten ausgeübt wurde wie beim ersten Mal.

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Dass die sowjetische Besatzungsmacht Terroristen, die wegen ihrer sechsundzwanzig Jahre zuvor verübten Untaten beim ungarischen Volk bitter verhasst waren (Einzelheiten folgen später in diesem Kapitel), in den Sattel hob, ist der bisher stärkste Beweis für die Existenz einer Macht, die von Moskau aus die Revolution kontrolliert und ihren Greueln bewusst einen talmudistischen (und nicht russischen) Anstrich gibt.

Unter diesen Umständen – die man in der „freien Welt“ nicht begriff – begannen die Kräfte der nationalen Wiedergeburt an den Ketten zu zerren, die ihre Völker gefangen hielt. Am 19. Oktober 1956 wurde Wladislaw Gomulka, der unter dem Berman-Minc-Regime 1951 als „Abweichler“ verhaftet und 1954 freigelassen worden war, wieder ins Zentralkomitee der polnischen KP aufgenommen. Er galt als nationaler Hoffnungsträger, denn er war zwar Kommunist, aber Pole. Einen Tag darauf, am 20. Oktober, tat er etwas, was den Charakter unseres Jahrhunderts radikal hätte ändern können, hätte man im zweiten Zentrum der jüdischen Macht, Palästina, nicht beschlossen, die mögliche Befreiung Osteuropas zu sabotieren. Gomulka präsentierte der polnischen Nation eine regelrechte Unabhängigkeitserklärung; er prangerte die „Missherrschaft der letzten zwölf Jahre“ an, versprach freie Wahlen und erklärte, das polnische Volk werde sich „mit allen Mitteln wehren, damit wir nicht von dem Weg, der zur Demokratisierung führt, abgedrängt werden.“

Diese unerschrockenen Worte sprach Gomulka ungeachtet der Tatsache aus, dass der sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow persönlich nach Polen geflogen war, um die gefährliche Entwicklung im Keim zu ersticken. Sowohl Gomulka als auch der neue Parteichef Edward Ochab (laut Sulzberger ebenfalls ein „Antisemit“) boten Chruschtschow unerschrocken die Stirn. “Wenn ihr eure Truppen nicht sofort haltmachen lasst, verlassen wir diesen Saal und brechen sämtliche Kontakte ab“, soll Ochab gedroht haben. Die polnische Armee stand Gewehr bei Fuß, um ihre Heimat zu verteidigen, und Chruschtschow strich die Segel.

Der verhassteste Mann in Polen war damals Konstantin Rokossowski, ein gebürtiger Pole, der aber dreieinhalb Jahrzehnte lang in der UdSSR gelebt und es bei der Roten Armee bis zum Marschall gebracht hatte. Im Sommer 1944 befehligte er die auf Warschau marschierenden sowjetischen Truppen, ließ diese jedoch vor den Toren der Hauptstadt Halt machen, so dass die SS den Warschauer Aufstand blutig niederschlagen konnte. (Den New Yorker Journalisten gilt auch er als „Antisemit“, was für diese Leute wohl eine noch schlimmere Sünde ist als sein Verrat an den Freiheitskämpfern.) Chruschtschow ließ Rokossowski nach Moskau abberufen, und als Symbol für die Wiedergeburt des Landes wurde Kardinal Wyszynski, den das Berman-Minc-Regime 1953 hatte verhaften lassen, auf freien Fuß gesetzt.

Polen verfiel in einen Freudentaumel. Die Revolution hatte ihre erste große Niederlage erlitten; der Glaube hatte triumphiert (denn so wurde Wyszynskis Freilassung allgemein gedeutet), und ein von der Außenwelt im Stich gelassenes Land hatte aus eigener Kraft einen ersten, großen Schritt auf seine Befreiung hin unternommen.

Nun sprang der Funke auf Ungarn über. Die erstaunlichen Ereignisse in Polen gerieten über Nacht in Vergessenheit, denn was sich jetzt in Ungarn tat, war noch weitaus dramatischer. Es war, als wolle die Vorsehung die Freiheitskämpfer für ihren selbstlosen Mut belohnen, und das Ende der Tyrannei schien zum Greifen nahe.

Am 22. Oktober 1956, zwei Tage nach der faktischen Unabhängigkeitserklärung Polens, versammelten sich die Ungarn auf den Straßen, um die Wiedereinsetzung von Imre Nagy als Premierminister sowie den Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen zu fordern.

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Kaum einer der Demonstranten ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass eben eine nationale Erhebung begonnen hatte, die sich schon bald zu einem nationalen Befreiungskrieg entwickeln sollte.

Der verhassteste Mann in Ungarn war damals Erno Gerö, Chef der ungarischen KP und der dritte jüdische Terrorist, den Moskau als Verweser ins Land der Magyaren geschickt hatte. Den Anstoß zur Explosion gab also nicht nur der angestaute Zorn des Volkes über die Entwicklung von 1945 bis 1956, sondern auch die Erinnerung an den Terror von 1918 und 1919.

Wie Gomulka in Polen wurde Imre Nagy in Ungarn zum nationalen Hoffnungsträger. Er galt als „Nationalkommunist“, weil er kein Fremdstämmiger, sondern ein Magyare war, so wie Gomulka ein Pole war. Hätte er ungehindert walten können, so hätte er zweifellos Schritte eingeleitet, um die nationale Souveränität seines Landes sowie die bürgerlichen Freiheiten wiederherzustellen; anschließend hätte er seinen Platz vermutlich einem gewählten Nachfolger überlassen. Die Popularität, die er zur Zeit des Aufstandes genoss, ging vor allem darauf zurück, dass seine jüdischen Rivalen, Matyas Rakosi und Erno Gerö, ihn 1953 seines Amtes als Premierminister enthoben und 1955 aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen hatten.

Was das ungarische Volk wirklich wollte, ging aus den Forderungen und Entwicklungen der folgenden Tage klar hervor: Wie das polnische Volk verlangte es die Rückkehr zum nationalen Glauben, also dem Katholizismus (die Freilassung des von der gefürchteten Geheimpolizei eingekerkerten Bischof Mindszenty gehörte zu den ersten Maßnahmen der Widerstandskämpfer), die Befreiung der Nation durch den Abzug der sowjetischen Besatzer, die Auflösung der Geheimpolizei und die Bestrafung der Chefterroristen. Diese Forderungen wurden zunächst auf friedlichem Wege, mittels gewaltloser Kundgebungen, geäußert.

Eine sehr glaubwürdige Schilderung der Ereignisse hat kein anderer als der kommunistische Diktator Jugoslawiens, Josef Tito, geliefert. Am 15. November 1956 äußerte er sich in einer Rundfunkansprache wie folgt:

„Als wir in Moskau waren, erklärten wir, Rakosis Regime und Rakosi selbst seien nicht fähig, den ungarischen Staat zu leiten oder innerlich zu einigen… Leider glaubten uns die sowjetischen Genossen nicht… Als die ungarischen Kommunisten selbst Rakosis Rücktritt forderten, begriffen die sowjetischen Führer, dass es so nicht weitergehen konnte, und stimmten seiner Ablösung zu. Doch begingen sie den Fehler, ein Veto gegen die gleichzeitige Entlassung Gerös und anderer Rakosi-Anhänger einzulegen… Sie genehmigten die Ablösung Rakosis nur unter der Bedingung, dass Gerö seinen Posten behalten durfte… Dieser betrieb dieselbe Politik wie Rakosi und war genau so schuldig wie er. Er betitelte die Hunderttausenden von Demonstranten, die sich damals mit friedlichen Kundgebungen begnügten, als ‚Mob' (ein Augenzeuge bekundete, dass Gerö von ‚schmutzigen faschistischen Banditen' gesprochen und noch andere Ausdrücke verwendet hatte, die zu unanständig sind, als dass man sie wiederholen könnte). Dies brachte das Pulverfass zum Explodieren. Gerö wandte sich an die Armee. Es war ein Fehler, zu einem Zeitpunkt, wo die Demonstrationen immer noch im Gange waren, die Sowjetarmee zur Hilfe zu rufen… Das empörte die Menschen noch mehr, und es kam zu einer spontanen Revolte… Nagy rief das Volk zum bewaffneten Widestand gegen die Sowjets auf und bat die westlichen Länder zu intervenieren.“

Fassen wir zusammen: Auch nach der Wiederernennung Imre Nagys zum Premierminister behielt Gerö auf sowjetisches Verlangen seine Position als Parteichef bei. Seine unflätige Beschimpfung der Demonstranten führte dazu, dass die Kundgebungen gewalttätig wurden, worauf Gerö die Rote Armee aufforderte, die Ordnung wiederherzustellen.

Als die sowjetischen Panzer und Gerös Strolche von der Geheimpolizei am 24. Oktober auf dem Parlamentsplatz mit Demonstranten zusammenprallten, eröffneten sie das Feuer, mit dem Ergebnis, dass die Straßen mit Toten und Verwundeten übersät waren.

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Dies bildete den Auftakt zum eigentlichen Aufstand. Die ungarische Nation erhob sich geschlossen gegen die Sowjettruppen und die verhasste Geheimpolizei, und innerhalb weniger Tage erlitt die Revolution eine Niederlage, im Vergleich zu der ihre kürzliche Demütigung in Polen bloß ein geringfügiger Rückschlag gewesen war.

Für Kardinal Mindszenty öffneten sich die Gefängnistore. Imre Nagy gab dem verhassten Gerö den Laufpass, worauf sich letzterer gemeinsam mit Rakosi nach Moskau absetzte. Die Angehörigen der Geheimpolizei wurden von Jägern zu Gejagten, ihre Kasernen wurden gebrandschatzt. Stalins Statue wurde niedergerissen und in Stücke gehauen. Die ungarischen Soldaten beteiligten sich entweder aktiv am Aufstand oder bewahrten zumindest wohlwollende Neutralität; die (größtenteils aus Russen bestehenden) Sowjettruppen legten in vielen Fällen offene Sympathie für die Aufständischen an den Tag; viele ihrer Panzer wurden zerstört. Es war dies der hoffnungsvollste Augenblick der europäischen Geschichte seit 1917, doch in der Ferne schickte sich der Zionismus an, der Revolution aus der Klemme zu helfen, und schon nach wenigen Tagen war alles vorbei.

Auf die zweite Phase des ungarischen Volkskrieges werden wir später ausführlicher eingehen. Die vorhergehenden Anmerkungen, die dem Leser den historischen Hintergrund der Ereignisse in Erinnerung rufen, waren erforderlich, weil Ungarn den überzeugendsten Beweis für unsere These darstellt. Aus irgendwelchen Gründen war Moskau im Fall Ungarns ganz besonders entschlossen, die Juden vor aller Welt als Drahtzieher des Terrors erscheinen zu lassen, so dass das ungarische Drama anschaulicher denn jedes andere einen Beweis für die fortdauernde jüdisch-talmudistische Kontrolle der Revolution sowie deren Zentrale in Moskau liefert.

Das 1919 in Ungarn an die Macht gekommene kommunistische Regime, das nach einer kurzen, mitleidlosen Terrorherrschaft vom magyarischen Volk ohne Hilfe von außen gestürzt wurde, war seinem Wesen nach jüdisch; dass ihm auch ein paar Nichtjuden angehörten, vermochte an dieser Tatsache nichts zu ändern. Geführt wurde es von vier Juden – Bela Kun, Matyas Rakosi, Tibor Szamuely und Ernst Gerö-, als deren willige Helfer eine Kohorte von Glaubensgenossen in Erscheinung trat.

Im November 1945 fanden in Ungarn freie Wahlen statt, mit dem zu erwartenden Ergebnis: Die Partei der Kleinbesitzer errang einen überwältigenden Sieg, während die Kommunisten ungeachtet der sowjetischen Truppenpräsenz schwach abschnitten.

Von den vier jüdisch-kommiunistischen Führern des Jahres 1919 waren mittlerweile noch zwei am Leben, Rakosi und Gerö, die aus ihrem sowjetischen Exil nach Ungarn zurückgekehrt waren. (Szamuely war 1919 durch Selbstmord aus dem Leben geschieden, Kun 1939 bei einer sowjetischen Säuberung erschossen worden, doch 1956 wurde er beim Zwanzigsten Parteikongress in Moskau feierlich rehabilitiert – vermutlich ein Wink mit dem Zaunpfahl an die Adresse des ungarischen Volkes.)

Mit Hilfe der terroristischen Geheimpolizei sowie der Roten Armee liquidierten Rakosi und Gerö die Oppositonsparteien; fünf ihnen missliebige Spitzenpolitiker, darunter der bekannte Kommunist Laszlo Rajk, wurden 1949 unter der traditionellen Anklage der „Verschwörung mit den imperialistischen Mächten“ zum Tode verurteilt und gehängt. (Die „imperialistischen Mächte“ ließ dieser Vorwurf kalt, während sie auf die Anklage einer „zionistischen Verschwörung“ 1952 höchst erbost reagierten.) Wie in solchen Fällen üblich legten die Verurteilten vor ihrer Hinrichtung ein umfassendes Schuldbekenntnis ab. Zu jenem Zeitpunkt war Ungarn bereits vollständig sowjetisiert und schmachtete unter einer wahren Schreckensherrschaft. Geleitet wurde der Terror von Gerö:

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Er orchestrierte die Prozesse und ließ den ungarischen religiösen Führer Kardinal Mindszenty verhaften (vor seiner Festnahme hatte dieser die Nation davor gewarnt, irgendwelchen Geständnissen, die er in Haft ablegte, Glauben zu schenken.)

Der ausgeprägt antichristliche Charakter der kommunistisch-jüdischen Herrschaft spiegelte sich in der Behandlung wider, die dem Kardinal in Gefangenschaft zuteil wurde und die er nach seiner Befreiung geschildert hat. (Seine Aussagen wurden im Dezember 1956 in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht.) In der Periode, die zwischen seiner Festnahme und seinem Prozess verstrich, wurde er neunundzwanzig Tage lang gefoltert; er musste sich nackt ausziehen, wurde Tag für Tag mit einem Schlauch geprügelt, in eine kalte und feuchte Zelle gesperrt, was seiner ohnehin schwachen Lunge stark zusetzte, musste obszönen Akten zusehen und wurde zwischen seinen Verhören mit Schlafentzug gequält.

Während mehrerer Jahre unterstand Ungarn der Diktatur zweier Juden, die es – zusammen mit ihren Volksgenossen – bereits 1919 gekreuzigt hatten, und die Regierungsspitze wurde „zu 90% jüdisch“. Im Juli 1953 trat Rakosi als Premierminister zurück, worauf The Times Folgendes berichtete: „Gerö ist der einzige noch im Kabinett verbliebene Jude; unter Rakosi hatte dieses vorwiegend aus Juden bestanden.“ Doch da Rakosi den Posten des Parteivorsitzenden beibehielt und Gerö stellvertretender Ministerpräsident war, änderte sich nicht viel, und als Rakosi im Juli 1956 auch als Parteivorsitzender zurücktreten musste, war sein Nachfolger kein anderer als Gerö – mit den zuvor beschriebenen Folgen.

Kehren wir zu den Ereignissen des Oktober 1956 zurück. Für einen Augenblick machte es den Anschein, auch Gerö werde es nicht gelingen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Am 28. Oktober zogen sich die sowjetischen Truppen zurück, und zwei Tage darauf gab die sowjetische Regierung in einer Rundfunksendung zu, dass es zu „Rechtsverstößen und Fehlern“ gekommen sei, welche „das Prinzip der Gleichheit zwischen sozialistischen Ländern“ verletzt hätten. In der Sendung wurden „Maßnahmen zur Verhütung jeder Möglichkeit einer Verletzung des Prinzips der nationalen Souveränität“ angekündigt, und es wurde vorgeschlagen, die „Frage der auf ungarischem, rumänischem und polnischem Territorium stationierten sowjetischen Truppen zu prüfen“.

War dies lediglich eine List zur Beruhigung der Gemüter, während sich der Mörder auf die nächste Schurkentat vorbereitete, oder hatte die Sowjetführung tatsächlich einen Rückzieher unternommen, unter dem Zwang der Umstände ihre Fehler eingeräumt und somit Hoffnungen auf eine echte Versöhnung zwischen den Völkern aufkeimen lassen?

Wie sich die Lage entwickelt hätte, wenn Israel nicht im Bund mit England und Frankreich in Ägypten eingefallen wäre, weiß niemand. Die – von Briten und Franzosen tatkräftig unterstützte – zionistische Aggression half der Revolution aus der Patsche: Wie auf den Wink eines Zauberers hin wandten sich die Augen der Welt von Ungarn ab und dem Nahen Osten zu. Vergeblich bat Nagy am folgenden Tag den Westen um Hilfe und wies darauf hin, dass 200.000 sowjetische Soldaten mit 5.000 Panzern in Ungarn einrückten.

In Budapest kam es zu einer recht eigentlichen Schlächterei; große Teile der Stadt verwandelten sich in ein Trümmerfeld. Am 7. November verstummte die Stimme des letzten freien ungarischen Radiosenders (Radio Rakoczy in Dunapentele), so wie die Stimme der Polen Anno 1944 und jene der Tschechen Anno 1939 verstummt war, nachdem sie dem Westen ihre Trauer bekundet hatten.

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„Dies ist unsere letzte Sendung“, teilte Radio Rakoczy seinen Hörern mit. „Wir werden von sowjetischen Panzern und Flugzeugen überflutet.“ Wie der Wiener Korrespondent der New York Times berichtete, folgte diesen Worten „ein lautes krachendes Geräusch. Dann herrschte Schweigen.“

Imre Nagy flüchtete in die jugoslawische Botschaft, verließ diese jedoch, nachdem ihm die Sowjets freies Geleit zugesichert hatten, und verschwand dann auf Nimmerwiedersehen.[note] Kardinal Mindszenty fand Zuflucht in der US-Botschaft. Ende November berichtete der kubanische Abgeordnete bei den Vereinten Nationen, der über zuverlässige Informationen verfügte, in Ungarn seien 65.000 Menschen getötet worden. Mehr als 100.000 Ungarn waren nach Österreich geflohen, ein kleines Land, das von der angeschlagenen Ehre des Abendlandes rettete, was noch zu retten war, indem es sämtliche Flüchtlinge aufnahm ohne Fragen zu stellen. Einige Tausend der Geflüchteten kamen später in die Vereinigten Staaten; dort wurden sie von Verteidigungsminister Wilbur Bruckner empfangen, der ihnen befahl, die amerikanische Fahne zu grüßen und Präsident Eisenhower zu applaudieren.

Jene Tage haben die Welt tatsächlich erschüttert, und wäre die ganze Wahrheit ans Licht gekommen, so wäre die Erschütterung noch wesentlich größer gewesen. Die damaligen Geschehnisse hatten bewiesen, dass die wahren Werte des Abendlandes nun von den geknechteten Völkern Osteuropas hochgehalten wurden und nicht von den USA, Großbritannien oder Frankreich. Diese Länder hatten Ungarn den Rücken gekehrt; ihre ganze Aufmerksamkeit galt der Entwicklung im Nahen Osten, welche die Hoffnung auf eine Befreiung Osteuropas über Nacht zunichte gemacht hatte. Die Zusammenarbeit zwischen dem revolutionären Kommunismus und dem revolutionären Zionismus hatte so perfekt geklappt wie weiland im Oktober 1917; die beiden Zwillingsbrüder hatten einander nach Kräften geholfen. Die UNO fand keine Zeit, um die Lage in Ungarn auf ihre Agenda zu setzen, und nachdem der Aufstand in Blut ertränkt worden war, ließ sie es mit lahmen Protesten bewenden.

In Ungarn selbst wurde der abgehalfterte Gerö durch einen anderen Kommissar von 1919 ersetzt, Ferenc Münnich, der bereits unter Bela Kun eine prominente Rolle gespielt hatte und nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem sowjetischen Exil nach Ungarn zurückgekehrt war. In den Jahren 1946 bis 1949, als Rakosi die zweite Runde des Terrors einläutete, war Münnich (ein Nichtjude) Polizeichef gewesen. Nun wurde er in der von Moskau eingesetzten Kadar-Regierung Stellvertretenden Ministerpräsident, Verteidigungsminister sowie Minister für Öffentliche Sicherheit. Janos Kadar selbst hatte in der Vergangenheit mehrere Male ein gewisses Maß an Unabhängigkeit an den Tag gelegt und war deshalb wenig mehr als eine Galionsfigur, die keine echte Macht ausüben durfte. Laut der New York Times war Münnich „Moskaus As, das Kadar kontrolliert“.

So senkte sich die Nacht abermals über Ungarn. Die Magyaren mussten sich mit den Worten Präsident Eisenhowers trösten, der beteuert hatte, ihre Tragödie gehe ihm „sehr zu Herzen“. Die – während der Oktoberrevolution von 1917 – gelegte Zeitbombe war im Nahen Osten just zu einem Zeitpunkt explodiert, wo die Revolution ihr bisher größtes Fiasko erlitten hatte und ihr die totale Niederlage drohte. War die internationale Lage eben noch so hoffnungsvoll gewesen wie nie in den Jahren zuvor, so war sie jetzt trostloser denn je zuvor. Die Sowjets durften in Ungarn ungestört

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ein Massaker anrichten, während sich die Westmächte in Sachen Israel, Ägypten und Suezkanal in den Haaren lagen. Die ganze Welt blickte wie gebannt auf den Nahen Osten, und die Sowjetführer, an deren Händen das Blut einer europäischen Nation klebte, konnten gemeinsam mit dem Rest der Welt über England und Frankreich herziehen, weil sie sich an der israelischen Aggression gegen Ägypten beteiligt hatten.

Es erwies sich, dass die Gründung eines zionistischen Staates in Palästina noch verhängnisvollere Konsequenzen hatte als die – ebenfalls von talmudistischen Juden geführte – kommunistische Revolution in Russland. Deshalb wollen wir uns bei unserer Analyse der Ereignisse des vergangenen Jahrzehnts nun der Geschichte des Zionistenstaates zwischen seiner gewaltsamen Schaffung Anno 1948 und seinem Überfall auf Ägypten Anno 1956 zuwenden.

 

2.  Der zionistische Staat

In jenen Jahren entpuppte sich der missbräuchlicherweise „Israel“ genannte Kleinstaat als Gebilde, das in der Weltgeschichte einzigartig dastand. Wie von Anfang an geplant, wurde er grösstenteils von nichtsemitischen, chasarischstämmigen Juden aus Russland aus der Taufe gehoben und besiedelt. Seine ideologische Grundlage war ein weit ins Altertum zurückreichender Stammesglaube, an den die „Israelis“ keinerlei blutmässige Bindungen besassen; dass das levitische Gesetz des alten Juda in diesem Staat wortwörtlich ausgelegt wurde, verlieh ihm einen rabiat chauvinistischen Charakter. Aufgrund seiner Kleinheit war er in keiner Hinsicht lebensfähig und existierte vom Augenblick seiner Gründung an einzig und allein dank dem Geld und den Waffen, welche seine mächtigen Unterstützer in den grossen Ländern des Westens letzteren durch Erpressung abnötigen konnten. Während der ersten Jahre seiner Existenz stellte er die grossen Kriegsherren der Geschichte mit seinen kriegerischen Taten und seinen martialischen Worten in den Schatten. Seine Regierung bestand aus Stammesgenossen jener, die für den Terror in Polen und Ungarn verantwortlich waren; tagtäglich drohte es seinen semitischen Nachbarvölkern jene Vernichtung und Versklavung an, die ihnen die Leviten im fünften Mosesbuch in Aussicht gestellt haben.

Die Zionisten glaubten sich dieses dreiste Gebahren erlauben zu können, weil sie davon überzeugt waren, dass ihre Macht in den Hauptstädten des Westens gross genug war, um allfällige Widerstände seitens der dortigen Regierungen im Keim zu ersticken und letztere zur bedingungslosen Unterstützung ihres Staates zu zwingen. Insbesondere in Amerika führten sie sich so auf, als sei dieses ihre Kolonie, und das Verhalten der US-Regierung bestätigte die Richtigkeit dieser Einschätzung. In Israel selbst waren Gesetze gegen Konversionen und Mischehen erlassen worden, die jenen des vielgeschmähten Hitler glichen wie ein Ei dem anderen; jenseits der israelischen Grenzen lebten Massen aus ihrer Heimat vertriebener, verelendeter Araber, deren Zahl infolge ihrer grossen Fruchtbarkeit innerhalb von acht Jahren auf fast eine Million anwuchs. Sie, und ihre unfreiwilligen Gastgeber, wurden durch regelmässige Überfälle und Massaker daran erinnert, dass über ihnen nach wie vor das Schicksal von Deir Yasin hing: „Tötet Männer, Frauen und Kinder bis zum letzten… lasst nichts leben, was atmet.“ Die westlichen Länder, die bei der Geburt des zionistischen Staatswesens Pate gestanden hatten, quittierten diese Drohungen mit missbilligendem Gemurmel, was sie freilich nicht daran hinderte, Israel weiterhin finanziell aufzupäppeln und ihm Waffen für den Krieg zu liefern, vor dem sie sich zu fürchten vorgaben. Wie weiland Dr. Frankenstein hatten sie ein Monstrum geschaffen, das sie nicht zu kontrollieren vermochten.

Mochte dieser künstliche Staat auch ohne Hilfe von aussen nicht überlebensfähig sein, so war er doch sehr wohl fähig, weltweit Unruhe zu stiften. Vom Augenblick seiner Gründung an stellte er eine Gefahr für den Weltfrieden dar. Er liess folgende tröstliche alttestamentarische Verheissung Wirklichkeit werden:

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„Und der Herr sprach zu mir: […] Von heute an will ich Furcht und Schrecken vor dir auf alle Völker unter dem ganzen Himmel legen, damit, wenn sie von dir hören, ihnen bange werden soll vor deinem Kommen.“ (5. Mose 2; 1,25.)

Auf sich alleine gestellt, wäre dieser Staat rasch zusammengebrochen, so wie die „jüdische Heimstatt“ der Zwischenkriegsjahre ohne Hilfe von aussen über Nacht kollabiert wäre. Trotz der Macht des Chauvinismus, der bei den ihm Verfallenen zumindest eine Zeitlang fast jeden anderen Impuls zu übertönen vermag, kehrten schon nach wenigen Jahren Heerscharen ernüchterter Juden diesem Staatswesen den Rücken. Bereits 1951 hätte die Zahl der Auswanderer jene der Einwanderer übertroffen, hätte der Eiserne Vorhang nicht plötzlich „wundersame Risse gezeigt“ (so die New York Harald Tribune im April 1953). Da solche Risse nicht ohne Genehmigung von ganz oben zu entstehen pflegen, lautet der unabweisliche Schluss, dass der Kommunismus seinem zionistischen Zwillingsbruder damals zur Hilfe geeilt ist, indem er ihm neue Bürger lieferte. Trotzdem liessen sich im Jahre 1952 lediglich 24.470 Juden in Israel nieder, während immerhin 13.000 den Staub jenes Landes von ihren Füssen schüttelten, und anno 1953 (dem letzten Jahr, für das mir Statistiken vorliegen) waren laut der Jewish Agency mehr Auswanderer als Einwanderer zu verzeichnen. Im Juni jenes Jahres gab ein Dr. Benjamin Avniel in Jerusalem bekannt, dass von Januar bis Mai nur 8.500 Immigranten eingetroffen waren, während die Zahl der Emigranten bei sage und schreibe 25.000 lag.

Ohne massive Unterstützung von aussen würde Israel – ein Staat, der seinen Bürgern kaum mehr zu bieten hatte als Chauvinismus – binnen kürzester Zeit ausbluten. Ein ungeschminktes Bild von den dort herrschendenVerhältnissen zeichnete der seit sechzig Jahren in Palästina lebende Moshe Smilanski in der Jewish Review vom Februar 1952:

„Als das britische Mandat zu Ende ging, herrschte im Land der Wohlstand. Die privaten und staatlichen Lebensmittelgeschäfte waren voll, und es gab grosse Vorräte an Rohstoffen. Das Land besass bei der Bank of England ein Guthaben in Höhe von dreissig Millionen Pfund, von einer grossen Menge britischer und amerikanischer Wertpapiere ganz abgesehen. Als Landeswährung waren dreissig Millionen Pfund im Umlauf, die denselben Wert besassen wie das Pfund Sterling… Die Mandatsregierung hinterliess uns eine solide Infrastruktur, den Tiefseehafen in Haifa, zwei Häfen in Jaffa und Tel Aviv, grosse, gut ausgestattete militärische und zivile Flughäfen, anständige Kasernen sowie die Raffinerien von Haifa. Die geflohenen Araber liessen ungefähr fünf Millionen Dunam Ackerland mit Gemüsegärten, Orangenhainen, Ölbäumen, Reben und Obstbäumen zurück, ferner ca. 75.000 teils sehr elegante Wohnhäuser in den Städten, rund 75.000 Läden und Werkstätten sowie viel bewegliches Eigentum, Möbel, Teppiche, Juwelen etc. All dies zeugte von Wohlstand, und wenn wir in Israel in Armut versunken sind, machen wir dafür die exzessive bürokratische Zentralisierung verantwortlich, die Einschränkung des privaten Unternehmertums und die Versprechen eines sozialistischen Regimes der Gegenwart.“

Im April 1953 sprach Hurwitz von der Revisionistischen Partei Israels vor einer jüdischen Zuhörerschaft in Johannesburg von einer „Degenerierung“ des zionistischen Staates und fügte hinzu, er könne die Augen nicht vor den alarmierenden Tatsachen verschliessen: „Wirtschaftlich steht das Land am Rande des Bankrotts. Die Einwanderung ist zu einem Rinnsal geschrumpft, und in den letzten Monaten haben mehr Menschen das Land verlassen, als neu eingewandert sind. Ausserdem gibt es

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50.000 Arbeitslose und Tausende von Kurzarbeitern.“

Es lohnt sich durchaus, diese beiden Zitate aus jüdischem Munde – und ich könnte noch eine ganze Anzahl ähnlicher anführen – mit dem idyllischen Bild von Israel zu vergleichen, das die Politiker des Westens ihrer ahnungslosen Bevölkerung vorgaukeln. Ein Clement Davies, Chef der britischen Liberalen, die anno 1906 im Unterhaus 401 Sitze innehatten und ein halbes Jahrhundert später, unter der Führung von Mr. Davies, noch sechs -, rühmte laut derselben Zeitung, welche die Ausführungen von Hurwitz wiedergab, „den Fortschritt des jüdischen Staates, der ihm wie ein Wunder vorkam, und bezeugte, dass dieser Staat auf bestem Wege ist, sich zu einem Land zu wandeln, in dem Milch und Honig fliessen“ . Ungefähr zur selben Zeit tat Franklin D. Roosevelt junior bei einer Wahlkampagne in New York (wo das Votum der jüdischen Bevölkerungsgruppe als entscheidend gilt) folgenden Ausspruch: „Israel ist eine Insel des Lebens und der Hoffnung in einem brandenden Meer arabischer Völker. Es ‚verkauft' der freien Welt die Freiheit erfolgreicher als jegliche Propaganda, die wir von den USA aus betreiben könnten.“

Adlai Stevenson, der sich anno 1952 um das Amt des amerikanischen Präsidenten bewarb, äusserte sich vor einem zionistischen Publikum wie folgt: „Israel hat alle Menschen, die Zuflucht vor Prüfungen suchten, mit offenen Armen und warmem Herzen aufgenommen… Amerika täte gut daran, seine eigene Einwanderungspolitik nach dem Vorbild der grosszügigen Nation Israel zu gestalten, und dies muss unser Ziel sein.“ Dieser Satz lässt sich nur so interpretieren, dass die Bevölkerung der Vereinigten Staaten vertrieben und das gesamte Land den Indianern zurückgegeben werden soll. Ein weiterer Präsidentschaftskandidat, Stuart Symington, sagte: „Israel ist ein Beispiel dafür, wie man mit Standhaftigkeit, Mut und konstruktivem Handeln einen Sieg für die demokratischen Ideale erringen kann, anstatt vor dem kommunistischen Imperialismus das Feld zu räumen.“ Während Herr Symington diese weisen Worte aussprach, hissten die Schüler in Israel auf Geheiss ihrer Regierung am ersten Mai die rote Fahne, und die Politiker in Washington zeterten über „Antisemitismus hinter dem Eisernen Vorhang“.

Gegen diese schamlose Verzerrung der Tatsachen durch die führenden Politiker sämtlicher Parteien in Amerika und England durften einzig und allein Juden protestieren (aus den früher erwähnten Gründen wurden nichtjüdische Kritiker wie schon in den Jahrzehnten zuvor de facto mit einem Publikationsverbot beleg). Zu den jüdischen Dissidenten gehört beispielsweise William Zukerman, der folgende scharfe Attacke gegen den Zionismus ritt:

„Die allgemein akzeptierte Theorie, wonach die Gründung des Staates Israel das jüdische Volk einigen und zusammenschweissen werde, hat sich als unrichtig erwiesen. Ganz im Gegenteil: Der Kongress [d. h. der Zionistische Kongress in Jerusalem im Jahre 1951] hat dramatisch unter Beweis gestellt, dass die Schaffung eines politischen jüdischen Staates nach zweitausend Jahren eine neue, ausgeprägte Spaltung zur Folge hatte, wie sie die Juden jahrhundertelang nicht mehr gekannt hatten, und dass Israel die Juden auch in Zukunft viel eher spalten als einigen wird… Man tut so, als übe Israel auf irgendeine mystische Weise eine einzigartige Rechtssprechung über die zehn bis zwölf Millionen Juden aus, die ausserhalb seiner Grenzen in den restlichen Ländern der Welt leben… Es ist dazu verurteilt, weiter zu wachsen, indem es Juden aus der ganzen Welt aufnimmt, auch wenn diese in ihren gegenwärtigen Heimatländer glücklich und zufrieden leben…. Juden, die seit Generationen, ja seit Jahrhunderten dort ansässig waren, müssen laut dieser Theorie

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‚aus dem Exil befreit' und mittels Masseneinwanderugn nach Israel gebracht werden… Israelische Führer aller Parteien von der radikalen Rechten bis zur radikalen Linken, darunter auch Präsident Ben-Gurion, verlangen bereits unverhohlen, dass amerikanische Juden, und insbesondere Zionisten, ihr Versprechen gegenüber dem alten Heimatland einlösen und sich in Israel niederlassen oder doch wenigstens ihre Kinder dorthin schicken… Der Jerusalemer Kongress hat die Blütezeit des amerikanischen Zionismus offiziell beendet und eine Periode des überbordenden israelischen Nationalismus eingeläutet, nach dem Muster des verstorbenen Vladimir Jabotinsky, der von einem grossen jüdischen Staat auf beiden Seiten des Jordan träumte, welcher sämtliche Juden aufnehmen und zur grössten militärischen Macht im Nahen Osten werden sollte.”

Nicht minder herbe Kritik am Zionismus äusserte Lessing J. Rosenwald:

„Wir bekunden unseren unbeugsamen Widerstand gegen sämtliche Programme, die darauf abzielen, die Juden in einem nationalistischen Block mit besonderen Bindungen an einen fremden Staat – Israel – zu verwandeln. Die von Ben-Gurion für den amerikanischen Zionismus festgelegte Politik ermuntert die Zionisten zu einer Intensivierung ihrer Bestrebungen, die amerikanischen Juden geistig und kulturell von einem fremden Staat abhängig zu machen… Wir halten den ‚jüdischen' Nationalismus für eine Verzerrung unseres Glaubens, weil er dessen universale Bedeutung auf die Dimension eines nationalistischen Kultes reduziert.“

Diesen jüdischen Protesten lag natürlich die Sorge über den spalterischen Einfluss des Zionismus auf die Juden zugrunde, doch ist dies lediglich ein nebensächlicher Aspekt des Problems. Die wirkliche Gefahr des Zionismus liegt und lag darin, dass er die Macht besitzt, die Völker der Welt gegeneinander aufzuhetzen und die Gefahr eines Kriegs heraufzubeschwören, bei dem auf ein jüdisches Opfer hundert oder tausend nichtjüdische kämen.

Auf diese offensichtliche Bedrohung hinzuweisen, gilt in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts als Häresie. Die Stimmen nichtjüdischer Warner werden unterdrückt, und jüdische Warnungen verhallen ungehört. 1953 lieferte die in New York erscheinende jüdische Zeitschrift Commentary einen beklemmenden Beweis dafür, dass die Welt einen Schritt näher an den Rand des Abgrunds gerückt ist, schrieb sie doch: „Das Überleben und die Stärkung Israels ist zu einem festen Element der amerikanischen Aussenpolitik geworden, und kein Wahlergebnis, kein politischer Wandel wird hieran etwas ändern.“

Ein weiteres Mal wird hier kaum verhohlen auf jene höhere Macht angespielt, von der ich bereits früher gesprochen habe und der sämtliche Präsidenten, Premierminister und Regierungen unterstehen. Erinnern wir uns daran, was der britische Minister Leopold Amery, der vor dem Zweiten Weltkrieg für Palästina verantwortlich war, damals gesagt hat: „Die Politik ist festgelegt und kann nicht verändert werden.“ Solche ominösen Aussprüche von Persönlichkeiten, die augenscheinlich Bescheid über die Existenz einer hinter den Kulissen wirkenden Macht wissen, lassen tief blicken. Sie mögen zwar kryptisch anmuten, sind aber nichtsdestoweniger eindeutig und kategorisch und beweisen, dass der Westen weder in naher noch in ferner Zukunft gewillt sein wird, den Zionisten seine Unterstützung zu entziehen. Der Gewissheit, die aus diesen Worten spricht, muss etwas Stärkeres zugrunde liegen als blosse Drohungen oder auch die Fähigkeit, „die jüdischen Stimmen“ in die Waagschale zu werfen und die Presse im gewünschten Sinne zu lenken. In ihnen offenbart sich der Hochmut des Herrn, der genau weiss,

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dass die Galerensklaven ihre Pflicht tun werden, weil sie angekettet sind und nicht entkommen können.

Die New York Times, meines Erachtens ein glaubwürdiges Sprachrohr der weltweiten jüdischen Macht, hat schon sehr oft auf diesen geheimen Bund – oder diese geheime Kapitulation, je nachdem, welchen Ausdruck man bevorzugt – angespielt; in einem anno 1956 in dieser Zeitung erschienenen Artikel konnte man beispielsweise lesen: „Grundsätzlich macht die politische Unterstützung, welche der Staat Israel in den USA geniesst, es für die amerikanische Regierung unmöglich, eine israelischen Interessen abträgliche Lösung auch nur zu erwägen.“ Falls sich diese Aussage lediglich auf die Kontrolle der Wahlmaschinerie bezieht, liefert sie den Beweis dafür, dass das System der parlamentarischen Demokratie mit ihren „freien Wahlen“ Schiffbruch erlitten hat. Meiner Meinung nach ist dies in unserem Jahrhundert in den Staaten des Westens tatsächlich der Fall.

Dieser Zustand bildet die Voraussetzung für das Überleben Israels, denn der Zionistenstaat hielt und hält sich in erster Linie dank amerikanischer Finanzhilfe über Wasser. In ihrer oben zitierten Ausgabe schrieb die Zeitschrift Commentary , bis Juni 1953 habe die amerikanische Regierung Israel Finanzhilfe in Höhe von 293 Millionen Dollar zukommen lassen, wozu noch weitere 200 Millionen in Form von Import-Export-Bankanleihen kämen. Der Jerusalemer Vertreter von Präsident Trumans „technischem Hilfsprogramm“ gab im Oktober 1952 bekannt, dass Israel im Vergleich zu seiner Bevölkerung die weltweit grösste Finanzhilfe und mehr als sämtliche anderen Länder des Nahen Ostens zusammen erhält. Am 12. März 1953 berichtete die New York Herald Tribune, die Gesamtsumme der Gelder (einschliesslich privater Spenden und Leihen), die Israel in den ersten fünf Jahren seines Bestehens aus den Vereinigten Staaten bekommen habe, belaufe sich auf über eine Milliarde Dollar; hierdurch, fügte das Blatt hinzu, sei die Existenz dieses Staates „gesichert“ worden. Hierzu kamen noch die – von Amerika erzwungenen – deutschen Tributzahlungen in Höhe von 520 Millionen israelischer Pfund pro Jahr; wie hoch die Gesamtsumme der deutschen „Wiedergutmachung“ bis 1956 war, habe ich nicht zu ermitteln vermocht. In jenem Jahre sagte der syrische Vertreter bei den Vereinten Nationen, nachdem Israel wieder einmal eine Aggression gegen seinen Staat begangen hatte: „Seit 1948 hat Israel von den USA Spenden, Hilfsgelder, Wertpapiere und Anleihen im Gesamtwert von 1,5 Milliarden Dollar erhalten.“ (Die deutschen Reparationen und andere westlichen Tributzahlen waren in dieser Ziffer nicht inbegriffen.)

Etwas Ähnliches hatte die Welt noch nie gesehen. Ein vom Ausland finanziell so massiv unterstützter Staat kann es sich selbstverständlich leisten, eine kriegerische Politik zu betreiben; nur dank amerikanischem und sonstigem westlichen Geld konnte und kann Israel im Nahen Osten den wilden Mann spielen. Da der zionistische Staat darauf spekuliert, dass der Geldstrom nie versiegen und Washington ihm seine Unterstützung nie entziehen wird – diese Politik ist ja „festgelegt und kann nicht verändert werden“ -, hat er sich ein überaus ehrgeiziges Ziel gesetzt: Er will heute, im 20. Jahrhundert, dem von den Leviten im Jahre 621. v. Chr. im Deuteronomium (Fünften Mosesbuch) niedergeschriebenen „Neue Gesetz“ wieder zu uneingeschränkter Gültigkeit verhelfen. Alle künftigen Ereignisse werden nichts weiter als eine „Erfüllung“ dieses Gesetzes sein: Die zentralasiatischen Khasaren werden dafür sorgen, dass Jahwe seinen Bund einhält, so wie ihn die Leviten schriftlich verewigt haben. Die ersten Ratenzahlungen hat das auserwählte Volk mittlerweile bereits erhalten: Die „Heiden“ haben tatsächlich begonnen, die Schätze der Erde nach Jerusalem zu bringen – in Gestalt amerikanischer Finanzhilfe, deutscher Tributzahlungen etc.

Mit prallvoller Börse fing der kleine Staat an, Phantasien von einer vollständigen „Erfüllung des Gesetzes“ nachzuhängen: Die Grossen dieser Welt würden gedemütigt,

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Zion allmächtig und alle Juden in einem Staat „versammelt“ werden. So erliess Israel ein „Nationalitätengesetz“, das alle jüdische Bewohner des neuen Staates zu Israelis erklärte, und ein „Rückwanderungsgesetz“, dem zufolge sämtliche Juden der Welt das Recht, ja die Pflicht haben, nach Israel „zurückzukehren“, ob sie es nun wünschen oder nicht. In dem 1953 verabschiedeten „Rückwanderungsgesetz“ heisst es unter anderem:

„Die Sammlung der im Exil Befindlichen erfordert permanente Anstrengungen seitens der zerstreuten jüdischen Nation; der Staat Israel erwartet deshalb, dass alle Juden, sei es privat oder in Organisationen, zum Aufbau des Staates sowie zur Unterstützung der Masseneinwanderung beitragen, und er hält es für erforderlich, dass alle jüdischen Gemeinden zwecks Verwirklichung dieses Gesetzes zusammenarbeiten.“

Voraussetzung hierfür ist natürlich ein permanenter, weltweiter „Antisemitismus“, und da sich die grösste jüdische Bevölkerungsgruppe der Welt jetzt in Amerika befindet, muss dort früher oder später eine „antisemitische“ Gefahr herbeigeredet werden.

Diese wie Geister aus verschwundenen Ghettos anmutenden Gesetze bereiten jüdischen Dissidenten wie Zukerman und Rosenwald schwere Sorgen. Aus ihnen spricht der ehrgeizigste Plan, den je ein Staat ersonnen hat. Der aus Russland stammende israelische Premierminister David Ben-Gurion hat die Existenz dieses Projekts immer wieder ausdrücklich bestätigt, beispielsweise am 16. Juni 1951 in einer Botschaft an die Zionisten Amerikas: „Eurer Organisation bietet sich eine seltene Gelegenheit, den Weg für eine einigende und geeinigte zionistische Bewegung zu bahnen,welche in der grossen Ära, die für das jüdische Volke mit der Begründung seines Staates und dem Beginn der Heimkehr der im Exil Lebenden begonnen hat, an der Spitze des amerikanischen Judentums stehen wird.“ Rabbiner Hillel Silver, ein enger Vertrauter Präsident Eisenhowers, erklärte sich besonders erfreut darüber, dass „ Herr Ben-Gurion jetzt die Ansicht vertritt, zur Hauptaufgabe des Zionismus gehöre fortan die Verwirklichung des vollen, unverwässerten zionistischen Programms“ . Im Juni 1952 äusserte sich Ben-Gurion in New York noch deutlicher: „Der jüdische Staat ist nicht die Erfüllung des Zionismus… Der Zionismus umfasst alle Juden überall auf der Welt.“ Ins selbe Horn stiess der zweite israelische Präsident, Ben Zvi, bei seinem Amtsantritt im Dezember 1952: „Die Heimkehr der im Exil Lebenden bleibt auch weiterhin unsere zentrale Aufgabe, und wir werden hier keinen Schritt zurück machen… Unsere historische Aufgabe wird sich ohne die rückhaltlose Unterstützung der ganzen [jüdischen] Nation in West und Ost nicht verwirklichen lassen.“

Hätte ein deutscher Kaiser oder ein Hitler dergleichen von sich gegeben, so hätte sich ein weltweiter Orkan des Protestes erhoben. Das „volle, unverwässerte zionistische Programm“ zeugt fürwahr von grenzenlosem Ehrgeiz. Sein politischer Teil ist in der Thora klipp und klar festgelegt: Dank seinem Bund mit Jahwe wird Israel ein Reich gründen, das sich vom Nil bis zum Euphrat erstreckt, und von dort aus weltweit über die „Heiden“ herrschen. Nur dank der Hilfe des Westens war es möglich, dass ein Programm, welches an und für sich die absurdeste Anmassung der Weltgeschichte darstellt, bisher immerhin ansatzweise verwirklicht worden ist.

Bis 1953 konnte man sich in der Illusion wiegen, die westlichen Politiker sähen die ganze Tragweite ihres Handelns nicht ein, doch im Mai jenes Monats machte Winston Churchill, der damals wieder britischer Premierminister war, eine Aussage, die beweist, dass diese Herrschaften sich der Konsequenzen ihres Tuns sehr wohl bewusst sind. In seinem Disput mit dem ägyptischen Premierminister über den Suezkanal drohte er diesem nicht etwa britische, sondern jüdische Vergeltung an. Vor dem Parlament bezeichnete er die israelische Armee als „die beste im Mittelmeerraum“ und betonte, bei seinen Flugzeuglieferungen an Staaten dieser Region werde Grossbritannien nichts tun, was für Israel nachteilige Folgen haben werde.

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Im Jargon Ben-Gurions und Rabbiner Hillel Silvers fügte Churchill hinzu, er freue sich „auf die Verwirklichung der zionistischen Sehnsüchte“.

Nie zuvor in der Geschichte dürfte ein Staatsoberhaupt je so rückhaltlos für die Interessen eines fremden Landes eingetreten sein – und dies, ohne dass seine eigenen Untertanen davon ahnten! Das israelische Parlament zeigte sich ungemein erfreut über „Churchills freundliche Einstellung gegenüber der gegenwärtigen israelischen Regierung und der zionistischen Bewegung während ihrer gesamten Existenz“. Falls die britische Öffentlichkeit diese Worte überhaupt zur Kenntnis nahm, dann ohne ihren Sinn zu begreifen. Für viele Juden kamen sie überraschend, auch für A. Abrahams, einen gestandenen Revisionisten.

Als „Revisionisten“ bezeichnet man die Anhänger des verstorbenen Vladimir Jabotinsky, die ein Gross-Israel westlich und östlich des Jordans, die Umsiedlung aller Juden der Welt in diesen Staat und dessen Entwicklung zur militärischen Supermacht anstreben. Als feuriger Anhänger dieser Ideologie hätte sich Abrahams eigentlich vor Begeisterung über Churchills Worte überschlagen müssen, doch stellte er mit besorgtem Unterton die Frage, ob diese denn wirklich aufrichtig gemeint gewesen seien: „Als bibelfester Mann weiss der Premierminister sehr wohl, dass die zionistischen Sehnsüchte nicht erfüllt sind, bis Israel vollumfänglich in seinen historischen Grenzen, dem Land der zehn Stämme, wiederhergestellt ist.“

Eine Erfüllung dieser „Sehnsüchte“ ist natürlich nicht ohne einen grossen Krieg möglich. Dies war offensichtlich der Grund dafür, dass Abrahams auf Churchills Skepsis mit einer gehörigen Portion Skepsis, ja beinahe mit Erschrecken reagierte. Sofern sie ernst gemeint waren, hat der britische Premierminister das schwindelerregend ehrgeizige zionistische Projekt bewusst und ohne jede Einschränkung unterstützt, obwohl der Preis, der hierfür zu entrichten wäre, in der Auslöschung all dessen bestünde, was man gemeinhin mit dem Begriff „Abendland“ verbindet.[45]

Die Aggression gegen Ägypten, welche die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit von Ungarn ablenkte und es den Sowjets ermöglichte, den Volksaufstand risikolos niederzuschlagen, war zwar von Churchills designiertem Nachfolger Anthony Eden angeordnet worden, bewies aber trotzdem, dass Churchills Worte vom Mai 1953 tödlich ernst gemeint gewesen waren – mit allen Folgen, die sich hieraus für Grossbritannien ergaben. Wenn sich der Westen der Erfüllung der zionistischen „Sehnsüchte“ tatsächlich mit Haut und Haaren verschrieben hatte (und anders liessen sich diese Worte nicht interpretieren), konnte dies nur bedeuten, dass er bereit war, einen Krieg zu riskieren, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte, und seine Truppen als Kanonenfutter für zionistische Interessen in todbringende Schlachten zu entsenden. Hierdurch sollte die christliche Welt gespalten, die muslimische Welt unterworfen und ein zionistisches Reich geschaffen werden, als dessen Söldlinge die Armeen des Westens walten würden.

Damit die Operation erfolgreich verlief, würde von den Juden in aller Welt – gleichgültig auf welcher Seite der Front sie sich befanden – erwartet werden, in Übereinstimmung mit dem „Rückwanderungsgesetz“ nach Israel überzusiedeln. Was dies praktisch bedeuten würde, lässt sich einem Artikel entnehmen, der am 10. November 1950 im Johannesburger Jewish Harald erschien und dessen Thema eine zuvor unbekannte Episode des Zweiten Weltkriegs war. Dem jüdischen Blatt zufolge wurde Chaim Weizmann zum Zeitpunkt, wo die USA mit der Herstellung von Atombomben begonnen, „der Vorschlag unterbreitet, einige der bekanntesten jüdischen Wissenschaftler zusammenzuführen, um ein Team zu bilden, das bei Verhandlungen mit den Alliierten die Interessen des Judentums vertreten sollte…. Ich habe den Originalentwurf des Projekts gesehen, der Dr. Weizmann von einem Wissenschaftler überreicht wurde, welcher sich auf dem Gebiet militärtechnischer Innovationen einen gewissen Namen gemacht hatte.“

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All dies ist in höchstem Grade ominös. Was die „Erfüllung der zionistischen Sehnsüchte“ mit diesen oder anderen Mitteln betrifft, so hat Dr. Nahum Goldman, Führer der Zionistischen Weltorganisation, im August 1950 vor einem jüdischen Publikum in Johannesburg eine aufschlussreiche Enthüllung gemacht. Unter Bezugnahme auf eine Unterredung, die er mit dem damaligen britischen Aussenminister Ernest Bevin geführt hatte, sagte Goldman: „Dieses winzige Land [Israel] ist ein wahrhaftig einzigartiges Land, es befindet sich in einer einzigartigen geographischen Lage. In jenen Tagen, als ich versuchte, die Zustimmung der britischen Regierung zur Gründung des jüdischen Staates zu gewinnen, sagte Bevin bei einer privaten Unterredung zu mir: ‚Wissen Sie, was Sie von mir verlangen? Sie verlangen von mir, Ihnen den Schlüssel zu einer der wichtigsten strategischen Regionen der Welt auszuhändigen.'' Ich antwortete: ‚Weder im Neuen noch im Alten Testament steht geschrieben, dass Grossbritannien diesen Schlüssel haben muss.'“

Wenn Churchills Worte ernst gemeint waren, war er offensichtlich bereit, den Zionisten den Schlüssel auszuhändigen,

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und nach Bevins Ableben schwenkten auch die letzten Akteure in Washington und London auf diesen Kurs ein. Die Auswirkungen dieser Politik liegen bereits heute auf der Hand und können schwerlich als blosser Zufall abgetan werden. Hier steuert ein grosser Plan auf sein Gelingen oder seinen Schiffbruch zu, wobei die grossen Nationen des Westens den Zionisten als Landsknechte die Kastanien aus dem Feuer holen sollen – eine fürwahr unrühmliche Aufgabe! Der Westen handelt wie ein Mensch, der sich unter der Bedingung anheuern lässt, dass sein Lohn gekürzt wird, wenn es mit der Firma aufwärts geht.

Jeder Etappe dieses düsteren Dramas war von den Eingeweihten als Plan diskutiert und vorbereitet worden. In einem früheren Kapitel habe ich folgenden Ausspruch Max Nordaus beim sechsten zionistischen Kongress im Jahre 1903 zitiert: „Die Worte, die ich jetzt zu Ihnen sagen werde, sind wie die Sprossen einer Leiter, die immer weiter nach oben führt. Herzl, der zionistische Kongress, das englische Uganda-Projekt, der künftige Weltkrieg, die Friedenskonferenz, auf der mit Hilfe Englands ein freies und jüdisches Palästina geschaffen werden wird.“ Ein Vierteljahrhundert später, anno 1928, äusserte sich ein führender englischer Zionist, Lord Melchett, bei einer zionistischen Veranstaltung in New York ebenfalls im Ton eines Eingeweihten: „Hätte ich im Jahre 1913 hier gestanden und euch gesagt: ‚Kommt zu einer Konferenz, um über den Wiederaufbau einer nationalen Heimstatt in Palästina zu sprechen', hättet ihr mich für einen weltfremden Traumtänzer gehalten, genau wie wenn ich euch 1913 prophezeit hätte, der Erzherzog von Österreich werde ermordet werden, und aus den Folgen dieser Tat werde sich die Chance ergeben, eine Heimstatt für die Juden in Palästina zu schaffen. Ist es euch nie in den Sinn gekommen, wie bemerkenswert es ist, dass diese Gelegenheit dem Blutbad des Weltkriegs erwuchs?Glaubt ihr wirklich, es sei bloss ein glücklicher Zufall gewesen, dass wir zurück nach Israel geführt worden sind?'“ ( Jewish Chronicle, 9. November 1928.)

Wenn der dritte Weltkrieg ausbricht, wird dies natürlich nicht bloss ein „glücklicher Zufall“ sein; die historischen Ereignisse haben klar gezeigt, welche Wurzeln ein solcher Krieg haben wird und wer die Hintergrundmächte sind, die auf eine solche Entwicklung hinarbeiten. 31 Jahre nach Lord Melchetts bedeutungsschweren Worten befand ich mich gerade in South Carolina, wo ich in einer Lokalzeitung einen sehr ähnlichen Ausspruch eines Eingeweihten las, mit dem Unterschied, dass es diesmal um den dritten Weltkrieg ging. Sir Randolph Churchill, Winston Churchills Sohn, besuchte damals einen engen Freund seiner Familie, Bernard Baruch, der in Little Hobcaw, South Carolina, ein Landgut sein eigen nennt. Nach seinem Besuch bei dieser erlauchten Persönlichkeit sagte Randolph Churchill (laut der Associated Press vom 8. Februar 1956), die „gespannte Situation im Nahen Osten“ könne „jederzeit in einen bewaffneten Konflikt ausarten“ . Er glaube jedoch nicht, dass die Zivilisation „in den nächsten Krieg hineinstolpern“ werde. Wenn der dritte Weltkrieg ausbreche, werde er „nicht die Frucht eines Zufalls, sondern kühl kalkuliert und geplant“ sein.

Indem der neue Staat im Nahen Osten Tributzahlungen seitens der grossen Nationen entgegennahm und dreist verkündete, sämtliche Juden der Welt seien seine Untertanen, bewies er, dass es ihm mit seinem Vorhaben, die „historischen Grenzen Israels“ wiederherzustellen, blutig ernst war. Kein westlicher „Kriegstreiber“ hat sich je so unversöhnlich gegeben wie Ben-Gurion, der (laut dem Johannesburger Jewish Herald vom 24. Dezember 1952) erklärte, Israel werde die Rückkehr der „arabischen Emigranten“

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(d.h. der rechtmässigen Bewohner Palästinas) „unter keinen Umständen dulden“. Bezüglich Jerusalems, das gegenwärtig in eine zionistisch regierte und eine arabische Hälfte gespalten ist und unter der Aufsicht der Vereinten Nationen „internationalisiert“ werden soll, äusserte sich Ben-Gurion wie folgt: „Für uns ist die Zukunft dieser Stadt trotz ihrer lächerlichen Grenzen so klar geregelt wie diejenige Londons; hierüber gibt es nichts zu verhandeln.“ Die jenseits der israelischen Landesgrenzen im „Exil“ lebenden Juden sollen „heimgeholt“ werden; im Juni 1952 gab Aussenminister Moshe Sharett bekannt, man hoffe, dass innerhalb der kommenden zehn Jahre vier Millionen von ihnen nach Israel übersiedeln würden.

Um zuerst die „jüdische Heimstatt“ und dann den „jüdischen Staat“ zu schaffen und rund anderthalb Millionen Juden dorthin zu verfrachten, hatte es zwei Weltkriege gebraucht. Soll das von Sharett gesetzte Ziel verwirklicht werden, so wird es hierzu eines neuen Weltkriegs bedürfen, der in spätestens in anderthalb Jahrzehnten ausbrechen wird – anders lässt sich die Umsiedlung einer so grossen Zahl von Juden nämlich nicht bewerkstelligen. Die Kosten dieser Bevölkerungsverschiebung veranschlagte Ben-Gurion auf zwischen sieben und acht Milliarden Dollar (was gegenwärtig den gesamten Staatsschulden Italiens und dem Fünffachen der britischen Staatsschulden anno 1914 entspricht). Dieses Geld soll, wenn es nach Ben-Gurion geht, vom „amerikanischen Judentum“ kommen. Es versteht sich von selbst, dass nicht einmal die amerikanischen Juden eine dermassen horrende Summe aufbringen können; man wird also die Steuerzahler der westlichen Staaten zur Kasse bitten.

All diese zionistischen Pläne und Forderungen kamen einer unverhüllten Kriegsdrohung gegenüber den arabischen Nachbarstaaten Israels gleich. Solcherlei Drohungen wirkten besonders ominös, wenn sie – was oft der Fall war – von Herrn Menachem Begin ausgesprochen wurden, dem Chef jener „Aktivisten“ (bzw. Killer), die für die Schlächterei von Deir Yasin verantwortlich gewesen waren. Obwohl sich das offizielle Israel damals formell von ihnen distanzierte, waren diese Männer später mit hohen Ehren bedacht worden und hatten die Herut-Partei gegründet, die im Parlament eine der stärksten Fraktionen stellt. Die Araber wussten also ganz genau, welches Schicksal Begin ihnen zudachte, wenn er seine Drohungen ausstiess.

Hierzu ein Beispiel. Im Mai 1953 drohte Begin dem achtzehnjährigen König Hussein von Jordanien zum Zeitpunkt seiner Krönung den Tod an, wobei er sich auf das Deuteronomium – das fünfte Mosesbuch – berief. Bei einer zionistischen Grosskundgebung im zionistisch beherrschten Teil Jerusalems, nur einen Steinwurf von der jordanischen Grenze entfernt, donnerte er: „Zu dieser Stunde findet die Krönung eines jungen Arabers zum König von Gilead, Basan, Nablus, Jericho und Jerusalem statt. Es ist dies der passende Augenblick, um ihm und seinen Herren klar und deutlich zu sagen: ‚'Wir werden zurückkehren, und Davids Stadt wird frei sein.'“

Für westliche Ohren mag diese Prophezeiung reichlich nebulös klingen, doch jeder gebildete Araber oder Jude wusste sofort, dass Begin hier auf eine Stelle im dritten Kapitel des Deuteronomium anspielte: „Und Og, der König von Basan, zog uns entgegen mit seinem ganzen Kriegsvolk, um bei Edrei zu kämpfen. Aber der HERR sprach zu mir: Fürchte dich nicht vor ihm, denn ich habe ihn und sein ganzes Kriegsvolk mit seinem Land in deine Hände gegeben. […] So gab der HERR, unser Gott, auch den König Og von Basan in unsere Hände mit seinem ganzen Kriegsvolk, dass wir ihn schlugen, bis keiner übrig blieb. Da nahmen wir zu der Zeit alle seine Städte ein, und es gab keine Stadt, die wir ihnen nicht nahmen: sechzig Städte, die ganze Gegend von Argob, das Königreich Ogs von Basan, lauter Städte, die befestigt waren mit hohen Mauern, Toren und Riegeln, ausserdem sehr viele offene Städte. […] An allen Städten vollstreckten wir den Bann, an Männern, Frauen und Kindern. Aber alles Vieh und die Beute aus den Städten raubten wir für uns.“ (5. Mose 3; 1-7.)

Die Heerscharen arabischer Flüchtlinge, die in elenden Lagern im Exil hausten, hatten allen Grund, dergleichen Drohungen für bare Münze zu nehmen. Im April 1956 vermeldete Henry R. Labouisse, Direktor der Palästina-Hilfsorganisation der Vereinten Nationen, dass es mehr als 900.000 solcher Flüchtlinge gab: 499.000 in Jordanien, 88.000 in Syrien,

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103.000 im Libanon und 215.000 in Ägypten (dem Gaza-Streifen). Begins Drohungen sorgten dafür, dass sie stets auf gepackten Koffern sitzen mussten, um im Notfalls sofort in eine womöglich noch unwirtlichere Gegend fliehen zu können.

Die Zionisten liessen ihren Worten Taten folgen. Eine ganze Reihe symbolträchtiger Überfälle und Massaker führten den Arabern drastisch vor Augen, dass sich Deir Yasin jederzeit wiederholten konnte. Den Auftakt erfolgte am 14. Oktober 1953, als ein starker israelischer Trupp plötzlich die jordanische Grenze überschritt, das Dorf Qibya dem Erdboden gleichmachte und seine gesamte Einwohnerschaft – 66 Menschen, die meisten davon Frauen und Kinder – niedermetzelte. Die 499.000 palästinensischen Flüchtlinge in Jordanien zogen hieraus die sich aufdrängenden Schlussfolgerungen. Der Erzbischof von York erklärte, die zivilisierte Welt empfinde „Abscheu“ vor dieser Tat; die „jüdischen Stimmen in New York“ übten eine lähmende Wirkung auf die Palästina-Politik der Vereinten Nationen aus, und sofern keine energischen Massnahmen erfolgten, werde der Nahe Osten in absehbarer Zukunft „in Flammen stehen“. Die Abgeordnetenkammer der britischen Juden bezeichnete diese Erklärung als „provokativ und einseitig“, der New Yorker Bürgermeister Robert Wagner gab sich „schockiert“ und meinte, der „gute Erzbischof“ sei offensichtlich nicht über die Situation in Amerika informiert. Die Vereinten Nationen erteilten Israel einen milden Tadel.

Am 28. Februar 1955 drang ein israelischer Truppenverband in den – 1949 von der UNO den Arabern „zugesprochenen“ und von Ägypten militärisch besetzten – Gazastreifen ein, wo 215.000 palästinensische Flüchtlinge „in furchtbarer Armut in einem schmalen, zu zwei Dritteln aus sandigen Dünen bestehenden Streifen unfruchtbaren Landes längs der Küste dahinvegetieren“ (Sir Thomas Rapp, The Listener, 6. März 1955). 39 Ägypter sowie eine unbekannte Zahl Palästinenser wurden dabei getötet. In ihrem hilflosen Zorn brannten die Flüchtlinge anschliessend fünf Hilfszentren der Vereinten Nationen nieder und beraubten sich hierdurch ihrer spärlichen Rationen. Die Gemischte Waffenstillstandskommission verurteilte Israel wegen seiner „brutalen Aggression“ und bezeichnete sein Vorgehen als „sorgfältig geplanten Angriff“. [46]

Die Angelegenheit kam vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, der Israel mit elf gegen null Stimmen verurteilte. Laut dem amerikanischen Delegierten handelte es sich um den vierten Fall seiner Art und um den bisher schwerwiegendsten; der französische Abgeordnete meinte, die Resolution sei als „letzte Warnung“ an Israel gedacht (was Frankreich freilich nicht daran hinderte, zwanzig Monate später die israelische Aggression gegen Ägypten aktiv zu unterstützen).

Am 8. Juni 1955 tadelte die von kanadischen Major E. L. M. Burns geleitete Gemischte Waffenstillstandskommission der Vereinten Nationen Israel wegen einer neuen „flagranten Verletzung des Waffenstillstandes“, nachdem israelische Truppen in den Gaza-Streifen eingedrungen waren und mehrere Ägypter getötet hatten. Die einzigen konkreten Auswirkungen dieser Rüge bestanden darin, dass Israel zunächstsechs militärische Beobachter der Vereinten Nationen sowie drei Stabsangehörige

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der Kommission festnehmen liess und bald darauf, im September, abermals im Gazastreifen einfiel, wobei diesmal 35Ägypter den Tod fanden. Im selben Monat kündige Ben-Gurion in einem Interview an, er werde Ägypten „innerhalb eines Jahres“ angreifen, falls dieses die über den israelischen Hafen Elath im Golf von Akaba verhängte Blockade nicht aufhebe. Der Angriff erfolgte dann im Oktober 1956.

Da damals gerade die Kampagne für die amerikanischen Präsidentschaftswahlen angelaufen waren, zögerte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, diesen neuen Aggressionsakt auch nur milde zu rügen, und begnügte sich mit dem Vorschlag, Israelis und Ägypter sollten sich so weit zurückziehen, dass zwischen ihnen eine 500 m breite entmilitarisierte Zone entstand. (Genau dies hatte Ägypten schon zuvor vergeblich angeregt.) Am 23. Oktober 1955 verurteilte General Burns Israel wegen seines „sorgfältig geplanten Angriffs“ auf Syrien, nachdem israelische Truppen sieben Syrer entführt und die Angehörigen von Burns' Kommission ein weiteres Mal daran gehindert hatten, die Geschehnisse zu beobachten. Am 27. Oktober 1955 kündigte Israels Aussenminister Moshe Sharett in einem Gespräch mit Journalisten in Genf an, Israel werde notfalls einen „Präventivkrieg“ gegen die Araber führen. Einen Monat später, am 28. November, liess die „Zionist Organisation of America“ in mehreren Zeitungen ein Inserat erscheinen, in dem sie darüber klagte, dass „auch Grossbritannien zu den Feinden Israels übergegangen ist“. Der Grund dafür war, dass der britische Premierminister Anthony Eden, der ein knappes Jahr später gemeinsam mit Israel einen Aggressionskrieg gegen Ägypten vom Zaun brechen sollte, einige kleinere Grenzkorrekturen zu Ungunsten Israels angeregt hatte…

Am 11. Dezember drangen die Israelis ein weiteres Mal in Syrien ein und töteten 56 Menschen. Als Reaktion verabschiedeten die Vereinten Nationen eine Resolution, in der Israel stärker „gerügt“ wurde als je zuvor. Dies war insofern von historischem Interesse, weil damals das Jahr der Präsidentschaftswahlen bevorstand, was bedeutete, dass in Bälde selbst die zurückhaltendste Kritik an dem zionistischen Staat ein Ding der Unmöglichkeit sein würde. Der syrische UNO-Delegierte wies darauf hin, dass die wiederholten Verurteilungen „Israel nicht daran gehindert haben, den kriminellen Angriff zu begehen, den wir jetzt erörtern“. Am 12. Januar 1956 erinnerte der Sicherheitsrat an die vier zuvor verabschiedeten Resolutionen, in denen Israel getadelt worden war, und verurteilte den Angriff als „flagrante Verletzung der Bedingungen des… allgemeinen Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und Syrien sowie der Verpflichtungen, die Israel durch die Unterzeichnung der Charta der Vereinten Nationen eingegangen ist“ . Für den Fall, dass sich der Zionistenstaat „weiterhin so benehmen“ sollte, kündigte der Sicherheitsrat „die Erwägung angemessener Massnahmen“ an.

Israel reagierte mit der energischen Forderung nach mehr Waffen. Am 18. März 1956 sagte Ben-Gurion in Tel Aviv, nur sofortige Waffenlieferungen könnten einen „arabischen Angriff“ verhüten; der „Aggressor“, fügte er hinzu, würden „der ägyptische Diktator Nasser“ sowie „seine Verbündeten Syrien und Saudi-Arabien“ sein. (Sieben Monate früher hatte Ben-Gurion angekündigt, sein Land werde Ägypten innerhalb eines Jahres angreifen!) Am 5. April, kurz bevor der Sicherheitsrat den UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld zu einer „Friedensmission“ in den Nahen Osten entsendete, nahm die israelische Artillerie den Gazastreifen unter Beschuss, wobei 42 Araber getötet und weitere 103 verletzt wurden; fast die Hälfte der Opfer waren Frauen und Kinder.

Am 19. Juni entliess Ben-Gurion seinen Aussenminister Sharett und ersetzte ihn durch die – wie Ben-Gurion selbst aus Russland gebürtige – Golda Myerson,

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die sich mittlerweile Golda Meir nannte. Die New York Times kommentierten diesen Schritt signifikanterweise mit der Bemerkung, er bedeute möglicherweise einen Übergang von der „Mässigung“ zum „Aktivismus“. Wie vor ihm Chaim Weizmann und Theodor Herzl war auch Moshe Sharett von zionistischen Eiferern als „zu gemässigt“ attackiert worden. (Wir erinnern daran, dass sich Weizmann beim Zionistischen Kongress von 1946 besorgt über die „Wiederkehr des alten Übels in noch fürchterlicherer Gestalt“ gezeigt hatte.) Seit den Sturm- und Drangjahren des Zionismus in Russland war der Ausdruck „Aktivismus“ ein Euphemismus für Terror, Mordanschläge und andere Gewalttaten gewesen. Von dem Augenblick an, wo dieses Wort wieder in der Presse erschien, wusste jeder Kenner des Zionismus, was noch vor Jahresende zu erwarten war.

Am 24. Juni beschossen die Israelis jordanisches Gebiet, und die

Gemischte Waffenstillstandskommission erteilte Israel einen Rüffel. Hierauf forderte Tel Aviv die Abberufung des von der UNO ernannten Mitglieds der Kommission, dessen Stimme den Ausschlag gegeben hatte, und General Burns gab diesem Ansinnen statt, indem er den Betreffenden – den amerikanischen Fregattenkapitän Terrill - durch einen kanadischen Offizier ersetzte. Die UNO-Beobachter befanden sich in derselben Situation wie die britischen Verwalter in den Zwischenkriegsjahren, konnten sie doch ebenso wenig wie jene mit der Unterstützung ihrer jeweiligen Regierung rechnen. Der Fall des prozionistischen britischen Verräters Ordre Wingate, zu dessen Ehren in Israel ein Kinderdorf benannt worden war, führte ihnen ständig vor Augen, dass ein westlicher Offizier, der im Nahen Osten Karriere machen und befördert werden wollte, gut daran tat, den Begriff „Pflicht“ nicht allzu wörtlich zu nehmen. Zwei Jahre zuvor war ein anderer amerikanischer Beobachter, Fregattenkapitän E. E. Hutchinson, der sich geweigert hatte, die Verantwortung für einen Grenzzwischenfall Jordanien anzulasten, ebenfalls gefeuert worden, nachdem Israel die Kommission boykottiert hatte. Nach seiner Rückkehr in die USA schrieb er ein wertvolles Buch über seine Erfahrungen im Nahen Osten, das 1956 unter dem Titel Violent Truce (Gewalttätiger Waffenstillstand) erschien. Wie alle anderen ehrlichen Beobachter vor ihm kam auch er zum Schluss, der einzige Weg aus der Sackgasse bestehe darin, den vertriebenen Arabern die Rückkehr zu erlauben, anzuerkennen, dass die Waffenstillstandslinien von 1949 rein provisorischer Natur und somit keine endgültigen „Grenzen“ waren, und Jerusalem zu internationalisieren, um zu verhindern, dass es zum Objekt eines verhängnisvollen grossen Krieges wird.

Am 24. Juli 1956 wurden zwei von der UNO entsandte militärische Beobachter sowie ein jordanischen Offizier, welcher der Gemischten Waffenstillstandskommission angehörte, auf dem Scopus-Berg durch Minen getötet. Die Zionisten gaben freimütig zu, dass dieser Berg Teil eines „alten israelischen Minenfelds“ war. Zwei ägyptische Obristen, die laut zionistischen Quellen dem Geheimdienst ihres Landes angehörten, kamen durch Briefbomben ums Leben. (Diese Methode war schon ein Jahrzehnt zuvor in England zur Anwendung gelangt. Damals stellten anonyme Mörder Hauptmann Roy Farran, der als Geheimdienstoffizier in Palästina den Ingrimm der Zionisten erregt hatte, eine Briefbombe zu; sie tötete freilich nicht ihn, sondern seinen Bruder, dessen Name ebenfalls mit R begann und der den Brief geöffnet hatte, weil er meinte, er sei an ihn gerichtet.) Am 29. Juli wurde ein dänischer UNO-Beobachter in der Nähe des Gazastreifens durch eine Mine oder Bombe tödlich verletzt; zwei weitere Beobachter wurden durch Gewehrfeuer verwundet. Wie schon in früheren Zeiten feierte der „Aktivismus“ fröhliche Urstände.

Am 28. August wurde Israel von der Gemischten Waffenstillstandskommission ein weiteres Mal wegen eines „schwerwiegenden Verstosses gegen den Waffenstillstand“ verurteilt. Die Israels reagierten am 12. September mit einem neuen Angriff: Sie entsandten einen Stosstrupp nach Jordanien, der rund zwanzig Menschen umbrachte und in Rahaw einen Polizeiposten in die Luft jagte. General Burns' Protest und sein Hinweis darauf, dass solche Taten „vom UNO-Sicherheitsrat wiederholt verurteilt worden sind“

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wurde von Israel bereits am 14. September mit einem erneuten Aggressionsakt quitiert, dem bei Gharandai zwischen zwanzig und dreissig Jordanier zum Opfer fielen.

Da Grossbritannien nominell ein Verbündeter Jordaniens ist, bekundete das britische Aussenminister seine „lebhafte Missbilligung“ dieser Aktion und wurde deshalb vom Abgeordnetenausschuss der britischen Juden prompt wegen dieser „tendenziösen Stellungnahme“ angeprangert. Am 19. September erhob die Gemischte Waffenstillstandskommission wieder einmal Protest gegen die „feindseligen, kriegerischen Akte“ Israels. (Der Zeitpunkt für die beiden zuvor geschilderten Aggressionsakte gegen Jordanien war offenbar nicht zufällig gewählt worden, fielen doch beide in die jüdische Neujahrszeit.) Am 26. September liess die Kommission einen weiteren „Tadel“ folgen, der sich spezifisch auf die Grenzverletzung vom 12. September bezog.

Als Antwort hierauf gab Israel noch am selben Tag bekannt, dass die reguläre israelische Armee ihren bisher umfassendsten Angriff auf jordanisches Gebiet durchgeführt hatte. Sie hatte bei Husan einen Grenzposten überfallen und rund 25 Jordanier, darunter ein zwölfjähriges Kind, umgebracht. Am 4. Oktober reagierte die Gemischte Waffenstillstandskommission mit ihrer bisher schärfsten Rüge an die Adresse Tel Avivs: Sie sprach von einer „geplanten, unprovozierten Aggression“. Wie in solchen Fällen üblich, folgte ein abermaliger, noch schwerwiegenderer Aggressionsakt: Am 10. Oktober griffen die Israelis mit Artillerie, Mörsern, Raketenwerfern, Bangalore-Torpedos und Granaten an. Die UNO-Beobachter fanden anschliessend die Leichen von 48 Araber vor, darunter die einer Frau und eines Kindes. Anscheinend hatten sich ein Panzerbataillon sowie zehn Düsenflugzeuge an dem Massaker beteiligt. Nun riss den Engländern endlich der Geduldsfaden: Die britische Regierung erklärte, im Falle eines Angriffs auf ihren Verbündeten Jordanien werde sie zu ihren Verpflichtungen stehen. Die israelische Regierung reagierte „bestürzt und erstaunt“ auf diese Warnung. [47]

Der Überfall vom 26. September war der letzte seiner Art; der nächste Schritt bestand in einem vollumfänglichen Krieg. Ich habe die diversen israelischen Grenzverletzungen und Massaker so ausführlich dokumentiert, um dem Leser ein realistisches Bild von der Lage im Nahen Osten im Herbst 1956 zu vermitteln, als Ben-Gurion behauptete, sein Land sei „hilflos“, und die Politiker in Washington und London Israel um die Wette Waffen zur Verteidigung gegen die „arabische Aggression“ lieferten. Wären die zahlreichen UNO-Resolutionen, die dem zionistischen Staat „unprovozierte Aggression“, „flagrante Waffenstillstandsverletzungen“ etc. vorwarfen, mehr als nur Schall und Rauch gewesen, so hätte die Provokation vom 26. September 1956, zu der sich Tel Aviv von Anfang an offen bekannt und die es demonstrativ begangen hatte, um seine Verachtung für die UNO kundzutun, irgendwelche konkreten Auswirkungen zeitigen müssen. Dass dies nicht der Fall war, führte jedem Einsichtigen vor Augen, wer die Politik der UNO letzten Endes bestimmt.

Der UNO blieb ohnehin keine Zeit mehr, um lange über eine Bestrafung Israels nachzudenken, denn noch bevor Jordaniens Appell an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auch nur auf die Agenda gesetzt worden war[48], griffen die Israelis Ägypten an.

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Am selben Tag, an dem Israel zum vorderhand letzten Mal in Jordanien einfiel – dem 26. September -, hatte Menachem Begin, das prominenteste Sprachrohr des „Aktivismus“, einen „sofortigen israelischen Angriff auf Ägypten“ gefordert ( Daily Telegraph, 26. September 1956). Wer die Entwicklung der Lage aufmerksam verfolgte, konnte fortan keine Zweifel mehr daran hegen, dass die Invasion Ägyptens unmittelbar bevorstand.

Bei Kriegsbeginn war jedem Kenner der Verhältnisse klar, dass es die Vereinten Nationen bei lahmen Protesten gegen die zionistische Aggression bewenden lassen würden. Die Israelis hatten selbstverständlich einen für sie optimal günstigen Augenblick gewählt; mit Fug und Recht spekulierten sie darauf, dass die unmittelbar bevorstehenden amerikanischen Präsidentschaftswahlen jede wirksame Antwort auf ihren Aggressionsakt verunmöglichen würden. Ich hatte geglaubt, die Unterwürfigkeit des Westens gegenüber dem Zionismus realistisch einzuschätzen, doch nicht einmal ich hätte es für möglich gehalten, dass sich mein eigenes Land, Grossbritannien, an dem Angriff beteiligten werde.

Bis zum heutigen Tage hat die britische Bevölkerung keine Ahnung davon, dass ihre Regierenden seit 1903 in die zionistischen Machenschaften verstrickt sind. Dies lässt für den Rest unseres Jahrhunderts nichts Gutes ahnen, weder für Grossbritannien noch für die anderen Staaten des Westens. Tragischerweise trat diese Verdüsterung der weltpolitischen Lage ausgerechnet zu einem Zeitpunkt ein, wo begründete Hoffnungen auf eine Wende zum Besseren bestanden – das Ganze wirkte wie eine jähe Sonnenfinsternis, die kein Astronom vorausgesehen hatte.

Der traditionelle „unwiderstehliche Druck“, der in den westlichen Hauptstädten seine Wirkung tat, führte zu einem Resultat, dessen Tragweite erst in vielen Jahren vollumfänglich einzuschätzen sein wird. Deshalb nehme ich im letzten Teil dieses Kapitels, der mit dem letzten Teil meines Buches identisch ist, eine Analyse der Methoden vor, mit denen dieser Druck in den Jahren 1952-1956, als die Dinge unerbittlich auf eine grosse Krise zusteuerten, ausgeübt wurde. Am Ende dieser fünfjährigen Periode steckten die beiden Zwillingsbrüder aus den russischen Ghettos, der revolutionäre Kommunismus und der revolutionäre Zionismus, in argen Nöten. Doch im Herbst 1956 sorgte der Westen dafür, dass sie beide den Hals aus der Schlinge ziehen und sich auf die Fortsetzung ihres Zerstörungswerkes vorbereiten konnten.

 

3. Die Jahre der Klimax

In den Jahren 1952-1956 machte es immer mehr den Anschein, als würden die Völker des „Westens“ für die Unterstützung, die ihre Führer der Revolution und dem Zionismus zwei Generationen lang und in zwei Weltkriegen gewährt hatten, zur Kasse gebeten. Ihnen drohte die Verwicklung in zwei Kriege, die nur allzu leicht zu einem Weltenbrand mit einem einzigen, alles überragenden Ziel verschmelzen konnten. Einerseits waren sie von ihren Politikern und Parteien auf die Erhaltung des zionistischen Staates eingeschworen worden, dessen erklärte Politik in der Vergrößerung seiner Bevölkerung „um drei oder vier Millionen innerhalb von zehn bis fünfzehn Jahren“ bestand. Dies bedeutete Krieg. Andererseits hatte man ihnen eingetrichtert,

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es sei ihr Schicksal und ihre Pflicht, den Kommunismus zu vernichten, der die Hälfte Europas überflutet hatte, nachdem der Westen die Schleusen geöffnet hatte. Dies bedeutete ebenfalls Krieg.

Aus diesen beiden Kriegen würde unvermeidlicherweise ein einziger werden – die Logik lässt keinen anderen Schluss zu. Das Territorium zur Expansion des Zionistenstaates konnte nämlich einzig und allein von dessen arabischen Nachbarvölkern kommen und die für dessen Expansion erforderlichen Menschenmassen einzig und allein aus dem von der Revolution okkupierten Gebiet, denn mit Ausnahme der Vereinigten Staaten gab es nirgendwo sonst auf der Welt ein Land, in dem man die benötigten drei bis vier Millionen Juden hätte auftreiben können. [49]

1952 ist der „Westen“ in eine Phase getreten, in der er, um seine Völker psychologisch auf den kommenden Krieg einzustimmen, ihnen weismachen muss, dass der „Antisemitismus“ in der Sowjetunion sowie den von ihr kontrollierten Ländern schaurige Orgien feiere, so wie er ihnen in den folgenden vier Jahren einredete, die zionistischen Angriffe auf arabische Länder seien in Wirklichkeit arabische Angriffe auf Israel. Am 8. Dezember 1951 setzte Ben Gurion die sowjetische Regierung offiziell darüber in Kenntnis, dass „die Rückkehr der Juden in ihre historische Heimat die zentrale Mission des Staates Israel ist… Die Regierung Israels appelliert an die Sowjetunion, jenen sowjetischen Juden, welche dies wünschen, die Auswanderung zu ermöglichen.“ Anderthalb Jahre darauf, am 26. Juni 1953, vermeldete die New York Times einen Rückgang der Einwanderung nach Israel und ließ dieser Meldung den Kommentar folgen, Ben Gurions Ziele schienen „fern jeder Realität“; die gegenwärtige Einwandererzahl werde nur dann drastisch anschwellen, wenn irgendwo „eine Zunahme des Antisemitismus“ zu verzeichnen sei. (Damals war die Kampagne gegen den „Antisemitismus hinter dem Eisernen Vorhang“ in vollem Gange.) Kurz zuvor, am 12. April 1953, hatte die New York Herald Tribune gewarnt, der „Antisemitismus“ in der UdSSR werde immer rabiater, und die „wichtigste Rettungsaktion“, vor der Israel im sechsten Jahr seiner Existenz stehe, sei die Umsiedlung der „2.500.000 Juden, die in Russland und den Satellitenstaaten eingesperrt sind“.

Im Lichte der Erfahrung der beiden Weltkriege sowie ihres Ausgangs war klar, dass jeder vom „Westen“ gegen den „Kommunismus“ geführte Krieg hauptsächlich dem Zweck dienen würde, den zionistischen Staat mit neuen Einwanderern zu versorgen, die nur aus Russland und Osteuropa kommen konnten, ebenso wie jeder Krieg im Nahen Osten, an dem der „Westen“ beteiligt war, in erster Linie auf eine Vergrößerung des zionistischen Staates abzielen würde, damit dieser seine nach Millionen zählenden Neubürger irgendwo unterbringen konnte. Nicht minder klar war, dass diese beiden Kriege früher oder später zu einem einzigen verschmelzen, die Bevölkerung der darin verstrickten Staaten jedoch nichts über dessen wahre Gründe erfahren würde, ehe er beendet und sein Ergebnis von einem neuen „Weltinstrument“ abgesegnet worden war.

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In dieser Position befand sich der „Westen“ also fünfzig Jahre, nachdem es den Zionisten gelungen war, Arthur Balfour und Woodrow Wilson zu umgarnen. Wenn ich das Wort „Westen“ in Anführungszeichen setze, so gibt es hierfür einen triftigen Grund: Es hat seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Früher bezeichnete es den christlichen Teil der Welt, von den Ostgrenzen Europas über den Atlantik bis hin zur Westküste Amerikas und den englischsprachigen Ländern in Nordamerika, Afrika und den Antipoden. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als dessen Ergebnis halb Europa der talmudistischen Revolution preisgegeben wurde, erhielt das Wort eine engere Bedeutung. In der Vorstellung der Massen bestand der „Westen“ jetzt aus den USA, Großbritannien und ihren Verbündeten, die sich gegen die neue Barbarei zusammengeschlossen hatten und die sie eines Tages in Europa ausmerzen und in ihre barbarische asiatische Heimat zurücktreiben würden. Amerika und Großbritannien waren immer noch die Bannerträger der „freien Welt“, die ihre verlorenen Länder früher oder später wiedergewinnen würde, wie es alle freiheitsliebenden Menschen im unfreien Teil der Welt hofften. Diese Vorstellung verband die Öffentlichkeit also mit dem Begriff „Westen“.

Militärisch gesehen war dieser Gedankengang durchaus logisch; die materielle Macht des „Westens“, hinter dem die geknechteten Nationen standen, war dieser Aufgabe durchaus gewachsen. Doch in Wahrheit befanden sich die großen Länder, auf welche die Nationen östlich des Eisernen Vorhangs hofften, selbst im Würgegriff jener Kräfte, die letztere versklavten, und diese großen Länder hatten bereits zweimal unter Beweis gestellt, dass sie im Falle eines Krieges ihre Waffen nicht zur Brechung, sondern zur Verlängerung dieser Sklaverei einsetzen würden.

Jene moralischen und geistigen Werte, die der Begriff „Westen“ einst verkörpert hatte, wurden mittlerweile am konsequentesten von den dem Kommunismus preisgegebenen Völkern aufrecht erhalten, wo ihr Leiden und ihre Bedrängnis diese Werte in den Seelen der Menschen neu entfachten. In den einst großen Zitadellen des „Westens“ - London und Washington - wurden sie mit Füßen getreten.

Aus diesem Grunde war Amerika nicht wirklich legitimiert, die Führung dieses Weltteils in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu übernehmen und jene Befreiungsmission durchzuführen, welche die irregeführten Massen von ihr erwarteten. Materiell gesehen ging es der vor fast zweihundert Jahre gegründeten amerikanischen Republik allerdings prächtig. In zwei Weltkriegen waren die Reichtümer der Welt dorthin geflossen; ihre Bevölkerung schwoll rasch auf über zweihundert Millionen an; ihre Flotte und Luftwaffe waren die schlagkräftigsten der Welt und beruhten wie ihre Bodenstreitkräfte auf jenem Prinzip des eisernen Gehorsams, welches das amerikanische Volk so lange als Geißel Europas betrachtet hatte. Ihre Industrie und Technologie war so hoch entwickelt, dass die Amerikaner selbst bisweilen der kalte Schauer überkam. Ihre Produktion war so gewaltig, dass sie keinen Absatz mehr fand, und die albtraumhafte Erinnerung an den Börsenkrach von 1929, der den Auftakt zur großen Depression bildete, bewog ihre Führer dazu, alle möglichen Güter in Form von Geschenken an die halbe Welt zu liefern und die Produzenten aus der Staatskasse zu entschädigen, so dass diese – und ihre Arbeitskräfte – eine Zeitlang für Produkte bezahlt wurden, für die in Friedenszeiten kein natürlicher Absatzmarkt bestand. Ihre militärischen Stützpunkte, errichtet auf dem Territorium einst souveräner Völker, waren über die ganze Welt zerstreut, so dass sie jederzeit mit überwältigender Macht zuschlagen konnte – gegen wen, und wofür?

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Gegen den „Kommunismus“, bleute man dem amerikanischen Volk ein, und für die Befreiung der unter dem Joch der Knechtschaft Schmachtenden, für die Erlösung der unterdrückten Nationen und die Wiedergutmachung der Schandtat von 1945. Hätte dies der Wahrheit entsprochen, so wäre ein Ende des Albtraums unseres Jahrhunderts zumindest absehbar gewesen, denn überall hofften die Menschen von ganzem Herzen auf eine solche Entwicklung. Doch jeder wichtige Schritt, den die Regierung in Washington von 1952 bis 1956 unternahm, strafte diese Verheißungen Lügen. Sie schien noch stärker von der jüdischen Macht abhängig zu sein als selbst die diversen britischen Regierungen in den fünfzig Jahren zuvor. Sie schien unfähig, irgend ein dringendes Problem der amerikanischen Außen- oder Innenpolitik von einem anderen Standpunkt als den Interessen der Juden aus zu betrachten – und was die Interessen der Juden waren, darüber bestimmten deren zionistische Führer. Kein Marionettenregime eines Duodezstaates hat sich je unterwürfiger verhalten als diese Regierung, welche die Massen für die mächtigste der Welt hielten – jene der Vereinigten Staaten von Amerika unter ihrem obersten Führer, Präsident Eisenhower, in den Jahren 1953 bis 1956.

Wie der Schatten eines Kanzlers über dem neugeborenen Kind einer königlichen Familie, schwebte der Schatten des Zionismus über der politischen Karriere General Eisenhowers, die mit seiner Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten im Sommer 1952 und seiner Wahl zum Präsidenten der USA im November desselben Jahres ihre Krönung erfuhr. Seine kometenhafte militärische Karriere während des Zweiten Weltkriegs, in dem er von einem Oberst ohne Kriegserfahrung zum Obersten Befehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa aufstieg, deutet klar darauf hin, dass er schon lange zuvor für eine Spitzenposition auserkoren worden war. Diese Hypothese wird durch unsere Recherchen erhärtet. In den zwanziger Jahren besuchte der junge Leutnant Eisenhower das National War College in Washington, wo Herr Bernard Baruch (der bei der Nominierung Woodrow Wilsons zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten und seiner anschließenden Wahl zum Präsidenten im Jahre 1912 eine Schlüsselrolle gespielt hatte) Vorlesungen hielt. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt kam Baruch zu dem Schluss, Leutnant Eisenhower sei ein Musterschüler, und nachdem dieser dreißig Jahre später zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt worden war, ließ er im Gespräch mit amerikanischen Veteranen die Bemerkung fallen, er habe ein Vierteljahrhundert lang „das Privileg“ gehabt, „zu Bernards Füßen zu sitzen und seinen Worten zu lauschen“. In der Anfangsphase seiner Präsidentschaft intervenierte Eisenhower einmal, um einen kleineren Disput am National War College zu Baruchs Gunsten zu regeln, nachdem dort Einspruch gegen die Aufstellung einer Baruch-Büste laut geworden war (nie zuvor war an diesem College die Büste einer noch lebenden Person aufgestellt worden).

Zweifellos war die Rückendeckung des „Beraters von sechs Präsidenten“ der Karriere Leutnant Eisenhowers ungemein förderlich; sie liefert eine zumindest teilweise Erklärung für seinen unaufhaltsamen Aufstieg zum Kommandanten einer der größten Armeen der Geschichte. Fein säuberlich dokumentiert ist die Unterstützung, die der General im Jahre 1952 von Baruch erhielt. Obgleich er zuvor parteipolitisch ungebunden gewesen war, bot sich Eisenhower den Republikanern als Präsidentschaftskandidat an. Bis zu jenem Zeitpunkt war Baruch ein leidenschaftlicher Parteigänger der Demokraten gewesen: Er war nicht bloß eingeschriebenes Mitglied der Demokratischen Partei, sondern ein kompromissloser Befürworter ihrer Politik und ein „geradezu fanatischer Hasser der Republikanischen Partei“ (so Carter Field, Verfasser der 1944 erschienenen autorisierten Baruch-Biographie Bernard Baruch, Park Bench Statesman). Doch 1952 erklärte sich Baruch plötzlich bereit, zu den Republikanern überzugehen – unter der Bedingung freilich, dass deren Präsidentschaftskandidat Eisenhower hieß. Für diesen jähen Kurswechsel muss er triftige Gründe besessen haben, und es lohnt sich, diese näher zu untersuchen.

Im Jahre 1952 befand sich die Republikanische Partei seit zwanzig Jahren in der Opposition. Das Gesetz des Wandels erforderte, dass sie irgendwann wieder die Regierungsverantwortung übernehmen

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und so die Demokratische Partei, deren glühender Anhänger Bernard Baruch ein halbes Jahrhundert lang gewesen war, von der Macht verdrängen musste. Wenn eine Partei allzu lange regiert, ist es durchaus normal, dass die Bevölkerung das Bedürfnis nach einem Wechsel empfindet, doch das amerikanische Stimmvolk besaß noch andere, triftigere Gründe, die Demokraten in die Wüste zu schicken. Einer davon war die ans Licht gekommene kommunistische Unterwanderung der Roosevelt- sowie der Truman-Regierung. Immer mehr Amerikaner fanden, es sei an der Zeit, diesen Augiasstall gründlich auszumisten.

Unter diesen Umständen sprach alles dafür, dass sich die Republikanische Partei und ihr Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen durchsetzen würden. Als natürlicher Kandidat der Partei bot sich Senator Robert E. Taft an, der ihr sein Leben lang loyal gedient hatte. Doch nun geschah das Unglaubliche: Bernard Baruch, ein jahrzehntelanger bedingungsloser Unterstützer der Demokratischen Partei (der er sehr erhebliche Summen gespendet hatte; die Forrestal-Tagebücher vermitteln Aufschluss darüber, in welchem Umfang solche Spenden den Ausgang der amerikanischen Wahlen und die Gestaltung der amerikanischen Politik beeinflussen) und „fanatischer Hasser“ der Republikanischen Partei, präsentierte letzterer einen alternativen Präsidentschaftskandidaten! Der Offizier, den er so lange bewundert hatte, gab sein Debüt auf der politischen Bühne; dass ihn Baruch dem amerikanischen Volk so warm empfahl, lässt erkennen, wer seine dezidiertesten Unterstützer waren.

Der Kuhhandel, den diese Leute Eisenhower offerierten, sah Folgendes vor: Falls er es fertigbrachte, anstelle von Senator Taft von seiner Partei nominiert zu werden, würde er diese auf eine Fortsetzung jener internationalistischen Politik einschwören, welche die demokratischen Präsidenten Wilson, Roosevelt und Truman vor ihm betrieben hatten. In anderen Worten: Wenn es den Internationalisten gelang, Taft die Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu verwehren, besaß der amerikanische Wähler keine echte Alternative mehr, denn nur Taft vermochte ihm eine solche zu bieten.

Diese Entwicklung hatte sich bereits 1951 abgezeichnet. Damals verkündete der damals zweitwichtigste Mann der Republikanischen Partei, Thomas E. Dewey, Gouverneur von New York (der 1948 sich selbst und das Land in Erstaunen versetzt hatte, indem er bei der Präsidentschaftswahl gegen Truman den Kürzeren zog): „Ich bin Internationalist. Darum bin ich für Eisenhower. Eisenhower ist in seinem Herzen Republikaner und – was noch wichtiger ist – Internationalist.“ (Look, 11. September 1951). Für Eingeweihte besitzt das Wort „Internationalist“ eine ganz bestimmte Bedeutung (so wie das Wort „Aktivist“ für Zionisten). In unserem Jahrhundert hat sich bisher kein erklärter „Internationalist“, der eine Schlüsselposition bekleidete, ernsthaft gegen den Vormarsch des Kommunismus, den Vormarsch des Zionismus und jenes Projekt zur Errichtung einer Weltregierung gestemmt, auf den diese beiden politischen Bewegungen nach dem Motto „getrennt marschieren, gemeinsam zuschlagen“ hinarbeiten. Während man den „Internationalismus“ propagierte, wurde Senator Taft als „Isolationist“ angeschwärzt. (Auch diesem Wort wohnt eine ganz bestimmte Bedeutung inne. Es bezeichnet an und für sich einen Menschen, für den die Souveränität sowie die nationalen Interessen seines Landes Vorrang besitzen, wird jedoch von den Propagandisten ausschließlich in negativem Sinn gebraucht, so dass es in den Ohren der Öffentlichkeit einen üblen Klang besitzt.)

So kam es, dass sich Eisenhower im Sommer 1952 beim Parteikongress der Republikaner als Präsidentschaftskandidat aufstellen ließ und gegen Senator Taft antrat. Ich habe die damaligen Ereignisse am Fernsehen verfolgt; obwohl ich auf dem Gebiet der Politik wahrhaftig kein Neuling bin, war ich erstaunt darüber,

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wie mühelos Taft abserviert wurde. Dies bewies, dass der Mechanismus der Nominierung schon lange vor der Wahl so perfekt eingespielt war, dass weder die Demokraten noch die Republikaner einen Kandidaten ins Rennen schicken konnten, der nicht von den Hintergrundmächten abgesegnet war. Der Ausgang der Präsidentschaftswahlen selbst ist heutzutage in den USA von verhältnismäßig geringer Bedeutung; wie sich die amerikanische Republik von dieser okkulten Kontrolle befreien kann, ist gegenwärtig nicht ersichtlich. Keine der beiden Parteien kann einen Mann zu ihrem Chef oder ihrem Präsidentschaftskandidaten ernennen, der nicht zuvor von den Internationalisten akzeptiert worden ist.

Der Sturz des bewährten republikanischen Veteranen Taft, der kurz vor der allgemein erwarteten Rückkehr seiner Partei an die Macht erfolgte, wurde durch die Kontrolle der Blockstimmen in den „Schlüsselstaaten“ erreicht. Wie viele Stimmen die Delegation jedes Staates abgeben darf, hängt von dessen Einwohnerzahl ab, und in wenigstens zwei „Schlüsselstaaten“ (New York und Kalifornien) waren in den vergangenen siebzig Jahren besonders viele Juden eingewandert. (Es bestehen kaum Zweifel daran, dass der jüdische Einwandererstrom eben darum gezielt in diese Staaten gelenkt worden war.)[50] Anno 1952, als ich die Geschehnisse aus nächster Nähe verfolgte, lagen Eisenhower und Taft bei ihrem Ringen um die der Delegierten auf gleicher Höhe, als Dewey die Blockstimmen des Staates New York lächelnd zugunsten Eisenhowers in die Waagschale warf und  somit Front gegen den Führer seiner Partei bezog. Andere „Schlüsselstaaten“ zogen nach, und Eisenhower erhielt die Nominierung, was unter den damaligen Umständen praktisch seiner Wahl zum Präsidenten gleichkam.

Diese Entwicklung läutete das Ende eines echten Zweiparteiensystems ein; wenn die beiden Parteien dem Stimmbürger keine echte Wahl offerieren, sinkt das demokratische System de facto nämlich zu einem Einparteienregime ab, wie man es aus totalitären Staaten kennt. Unmittelbar vor den Wahlen, am 5. November 1952, schrieb die Jerusalem Post, „vom Standpunkt des jüdischen Wählers aus“ gebe es „keinen grossen Unterschied zwischen den beiden“ (dem Republikaner Eisenhower und dem Demokraten Stevenson); deshalb sollten sich die jüdischen Wähler „auf das Schicksal jener Kongressabgeordneten und Senatoren konzentrieren, die der jüdischen Sache gegenüber feindselig eingestellt sind“.

Nachdem Eisenhower sein Amt im Januar 1953 angetreten hatte, begab sich der britische Premierminister Sir Winston Churchill eilends zu Gesprächen mit dem frischgebackenen Präsidenten in die USA. Die Unterredungen fanden allerdings nicht in Washington statt; Eisenhower schlug nämlich vor, die beiden sollten sich „bei Bernie“ treffen, d. h. in Bernard Baruchs Haus an der Fifth Avenue in New York (Associated Press, 7. Februar 1953). Baruch warb damals verbissen für die Annahme seines „Atombombenplans“ als einziges wirksames Mittel zur Eindämmung der „sowjetischen Aggression“ (wir haben seine Ausführungen vor dem Senatskomitee bereits in einem früheren Kapitel zitiert). Freilich scheint er nicht so wild antisowjetisch gewesen zu sein, wie es damals den Anschein machte, denn einige Jahre später gab er bekannt, dass er von der Perspektive

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einer gemeinsamen amerikanisch-sowjetischen atomaren Diktatur über die Welt sehr angetan gewesen war. „Vor ein paar Jahren traf ich Wischinski bei einer Party und sagte zu ihm: ‚Ihr habt die Bombe, und wir haben die Bombe… Bringen wir die Sache unter Kontrolle, solange wir dies noch können, denn während wir hier schwatzen, werden alle Nationen die Bombe früher oder später erwerben“ (Daily Telegraph, 9. Juni 1956).

Eisenhowers Wahl zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten beraubte Amerika der letzten Chance, der „internationalistischen“ Politik Wilsons, Roosevelts und Trumans mit dem Stimmzettel eine Absage zu erteilen. Senator Taft war der einzige Spitzenpolitiker, der in den Augen der Öffentlichkeit für einen eindeutigen Bruch mit dieser Politik stand; dies war offensichtlich der Grund dafür, dass jene Mächte, die Amerika während der letzten vierzig Jahre de facto regierten, Himmel und Erde in Bewegung setzten, um seine Nominierung zu verhindern. Einige Auszüge aus seinem 1952 erschienenen Buch A Foreign Policy for Americans besitzen dauerhaften historischen Wert – wenn auch nur darum, weil sie ein Bild von dem Kurs vermitteln, den die USA eingeschlagen hätten, wäre es den Mitgliedern der Republikanischen Partei vergönnt gewesen, ihren Präsidentschaftskandidaten selbst zu wählen:

„Die Politik der [Roosevelt- und Truman-]Regierung bestand darin, Sowjetrussland zu stärken, so dass es jetzt in der Tat ein Risiko für die Sicherheit der Vereinigten Staaten darstellt… Russland stellt für die Sicherheit der USA eine weitaus größere Bedrohung dar, als es Hitler in Deutschland je war… Es steht außer Frage, dass wir die größte Flotte der Welt besitzen und, da die Briten unsere Verbündete sind, die vollständige Kontrolle über die Seewege der Welt ausüben… Wir sollten bereit sein, allen Inselnationen, die unsere Hilfe wünschen, mit unseren eigenen See- und Luftstreitkräften zu helfen. Zu ihnen gehören Japan, Formosa, die Philippinen, Indonesien, Australien und Neuseeland; auf der atlantischen Seite natürlich Großbritannien… Meiner Ansicht nach sind eine Allianz mit England und die Verteidigung der britischen Inseln weitaus wichtiger als die Verteidigung einer jeden kontinentalen Nation… Wenn wir mit den Briten zusammenarbeiten, besteht kein Zweifel an unserer vollständigen Kontrolle über die Meere und den Luftraum der ganzen Welt… Wenn unsere antikommunistische Politik wirklich ernst gemeint ist… sollten wir all jene, die direkt oder indirekt mit kommunistischen Organisationen verbunden sind, ohne viel Federlesens aus der Regierung entfernen… Grundsätzlich glaube ich, dass der letztendliche Zweck unserer Außenpolitik darin bestehen muss, die Freiheit des amerikanischen Volkes zu schützen… Mir scheint, die beiden letzten Präsidenten haben allerlei politischen Erwägungen Vorrang vor der Verteidigung der Freiheit und des Friedens eingeräumt… Meiner Überzeugung nach ist die ohne Genehmigung durch den Kongress erfolgte Entsendung von Truppen an ein angegriffenes Land, wie es in Korea der Fall war, [durch die amerikanische Verfassung] eindeutig verboten… Das Projekt einer europäischen Armee geht jedoch noch weiter… Es sieht die Eingliederung von [amerikanischen] Truppen in eine internationale Armee vor, ähnlich dem, was unter der Charta der Vereinten Nationen erwogen wurde… Ich habe die Charta der Vereinten Nationen nie gebilligt… Sie besitzt keine rechtliche Basis, aufgrund derer sie der Gerechtigkeit Genüge verschaffen könnte… Ich sehe keine andere Alternative, als unsere eigene Militärpolitik und unsere eigene Politik von Allianzen zu entwickeln, ohne uns sonderlich um die nicht existierende Macht der Vereinten Nationen zur Verhütung von Aggressionen zu scheren…Die andere Form einer internationalen Organisation, die man dem Volk der Vereinigten Staaten unermüdlich schmackhaft machen will,

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nämlich ein Weltstaat mit internationaler Gesetzgebung, der die Schaffung der Gesetze sowie einer internationalen Exekutive zur Führung der Armee der Organisation obliegt… scheint mir, zumindest in unserem Jahrhundert, phantastisch, gefährlich und undurchführbar. Solch ein Staat würde meiner Meinung nach innerhalb von zehn Jahren zerfallen… Die Schwierigkeiten, einen solchen Turm von Babel unter einer direkten Regierung zusammenzuhalten, wären unüberwindlich… Noch schwerer wiegt aber, dass jeder, der einen solchen Plan vorschlägt, das Ende jener Freiheit predigt, die in unserem Land die höchste Form von Glück geschaffen hat, welche die Welt je sah. Er würde das amerikanische Volk der Regierung einer Mehrheit unterstellen, die kein Verständnis und wenig Sympathie für amerikanische Prinzipien hat. Eine internationale Organisation, die das Papier, auf der ihre Statuten stehen, wert sein soll, muss auf dem Grundsatz fußen, dass die Souveränität all ihrer Mitgliedstaaten gewahrt bleibt. Der Frieden ist nicht durch die Zerstörung oder Konsolidierung bestimmten Nationen, sondern durch den Aufbau einer Herrschaft des Rechts in den Beziehungen zwischen den Nationen anzustreben.“

Diese Zitate zeigen, dass Senator Taft den heutigen Betrug an den Nationen durchschaut hatte; sie liefern auch eine Erklärung dafür, dass jene Mächte, welche die Stimmen der Schlüsselstaaten kontrollieren, ihn von Herzen verabscheuten und warum ihm nicht erlaubt wurde, sich an den Präsidentschaftswahlen zu beteiligen.[51] Die Periode, in die Eisenhowers Nominierung, seine Wahl zum Präsidenten sowie seine ersten Monate im Amt fielen, stand ganz und gar im Zeichen der „jüdischen Frage“; seine Worte und Taten waren so penetrant auf die Förderung zionistischer Anliegen ausgerichtet, dass man fast schon den Eindruck gewinnen konnte, er sei lediglich der gewählte Präsident der Zionisten.

Sogleich nach seiner Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten seiner Partei äußerte er sich gegenüber Maxwell Abell, dem Präsidenten der vereinigten Synagoge von Amerika, wie folgt: „Das jüdische Volk könnte keinen besseren Freund haben als mich.“ Seine Mutter, fügte er hinzu, habe ihn und seine Brüder „im Geist des Alten Testaments“ erzogen. (Eisenhowers Mutter war eine fanatische Anhängerin der Sekte der Zeugen Jehovas.) Bei diesen Anbiederungsversuchen ließ er es jedoch nicht bewenden, sondern setzte noch eins drauf: „Ich wuchs im Glauben auf, dass die Juden das auserwählte Volk sind und dass sie uns die hohen ethischen und moralischen Prinzipien unserer Zivilisation geschenkt haben“ (so zitiert von zahlreichen jüdischen Zeitungen, September 1952).

Anlässlich des jüdischen Neujahrs überboten sich beide Präsidentschaftskandidaten im September mit ihren Sympathiebekundungen für „die Juden“ und „Israel“. Zugleich bewirkte der amerikanische Druck auf die „freien“ Deutschen in der BRD, dass sich die Regierung in Bonn zur Unterzeichnung eines Abkommens mit Israel bereit erklärte, das diesem umfangreiche „Wiedergutmachungszahlungen“ zusicherte. Im Oktober begann der Prager Prozess, bei dem den Angeklagten Beteiligung an einer „zionistischen Verschwörung“ zur Last gelegt wurde, und Eisenhower gab seine ersten, in drohendem Ton verfassten

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Erklärungen über den „Antisemitismus in der Sowjetunion und den Satellitenstaaten“ ab.                

Das Schreckgespenst des „Antisemitismus“ wurde auch im amerikanischen Wahlkampf beschworen: Der scheidende Präsident Truman verdächtigte Eisenhower „antisemitischer“ Tendenzen, worauf dieser bei einer Wahlversammlung erklärte, diese Unterstellung treffe ihn bis ins Mark: „Ich lasse mich nicht dazu herab, auf solche Anwürfe zu antworten, und überlasse das Urteil darüber Ihnen.“ Rabbiner Hillel Silver aus Cleveland (welcher der Sowjetunion wegen ihres angeblichen „Antisemitismus“ dreist mit Krieg drohte) traf sich eilends zu einem Gespräch unter vier Augen mit Eisenhower und sprach diesen anschließend von jedem Verdacht des „Antisemitismus“ frei. (Zuvor hatte der Rebbe beim republikanischen Kongress, der Eisenhower zum Präsidentschaftskandidaten erkor, ein Gebet gesprochen, und beim Amtsantritt des frischgebackenen Präsidenten betete er auf dessen Ersuchen „um Gnade und göttliche Lenkung“.)

Unter Eisenhowers Rivalen tat sich vor allem der damals noch amtierende Vizepräsident Alben Barkley mit seinen prozionistischen Stellungnahmen hervor, beispielsweise der folgenden: „Ich prophezeie Israel eine glorreiche Zukunft als Modell, dem der größte Teil des Nahen Ostens nacheifern sollte.“ Die Zeitschrift Time schrieb damals: „Der absolute Starredner ist Vizepräsident Alben Barkley, der seit Jahren bis zu 1.000 Dollar für einen öffentlichen Auftritt kassiert. Barkley ist das Zugpferd der proisraelischen Kräfte. Viele Araber meinen…, dies beeinflusse die amerikanische Nahostpolitik, aber an amerikanischen Präsidentschaftswahlen nehmen nur wenige Araber teil.“

Im April 1953 wurde das Abkommen, in dem sich Westdeutschland zu Tributzahlungen an Israel verpflichtete, ratifiziert, worauf ein deutscher Minister erklärte, die Bonner Regierung habe sich amerikanischem Druck gebeugt, da Washington nicht offen als Geldgeber des zionistischen Staates in Erscheinung treten wolle. Im selben Monat berichteten israelische Zeitungen unter der Schlagzeile „Israel demonstriert seine Macht“ Folgendes: „Das gesamte diplomatische Korps und die ausländischen Militärattachés, die in Haifa der größten Parade in der Geschichte der israelischen Streitkräfte beiwohnten, während die Flotte vor der Küste in Position gegangen war und die Luftwaffe über den Köpfen der Versammelten vorbeibrauste, waren zutiefst beeindruckt; die Parade hat ihr Ziel also  erreicht und bewiesen, dass Israel auf einen entscheidenden Waffengang vorbereitet ist.“

Allerlei neue „Gelöbnisse“ und „Versprechen“ für die Zukunft; Stalins Tod; Israels Vorbereitungen auf einen „entscheidenden Waffengang“; die Bereitschaft des „freien“ Deutschland, uferlose Summen an Israel zu zahlen – dies waren die hervorstechendsten Ereignisse, die Eisenhowers erstes Halbjahr als Präsident prägten. Bei der großen Parade, die zur Feier seines Amtsantritts in Washington stattfand, hatte sich übrigens ein merkwürdiger, aber äußerst symbolträchtiger Zwischenfall abgespielt. Zu den Teilnehmern am Schwanz des Demonstrationszuges gehörte ein berittener Mann in Cowboy-Montur. Vor der Tribüne, auf der Eisenhower saß, hielt er inne und fragte den Präsidenten, ob er seinen Lasso ausprobieren dürfe. Gehorsam stand Eisenhower auf und senkte seinen Kopf. Der Cowboy warf seine Schlinge über ihn und zog sie straff an. Die Szene wurde in Filmaufnahmen des Festaktes verewigt.

Vielleicht dachte der neue Präsident, er gebe bloß irgendwelche Plattitüden von sich, als er sagte: „Der Staat Israel ist der Vorposten der Demokratie im Nahen Osten, und jeder freiheitsliebende Amerikaner muss sich dafür einsetzen, die Zukunft dieses neusten Mitglieds der Völkerfamilie auf Dauer zu sichern.“ Von jenen, an die diese Worte gerichtet waren, wurden sie als Verpflichtung gedeutet, genau wie ähnliche Äußerungen Roosevelts und Wilsons in früheren Jahrzehnten. Acht Jahre nach Hitlers Tod galt der neue Staat,

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in dem Hitlers Rassengesetze nach wie vor Gültigkeit besaßen und der die Hälfte der alteingesessenen Bevölkerung seines Territoriums durch Massenmord und Terror vertrieben hatte, als ein „Vorposten der Demokratie“, für deren Bewahrung sich „jeder freiheitsliebende Amerikaner“ einsetzen musste!

Sollte sich Eisenhower in der Illusion befunden haben, nach solchen Erklärungen habe er bei der Gestaltung der amerikanischen Außenpolitik noch freie Hand, so wurde er spätestens im Oktober 1953 eines Besseren belehrt. Damals forderte der Zionistenstaat gebieterisch die Einlösung des gegebenen Versprechens. In einer Angelegenheit, bei der es um das „neueste Mitglied der Völkerfamilie“ ging, versuchte Washington zunächst, selbständig und im Interesse des amerikanischen Volkes zu handeln, doch dieser Versuch scheiterte kläglich, und der amerikanische Präsident musste auf der ganzen Linie kapitulieren (so wie „Rockland“, d. h. Woodrow Wilson, in Oberst Houses Roman aus dem Jahre 1912 den Gang nach Canossa antreten muss).

Dass das Oberhaupt eines Staates, der weltweit als der mächtigste überhaupt galt, unter so schimpflichen Umständen zu Kreuze kriechen musste, gehört zu den markantesten Episoden, von denen dieses Buch berichtet. Gewiss, schon in der Vergangenheit hatte sich oft Ähnliches zugetragen, doch meist ohne dass die Öffentlichkeit davon erfuhr.

Am 14. Oktober 1953 beging Israel den ersten von mehreren Überfällen auf seine arabischen Nachbarstaaten; seine Truppen metzelten die gesamte Bevölkerung des jordanischen Dorfes Qibya nieder. Es war dies gewissermaßen eine Wiederholung des Massenmordes von Deir Yasin, mit dem Unterschied freilich, dass das Verbrechen außerhalb der Grenzen Palästinas stattfand. Für die arabischen Völker in ihrer Gesamtheit war dies ein Wink mit dem Zaunpfahl, eine Warnung, dass ihnen allen früher oder später die völlige Vernichtung drohte – mit der stillschweigenden Zustimmung des „Westens“.

Der dänische General Vagn Bennike, Chef der UNO-Organisation zur Überwachung des Waffenstillstandes, sowie sein Stellvertreter, Fregattenkapitän E. D. Hutchinson von der US-Flotte, stellten den Vereinten Nationen einen Bericht über die Geschehnisse zu, in dem sie den Angriff als „kaltblütigen Mord“ bezeichneten. Bei der anschließenden Debatte im UNO-Sicherheitsrat sagte der französische Delegierte, die Bluttat habe in Frankreich „Entsetzen und Abscheu“ hervorgerufen, und warf Israel, dem angeblichen „Staat der Verfolgten“, „Racheakte gegenüber Unschuldigen“ vor. Der griechische Abgeordnete sprach von einem „grauenvollen Massaker“; der britische und der amerikanische Delegierte stimmten in den Chor der Verurteilung ein (9. November 1953). In England geißelte der Erzbischof von York den „fürchterlichen Akt des Terrorismus“, und ein konservatives Mitglied des Unterhauses, Major H. Legge-Bourke, brandmarkte das israelische Vorgehen als „grausigen Höhepunkt einer langen Kette von Überfällen auf nicht-israelisches Territorium, die Bestandteil einer ausgeklügelten Rachepolitik sind“.

Während alle Welt die israelischen Grausamkeiten verurteilte, erhielt der Zionistenstaat von den Vereinigten Staaten gewissermaßen zur Belohnung eine Prämie in Höhe von 60 Millionen Dollar, und der amerikanische Präsident beugte sich dem zionistischen Druck ein weiteres Mal. Hier die Chronologie der Ereignisse:

Vier Tage nach dem Blutbad, am 18. Oktober 1953, beschloss die Regierung in Washington „ihrem Schützling einen Rüffel zu erteilen“ (The Times, 19. Oktober). Dies begründete sie damit, dass „die im Außenministerium eingetroffenen schockierenden Berichte über den Verlust an Menschenleben und Eigentum, der bei diesem Zwischenfall zu verzeichnen war, uns davon überzeugen,

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dass die Schuldigen zur Verantwortung gezogen und wirksame Maßnahmen getroffen werden müssen, um eine zukünftige Wiederholung solcher Zwischenfälle zu verhüten“. (Man vergleiche diese äußerst scharfe Formulierung mit den Taten, die ihnen die US-Regierung schon wenige Tage später folgen ließ!) Laut The Times machte sich in Amerika „wachsender Unmut über die anmaßende Art und Weise breit, auf die die israelische Regierung die Vereinigten Staaten nur allzu oft behandelt – vermutlich weil sie glaubt, sie könne sich stets auf den innenpolitischen Druck verlassen, der in diesem Land ausgeübt wird“. Derselben Zeitung zufolge war sogar damit zu rechnen, dass „Finanzhilfe an die israelische Regierung in Höhe von mehreren Millionen Dollar zurückgehalten wird, bis irgendeine Garantie gegen eine Wiederholung solcher Zwischenfälle erfolgt“.

Zwei Tage darauf, am 20. Oktober, kündigte das amerikanische Außenministerium an, die geplante Finanzhilfe an Israel werde vorderhand auf Eis gelegt. Sollte Eisenhower darauf gebaut haben, dass die Präsidentschaftswahlen erst ein Jahr zurücklagen und ihm noch mindestens drei Jahre im Amt sicher waren, so hatte er sich gründlich getäuscht. Die Schwäche Amerikas, sowie die Stärke der politischen Strippenzieher, liegt nämlich darin, dass in den USA immer irgendwelche Wahlen bevorstehen – Präsidentschaftswahlen, Kongresswahlen, Bürgermeisterwahlen, Gemeindewahlen. Im Oktober 1953 bewarben sich drei Kandidaten - zwei Juden und ein Nichtjude – um das Amt des Bürgermeisters von New York, und die Kampagne für die Kongresswahlen von 1954, bei der sich alle 435 Mitglieder des Abgeordnetenhauses sowie ein Drittel der Senatoren dem Wähler stellen mussten, war eben angelaufen. Unter diesen Umständen war es für die Zionisten ein Leichtes, dem Weißen Haus gehörig einzuheizen.

In New York kämpften die drei Rivalen verbissen um die jüdischen Stimmen. Am 25. Oktober versammelten sich 500 Zionisten, die sich „schockiert“ über die Einstellung der Hilfe an Israel gaben und von der Regierung „eine Überdenkung und Annullierung dieser übereilten und unfairen Aktion“ verlangten. Der republikanische Kandidat ersuchte telegraphisch um eine sofortige Audienz beim Außenminister, die er prompt erhielt; nach seiner Rückkehr versicherte er den besorgten jüdischen Wählern, dass Israel „umfangreiche amerikanische Wirtschaftshilfe“ erhalten werde (New York Times, 26. Oktober 1953). Die Höhe dieser Wirtschaftshilfe, fügte er hinzu, werde insgesamt 63 Milliarden Dollar betragen. (Gewählt wurde er trotzdem nicht.)

Währenddessen trabten die republikanischen Parteimanager scharenweise beim Präsidenten an und warnten diesen, falls er seinen Entscheid nicht rückgängig mache, werde die Republikanische Partei bei den Kongresswahlen 1954 eine verheerende Niederlage erleiden. Am 28. Oktober strich Eisenhower die Segel und ließ offiziell bekanntgeben, Israel werde zunächst die bereits versprochene Summe und in den ersten sechs Monaten des neuen Jahrs weitere 26 Millionen Dollar erhalten; insgesamt werde sich die amerikanische Wirtschaftshilfe an Tel Aviv auf 60 Millionen Dollar belaufen.

Der republikanische Kandidat bei den Bürgermeisterwahlen in New York begrüßte diese Ankündigung als „Anerkennung der Tatsache, dass Israel eine unerschütterliche Bastion der Sicherheit der freien Welt im Nahen Osten ist“, und pries sie als „Entscheid eines Staatsmanns von Weltformat“, der für Eisenhower typisch sei. Was letzteren tatsächlich zu seinem Entschluss bewogen hatte, enthüllte John O’Donnell in der New York Daily News vom 28. Oktober:

„Die Berufspolitiker fielen wie wild über ihn her. Dies behagte ihm ganz und gar nicht… doch der Druck war so stark, dass er, um den Hausfrieden zu wahren, klein beigeben musste. Die – politische und persönliche – Kehrtwendung, die er vollzog, war wohl die verschmitzteste und rascheste, die man in dieser Hauptstadt seit vielen Monaten beobachten konnte…

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Eine Woche lang war der Druck der Kandidaten, die bei der riesigen jüdischen Wählerschaft New Yorks auf Stimmenfang gingen, geradezu überwältigend… In den letzten zehn Tagen hat Präsident Eisenhower eine eindrückliche Lektion über das politische Leben in diesem Land erhalten.“ (Nichtsdestoweniger verlor die Republikanische Partei 1954 die Kontrolle über den Kongress; die Erfahrung lehrt, dass sich schmähliche Kapitulationen wie die von Eisenhower vollzogene nur in den seltensten Fällen auszahlen.)

Es war dies das letzte Mal, dass die Eisenhower-Regierung versucht hatte, „ihrem Schützling einen Rüffel zu erteilen“, um die Formulierung von The Times aufzugreifen. Am 7. Mai 1954, dem sechsten Jahrestag der Gründung Israels, stellte dessen Armee stolz die Waffen zur Schau, die sie von den USA und Großbritannien erhalten hatte: Panzer, Düsenflugzeuge, Bomber und Jäger. (Am 12. August 1952 hatte die US-Regierung erklärt, Israel besitze einen „Anspruch auf Waffenhilfe“; zuvor, am 17. Januar desselben Jahres, hatte die britische Regierung private Waffenhändler zur Lieferung von Kriegsgerät an den zionistischen Staat ermächtigt.)

Es folgten zwei verhältnismäßig ruhige Jahre, doch war dies die Stille vor dem Sturm: Hinter den Kulissen planten die Zionisten schon den nächsten Coup: Vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen vom November 1956 wollten sie erneut zuzuschlagen. Im Mai 1955 – jenem Monat, in dem Winston Churchill in England als Premierminister von Anthony Eden abgelöst wurde - besuchte der amerikanische Außenminister John Foster Dulles das Land, bei dem er sich dafür bedanken durfte, dass die US-Außenpolitik in Trümmern lag. (Hierzu gab es eine frappante Parallele: Dreißig Jahre zuvor hatte Arthur Balfour Palästina aufgesucht, das Sorgenkind der britischen Außenpolitik.) Da er aus nächster Nähe miterlebt hatte, dass der Versuch, Israel „einen Rüffel zu erteilen“, zum Rohrkrepierer geworden war, dürfte Dulles schwerlich irgendwelche Illusionen gehegt haben. Er war sich zweifellos bewusst, dass er es mit der stärksten Macht des Erdenrundes zu tun hatte, die in den USA schalten und walten konnte, wie es ihr gerade beliebte, wobei sie Israel bei ihrer „divide et impera“ - „Teile und herrsche“-Politik als Instrument benutzte.

Die Palästinenser quittierten den Dulles-Besuch wie drei Jahrzehnte zuvor den Balfour-Besuch mit zornigen Demonstrationen. Nach seiner Ankunft auf dem Flughafen von Tel Aviv wurde der Mann aus Washington eilends zu einem geschlossenen Wagen geführt und in die Stadt gefahren, während dichte Reihen von Polizisten am Straßenrand Spalier standen. Die Polizeioperation zu seiner Begleitung und seinem Schutz wurde „Operation Kitavo“ getauft; „Kitavo“ bedeutet auf Hebräisch „Woher du gekommen bist“. Es handelte sich um eine Anspielung auf das Deuteronomium: „Wenn du in das Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe geben wird, und es einnimmst und darin wohnst, so sollst du nehmen die Erstlinge aller Feldfrüchte, die du von deinem Land einbringst, das der HERR, dein Gott, dir gibt. […] Und der HERR hat dich heute sagen lassen, dass du sein eigenes Volk sein wollest, wie er dir zugesagt hat, und alle seine Gebote halten wollest und dass er dich zum höchsten über alle Völker machen werde, die er geschaffen hat, und du gerühmt, gepriesen und geehrt werdest, damit du dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk seiest, wie er zugesagt hat.“ (5. Mose 26; 1-2, 18-19.) Dies beweist, dass ein amerikanischer Außenminister im zionistischen Israel lediglich als Statist im großen Drama der „Erfüllung“ des levitischen Gesetzes galt.

Nach seiner Rückkehr sagte Dulles, er habe sich davon überzeugen können, dass die Araber den Zionismus mehr fürchteten als den Kommunismus. Dies war natürlich eine Binsenwahrheit – die Araber hatten die Torah gelesen und deren wortwörtliche Auslegung in Deir Yasin und Qibya drastisch miterlebt. Laut der Associated Press vom 1. Juni 1953 äußerte sich Dulles in einer Fernsehsendung wie folgt: „Die Vereinigten Staaten stehen unbeirrbar zu ihrer im Jahre 1950 gemeinsam mit Großbritannien

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und Frankreich abgegebenen Erklärung, in der sich die drei Nationen zum Handeln verpflichtet haben, falls die gegenwärtigen israelischen Grenzen auf irgendeine Weise militärisch verletzt werden“. Es war dies ein Hinweis auf die bekannte „Dreimächte-Erklärung“. Ich habe nicht ausfindig machen können, ob die Associated Press den amerikanischen Außenminister korrekt zitiert hat; in ihrer damaligen, unparteiisch formulierten Erklärung hatten sich die drei Staaten nämlich nur zur Garantie der „Grenzen und Waffenstillstandslinien im Nahen Osten“ und nicht zur Garantie der „israelischen Grenzen“ verpflichtet, doch die Araber waren mittlerweile an dergleichen gewöhnt, und falls Dulles falsch zitiert worden sein sollte, kamen die ihm unterstellten Aussagen der Wahrheit weit näher als die von ihm tatsächlich abgegebenen.

Wie bereits erwähnt, vollzog sich zu jener Zeit in Großbritannien ein politischer Generationenwechsel, aber der immer längere Schatten des Zionismus fiel auch auf den neuen Premierminister. Sir Winston Churchill, der seinem fortschreitenden Alter Tribut zollen musste und dessen Kräfte unerbittlich schwanden, hatte seinen Posten jenem Manne geräumt, den er im Stile eines Potentaten schon längst zu seinem Nachfolger auserkoren hatte: „Bei meiner politischen Tätigkeit unternehme ich keinen Schritt, ohne mich vorher mit Mr. Eden abzusprechen; er wird die Fackel des Konservativismus aufnehmen, wenn sie anderen, älteren Händen entglitten ist.“ Offenbar hatte Sir Anthony Eden von seinem politischen Ziehvater auch dessen unerschütterliche Unterstützung für die „Erfüllung der Sehnsüchte des Zionismus“ geerbt. Anderthalb Jahre nach seinem Amtsantritt mag Eden freilich insgeheim gewünscht haben, die „Fackel des Konservativismus“ wäre in andere Hände übergegangen, denn seine Taten fügten der konservativen Partei – und Großbritannien – immensen Schaden zu. Vom Tage seiner Ernennung zum Premierminister an – einem Tag, von dem er sein Leben lang geträumt hatte – lastete das „Nahostproblem“ wie ein Albdruck auf ihm, so dass sein unrühmliches politisches Ende fast schon vorgezeichnet schien.

Auch Eisenhowers Präsidentschaft gestaltete sich längst nicht so glorreich, wie er gehofft haben mochte. Im September 1955 erlitt er einen Schlaganfall; obwohl er sich rasch wieder erholte, liessen die Fotos von ihm fortan eine immer fatalere Ähnlichkeit mit Roosevelt und Wilson am Ende ihrer Amtszeit erkennen. Der Druck, dem scheinbar so ungeheuer mächtige Männer in unserem „jüdischen Jahrhundert“ unentwegt ausgesetzt sind, spiegelt sich anscheinend in ihren zunehmend erschöpften und abgezehrten Gesichtszügen wieder. Zwar sind sie von Jasagern und Schmeichlern umgeben, doch sobald sie versuchen, dem Ruf ihres Gewissens zu folgen und ihre Pflicht zu tun, werden sie erbarmungslos zur Räson gebracht. Nach seiner mittelmäßigen ersten Amtszeit rechnete kaum noch jemand damit, dass sich Eisenhower zur Wiederwahl stellen werde.

Er war von Haus aus kein Republikaner und fühlte sich während seiner ersten Amtsperiode in seiner Haut als „republikanischer Präsident“ alles andere als wohl. Schon bald nach seinem Amtsantritt erreichte seine „Frustration über den mächtigen rechten Flügel der Partei“ [d. h. die traditionalistischen Republikaner, die sich Senator Taft als Präsidenten gewünscht hatten] ein solches Ausmaß, dass er sich geraume Zeit mit dem Gedanken an die Gründung einer neuen politischen Partei in Amerika trug, die Menschen, welche seine Philosophie teilten, ungeachtet ihrer politischen Vergangenheit offenstehen würde… Er begann seine engsten Mitarbeiter zu fragen, ob es nicht an der Zeit sei, über die Gründung einer neuen Partei nachzudenken. Seiner Auffassung zufolge würde eine solche Partei im Grunde genommen seine Partei sein. Sie würde jene außen- und innenpolitischen Doktrinen verkörpern, die seiner Überzeugung nach für die Vereinigten Staaten, ja für die Welt, am besten waren.“[52]

Eisenhower ließ diese Idee erst fallen, als der Tod Senator Tafts die Republikanische Partei ihres natürlichen Führers beraubte und der Senat,

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einem persönlichen Wunsch des Präsidenten folgend, Senator Joseph McCarthy aus Wisconsin wegen seiner hartnäckigen Attacken auf die Kommunisten in Eisenhowers Entourage einen Verweis erteilte. Der Zorn über die ans Licht gekommene kommunistische Unterwanderung des Regierungsapparates unter Roosevelt und Truman war 1952 einer der Hauptgründe dafür gewesen, dass ehemalige Anhänger der Demokratischen Partei scharenweise zu den Republikanern überliefen und Eisenhower hiermit den Weg ins Weiße Haus ebneten.

Ende 1955 klopfte wieder einmal ein Jahr der Präsidentschaftswahlen an die Tür. Für die Zionisten hätten die Umstände kaum idealer sein können: Ein schwer lädierter Präsident; Parteipolitiker, die auf jüdische Stimmen aus waren; Kriegsgefahr im Nahen Osten. Angesichts dieser Konstellation konnte innenpolitischer Druck in der Kapitale des wohlhabendsten und am besten bewaffneten Staates der westlichen Welt fast jedes gewünschte Ergebnis herbeizaubern. Die republikanischen Parteimanager, die verbissen bestrebt waren, die Vorherrschaft ihrer Partei im Weißen Haus zumindest nominell zu verteidigen, wenn sie schon keine Mehrheit im Kongress erringen konnten, drängten den kränkelnden Eisenhower zu einer zweiten Kandidatur. [53]

Der Wahlkampf begann wie stets schon ein volles Jahr vor der Wahl. Im September 1955 schloss die ägyptische Regierung unter Präsident Gamel Abdel Nasser mit der UdSSR ein Abkommen über den Kauf von Waffen ab. Die amerikanisch-britisch-französische Dreimächteerklärung aus dem Jahre 1950 sah vor, dass sowohl Israel als auch die arabischen Staaten im Westen Waffen kaufen durften. Am 16. November 1955 rechtfertigte Nasser die Unterzeichnung des Kontrakts mit der Sowjetunion damit, dass es ihm trotz dreijähriger Bemühungen nicht gelungen sei, „in den Vereinigten Staaten auch nur eine einzige Waffe zu kaufen“, und warf der US-Regierung vor, sie wolle erreichen, dass „die Araber Israel und seinen Drohungen dauerhaft auf Gnade und Ungnade ausgeliefert bleiben“.

Die ägyptischen Waffenkäufe in der UdSSR riefen in Washington und London einen ähnlichen Sturm

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der Entrüstung hervor wie der sowjetische Prozess gegen die „jüdischen Ärzte“ Anfang 1953. Eisenhower appellierte an Moskau, den Deal mit den Ägyptern platzen zu lassen. (Der Grossteil der betreffenden Waffen kam übrigens aus den Skoda-Werken in der Tschechoslowakei, die infolge des Jalta-Abkommens in den sowjetischen Einflussbereich geraten waren; Waffen aus den Skoda-Werken hatten es den Zionisten 1947/1948 ermöglicht, die Araber militärisch zu besiegen, ihren Staat Israel zu gründen und die Sowjets anschließend als Rettungsengel zu feiern.) Am selben Tag, dem 9. November 1955, bezichtigte Anthony Eden die Sowjetunion der Schürung von Spannungen im Nahen Osten, und sein Außenminister Harold Macmillan beklagte das Auftauchen eines „neuen, beunruhigenden Faktors in dieser delikaten Situation“. Für die Araber war die Botschaft hinreichend klar: Israel würde Waffen bekommen, sie nicht.

Nun kam die Propagandamaschinerie so richtig in Fahrt, wie es ein drei Jahre zuvor im Zusammenhang mit dem angeblichen „Antisemitismus“ in der UdSSR und Osteuropa der Fall gewesen war. Schon nach wenigen Wochen war die Erinnerung an die zahlreichen Überfälle Israels auf seine Nachbarstaaten verblasst, und die UNO-Resolutionen, in denen diese Aggressionsakte verurteilt worden waren, gerieten über Nacht in Vergessenheit. Stattdessen wurde dem Zeitungsleser Tag für Tag weisgemacht, das wehrlose Israel stehe durch die Schuld des Westens einem von den Roten bis an die Zähne bewaffneten Ägypten gegenüber. In der Anfangsphase der Propagandakampagne meldete sich ein Mann zu Wort, der den Mut hatte, die Wahrheit auszusprechen: Hanson W. Baldwin, ein namhafter amerikanischer Militärfachmann, kommentierte die Waffenlieferungen seines Landes an Israel wie folgt: „Wir versuchen ein sehr prekäres ‚Gleichgewicht’ zwischen den Israelis und den Arabern aufrechtzuerhalten. Doch ein wirkliches Gleichgewicht in dem Sinne, dass beide Seiten über dieselbe militärische Stärke verfügen, existiert nicht und wird auch in naher Zukunft schwerlich existieren. Heute ist Israel nicht nur eindeutig stärker als Ägypten, sondern sogar stärker als Ägypten, Jordanien, Saudiarabien, der Libanon, Syrien und der Irak zusammen“ (New York Times, 11. November 1955).

Doch in den folgenden elf Monaten wurde diese Wahrheit den zeitungslesenden Massen vorenthalten[54]. Tagtäglich servierte die Presse ihnen Horrorgeschichten über die „roten Waffen für die Araber“, die rasch zum Dauerbrenner der bereits angelaufenen Kampagne für die bevorstehenden Präsidentschafts- und Kongresswahlen in Amerika wurden.[55] Die vier demokratischen Präsidentschaftskandidaten (Estes Kefauver, Gouverneur Harriman vom Staat New York, Stuart Symington und Adlai Stevenson) überboten einander mit hetzerischen Aufrufen. [56] Ein amerikanisch-zionistisches Komitee erwog sogar, einen „Marsch auf Denver“ zu organisieren, blies diesen jedoch ab, als der Präsident infolge seines früher erlittenen Schlaganfalls in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste, und verlangte stattdessen von allen Kandidaten beider Seiten die Unterzeichnung einer „politischen Erklärung“ gegen Waffenlieferungen an jeden beliebigen arabischen Staat. 120 Bewerber bei den Kongresswahlen setzten unverzüglich ihre Unterschrift unter diesen Wisch, und innerhalb einiger Monate schwoll die Gesamtzahl der Unterzeichner auf 153 (102 Demokraten und 51 Republikaner) an. Dass weit mehr Demokraten als Republikaner unterschrieben, veranlasste Yitzak Gruenbaum, einen führenden israelischen Politiker und ehemaligen Minister, anlässlich des Zionistischen Weltkongresses in Jerusalem am 26. April 1956 zu folgender Aussage:

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„Israel wird keine Unterstützung von den USA erhalten, solange die Republikaner dort regieren.“ Dieser unverhüllte Aufruf an die amerikanischen Juden, demokratisch zu wählen, und der anschließende Sieg der Demokraten bei den Kongresswahlen bestärkten die Parteimanager in ihrem Glauben an die entscheidende Bedeutung der „jüdischen Stimmen“.

Vor dem Hintergrund des erbarmungslosen Drucks, den die Parteimanager auf den gesundheitlich angeschlagenen Eisenhower ausübten, sowie einer erneuten Kampagne gegen die „Verfolgung der Juden“ begann also das Jahr der Präsidentschaftswahlen. Erfahrenen Beobachtern war von Anfang an klar, dass sich damals eine inszenierte Krise zusammenbraute, die ohne weiteres in einen Weltenbrand münden konnte. Ein maßgeblicher Faktor war dabei der Würgegriff, in dem sich die amerikanische Regierung befand und aus dem sie sich nicht befreien konnte.

Das Jahr begann passenderweise mit einer erneuten Verurteilung Israels, das wegen seines „vorsätzlichen“ und „brutalen“ Angriffs auf Syrien am 11. Dezember des Vorjahres von der UNO einhellig gebrandmarkt wurde (19. Januar 1956). Es war dies die vierte Verurteilung dieser Art innerhalb von zwei Jahren; sie erfolgte zu einem Zeitpunkt, wo der Öffentlichkeit der westlichen Staaten bis zur Ermüdung die ewig gleichen Propagandageschichten über das „wehrlose Israel“ und die „kriegslüsternen Araber“ aufgetischt wurden. Zur gleichen Zeit wurde in Israel der Ausnahmezustand ausgerufen.

Als nächstes knüpften sich die Zionisten jene hochrangigen Beamten im US-Außenministerium vor, die (wie das Kolonial- und das Außenministerium Großbritanniens eine Generation zuvor) versucht hatten, die gefährlichen „Verpflichtungen“ an Israel zu verhindern. Im November 1955 hatte die weltweit größte zionistische Gruppierung, die amerikanische Misrachi-Organisation, in Atlantic City einen schrillen Alarmruf ausgestoßen: Eine „Clique antiisraelischer Elemente im Washingtoner Außenministerium“ blockiere „jede wirksame amerikanische Unterstützung an Israel“. (Genau denselben Vorwurf hatte Chaim Weizmann drei Jahrzehnte lang, von 1917 bis 1947, gegenüber den Regisseuren der britischen Außenpolitik erhoben.)

Das Amt des amerikanischen Außenministers bekleidete damals John Foster Dulles. Am 24. Januar 1956, fünf Tage nach der UNO-Resolution, in der Israel verurteilt wurde, gab Dulles bekannt, er versuche die führenden demokratischen Politiker für eine Vereinbarung zu gewinnen, wonach der israelisch-arabische Konflikt „nicht zum Thema der Präsidentschaftswahlkampagne gemacht werden“ solle. Die New York Times kommentierte diese Ankündigung wie folgt: „Bekanntlich hat sich Mr. Dulles darüber beklagt, dass Angehörige der israelischen Botschaft in Washington

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versucht haben, die Kandidaten bei den Kongresswahlen zu proisraelischen Stellungnahmen zu bewegen… Dem Außenminister ist sehr daran gelegen, dass keine der beiden Parteien die heiklen Verhandlungen über eine Nahostregelung gefährdet, indem sie die israelische Frage während der Wahlkampagne aus selbstsüchtigen politischen Beweggründen hochspielt… Insbesondere befürchtet er, während der Präsidentschaftswahlkampagne könnten Äußerungen laut werden, die Israel zur Ansicht verleiten könnten, die Vereinigten Staaten würden einen israelischen Angriff auf arabisches Territorium gutheißen oder sich gar daran beteiligen.“

Dulles klagte also über den politischen Druck, den der frühere Präsident Truman in seinen Memoiren geschildert hatte [57], und versuchte 1956 zu erreichen, was James Forrestal 1947 angestrebt hatte – mit dem Ergebnis, dass er gefeuert wurde, einen Nervenzusammenbruch erlitt und durch Selbstmord endete. Etwa ein Jahr zuvor war Dulles seitens der Presse unter Beschuss geraten, so wie es Ernest Bevin und Forrestal in den Jahren 1947 und 1948 widerfahren war. Damals hatte er von einer „Gruppe republikanischer Mitglieder des Kongresses“ einen vorwurfsvollen Brief erhalten, den er am 7. Februar 1955 in versöhlichen Ton beantwortete: „Die Außenpolitik der Vereinigten Staaten ist auf die Bewahrung des Staates Israel ausgerichtet… Wir schließen die Möglichkeit von Waffenlieferungen an Israel nicht aus.“ Ein Jahr darauf keimten bei den Zionisten erneute Zweifel an seiner Linientreue auf: Die Jerusalem Post, Anno 1956 eine Art von Hofpostille für die Metropolen des Westens, berichtete, er habe einen „zugegebenermaßen nicht allzu schwerwiegenden unfreundlichen Akt“ begangen, indem er „einer Delegation des American Council for Judaism eine fünfundvierzigminütige Audienz gewährte“.[58]

Der American Zionist Council protestierte sogleich gegen Dulles’ Anregung, die Palästinafrage aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Der Vorsitzende der Organisation, ein Rabbiner Irving Miller, geißelte diesen Vorschlag als „die irrige Vorstellung, irgendein besonderer Aspekt der Außenpolitik solle der freien und ungehinderten öffentlichen Diskussion entzogen werden“. Wie es um die von Rabbiner Miller beschworene „freie und ungehinderte öffentliche Diskussion“ in Wirklichkeit stand, ging aus den folgenden Zitaten zweier freimütiger Beobachter hervor, die gegen den Strom zu schwimmen wagten: „Israels Streitigkeiten mit seinen Nachbarstaaten sind in Amerika zum Wahlkampfthema geworden; ein Kandidat, der auch nur versucht, den arabischen Standpunkt zu erklären, begeht praktisch politischen Selbstmord“ (Dorothy Thompson). „Eine proägyptische Politik wird den Republikanern in New Jersey, Connecticut oder Massachusetts keine Stimmen einbringen, und wenn man sich mit

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Berufspolitikern unterhält, bekommt man zu diesem Thema allerhand zu hören“ (George Sokolsky).

Nun gerieten die Dinge in Bewegung. Am 21. Februar 1956 vermeldete die New York Times, Dulles werde im Rahmen einer „Ermittlung zur Außenpolitik“, die das Senatskomitee für Außenpolitik angeordnet habe, um „die Irrungen und Wirrungen der Waffenlieferungspolitik der Regierung im Nahen Osten“ zu erhellen, „Rede und Antwort stehen müssen“. Genau dies tat Dulles am 24. Februar; anlässlich seiner Befragung ereignete sich eine aufschlussreiche Episode.

Im Allgemeinen besitzen die Bürger der Vereinigten Staaten und Großbritanniens keine Möglichkeit, sich zu der kostspieligen Verwicklung ihrer Regierungen in das Palästina-Abenteuer zu äußern; bei Wahlen werden Kandidaten, die den zionistischen Standpunkt nicht verinnerlicht haben, erst gar nicht aufgestellt, und von seltenen Ausnahmen abgesehen lässt die Presse nur prozionistische Stimmen zu Wort kommen. Doch in diesem Fall besaß ein hochkarätiger Kabinettsminister die Möglichkeit, seine Version der Geschehnisse in einem überfüllten Saal offen darzulegen. Bei seinem Erscheinen, während seiner Ausführungen und bei seinem Abgang wurde er mit stürmischem Beifall bedacht.

Der Grund für den Applaus, der ihm entgegenbrandete, war nur allzu offensichtlich. Diese Episode sprach Bände, bewies sie doch, wie die breite Öffentlichkeit der westlichen Staaten reagieren würde, wenn ihre Führer in dieser Frage endlich einmal Tacheles sprächen. Unter anderem sagte Dulles an jenem 24. Februar 1956 folgendes: „Eine der größten Schwierigkeiten, denen sich die USA in ihrer Rolle als Vermittler zwischen den Arabern und Israel gegenübersehen, besteht im Glauben der arabischen Welt, dass Washingtons Politik von innenpolitischem Druck geprägt ist.“ Es bestehe Gefahr, dass Israel „einen sogenannten Präventivkrieg vom Zaun brechen“ werde, fuhr der amerikanische Außenminister fort. In diesem Fall würden die USA „nicht auf der Seite Israels eingreifen“, weil sie und ihre Verbündeten sich verpflichtet hätten, allen Staaten, die im Nahen Osten eine Aggression begingen, Widerstand zu leisten. Dulles deutete mehrfach an, dass „innenpolitischer Druck“ auf die Regierung ausgeübt werde, um diese „zu einer ungerechtfertigten und unklugen proisraelischen Politik im Nahen Osten zu zwingen“.

Warum die Zuhörerschaft diese Ausführungen mit brausendem Beifall quittierte, ist nur allzu klar. Zum ersten Mal überhaupt hatte ein Spitzenpolitiker öffentlich Klartext über den Würgegriff gesprochen, in dem sich die führenden Mächte des Westens befinden. Die Unterstützung, die Dulles seitens der Öffentlichkeit zuteil wurde, verminderte den Druck, über den er geklagt hatte, freilich keineswegs. Keine zwei Monate später, am 12. April 1956, erstattete er vor führenden Kongressabgeordneten Bericht über die Lage im Nahen Osten, wobei er folgenden Satz aussprach: „Ich fürchte, die Zeit für eine friedliche Lösung ist bereits abgelaufen.“ Dulles hob hervor, dass zwei entscheidende Elemente der amerikanischen Außenpolitik im Widerspruch zueinander standen: Die „Nutzung der riesigen Ölreserven der Region für die militärischen und wirtschaftlichen Bedürfnisse Westeuropas“ sowie die „Bewahrung Israels als Nation“. An dieser Stelle stellte der Führer der demokratischen Fraktion im Kongress, John McCormack, die Gretchenfrage: „Welches politische Ziel hat Vorrang: Die Rettung Israels oder die Kontrolle über das Öl?“ Dulles’ salomonische Antwort „Wir versuchen beides zu bewerkstelligen“ bewies, dass der gesamte Westen tiefer denn je zuvor

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in der Sackgasse steckte, in den ihn Großbritannien mit seiner Unterstützung des Zionismus geführt hatte.

Dulles’ vergebliche Versuche, „beides zu bewerkstelligen“, machte die Lage nur noch vertrackter. Offenbar hatte er von Anfang an nie auf einen Erfolg seines ursprünglichen Vorschlags gehofft, denn als er bei einer Pressekonferenz gefragt wurde, ob er ernsthaft glaube, der arabisch-israelische Konflikt lasse sich als Wahlkampfthema ausklammern, reagierte er „mit lautem, ironischem Gelächter“. Noch während er dem Senatskomittee Rede und Antwort stand, wurde an einer Taktik gefeilt, die es Amerika erlauben sollte, öffentlich zu erklären, es werde überhaupt keine Waffen in den Nahen Osten liefern, während es gleichzeitig sicherstellte, dass Israel in der Tat Waffen erhielt und damit jenen „Präventivkrieg“ entfesseln konnte, den der Außenminister so fürchtete. Eine ähnliche Taktik war bereits in der Frage der deutschen „Wiedergutmachungszahlungen“ zur Anwendung gelangt, die unter amerikanischem Druck erfolgten und Gewähr dafür boten, dass Israel mit einem nie versiegenden Strom von Geldmitteln und Gütern versorgt wurde, ohne dass diese in einem amerikanischen Budget erschienen.

Am 27. Februar, also nur drei Tage nach Dulles’ Rechenschaftsbericht vor dem Senatskomitee und anscheinend als Reaktion auf diesen, unternahmen israelische Truppen im Gazastreifen einen „sorgfältig geplanten“ Überfall auf die Ägypter, wobei sie 38 Menschen töteten. Die Waffenstillstandskommission der UNO verurteilte diese „brutale Aggression“. In den folgenden Wochen wiesen mehrere Kolumnisten auf die neue Methode zur Versorgung Israels mit Waffen hin: „Würden die USA Waffen an Israel verkaufen, so gäbe dies den Anstoß zu erneuten kommunistischen Waffenlieferungen an die arabischen Staaten… Offenbar herrscht die Ansicht vor, dies werde nicht der Fall sein, wenn Israels Bitte um Waffen von Großbritannien, Frankreich und Kanada erfüllt würde. Man geht hier davon aus, dass die Vereinigten Staaten ihre eigene unparteiische Position wahren können, wenn ihre Verbündeten Waffen an Israel verkaufen.“

Auf diesem Wege versuchte Washington also, sowohl die Kontrolle über die Erdölvorräte des Nahen Ostens beizubehalten als auch den Staat Israel zu verteidigen. Rabbiner Hillel Silver (jener Zionistenführer, der bei Eisenhowers Amtsantritt um „Gnade und Leitung“ gebetet hatte), sagte in Israel, die Eisenhower-Regierung habe „in Sachen Waffenlieferungen an Israel noch nicht ihr letztes Wort gesprochen“ (New York Times, 4. April 1956). Nach seiner Rückkehr nach Washington traf sich der Rebbe zu einer „sehr freimütigen und freundlichen Diskussion“ mit dem Präsidenten. Anschließend sickerte durch, dass die USA „die Regierungen Frankreichs und Kanadas diskret zu Waffenlieferungen an Israel ermunterten“ (New York Times, April 1956). Diese Waffen bekam der Zionistenstaat de facto aus Amerika, denn am 12. Mai gab Paris offiziell bekannt, Washington habe einer Verzögerung der französischen Flugzeuglieferungen an die USA zugestimmt, damit Frankreich so rasch wie möglich eine letzte Lieferung von zwölf Flugzeugen des Typus Mystère IV an Israel tätigen könne. Diese Flugzeuge gelangten fünf Monate später beim Angriff auf Ägypten zum Einsatz; dass sich die französische Luftwaffe selbst an dieser Aggression beteiligen würde, wusste man im Mai noch nicht. [59]

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Der Hintergrund, vor dem sich diese Ereignisse abspielten, war folgender: Die amerikanische Regierung finanzierte damals den Kauf von Waffen für ihre NATO-Partner, indem sie ausländischen Herstellern Aufträge erteilte. Diese von den USA finanzierten Lieferungen wurden auf amerikanische „Ermunterung“ an Israel weitergeleitet. Somit wurde die NATO, bei der es sich vorgeblich um ein Verteidigungsbündnis des Westens gegen die „sowjetische Aggression“ und den „Kommunismus“ handelte, vor den Karren des Zionismus gespannt. Laut den Statuten des 1949 gegründeten Nordatlantischen Bündnisses waren seine Mitgliedstaaten (die USA, Kanada, England, Frankreich, zehn weitere europäische Länder sowie die Türkei) verpflichtet, einen Angriff auf einen von ihnen als Angriff auf alle aufzufassen und dem Aggressionsopfer zu Hilfe zu eilen.

Die US-Regierung, welche die UdSSR wegen ihrer Waffenlieferungen an Ägypten attackierte und beteuerte, sie selbst werde das Wettrüsten im Nahen Osten nicht durch die Lieferung von Waffen an Israel anheizen, versorgte den zionistischen Staat also durch die Hintertür mit Kriegsmaterial und stellte hierdurch sicher, dass er militärisch stärker war als alle sieben arabischen Staaten zusammen. Mit dieser macchiavellistischen Politik goss Dulles noch Öl ins Feuer. Die Amerikaner versuchten nicht einmal, diese Taktik geheim zu halten; wie die zuvor angeführten Zitate beweisen, wurde sie publik gemacht und im Wahlkampf propagandistisch ausgeschlachtet, ungeachtet der Anregung des Außenministers, die Nahostpolitik nicht zum Gegenstand parteipolitischer Kontroversen zu machen.

Ein merkwürdiger Nebeneffekt dieser Machenschaften war, dass die völlig skrupellosen Herrscher im Kreml in dieser spezifischen Frage plötzlich eine respektable Figur machten. Als im Westen das Protestgeschrei über die „roten Waffen für Ägypten“ einsetzte, stellten die Sowjets den Regierungen in Washington, London, Kairo und Prag eine Note folgenden Wortlauts zu: „Die sowjetische Regierung stellt sich auf den Standpunkt, dass jeder Staat das legitime Recht besitzt, sich zu verteidigen und bei anderen Staaten Waffen zu den üblichen kommerziellen Bedingungen zu kaufen.“ Weder vom rechtlichen noch vom moralischen Standpunkt war hiergegen auch nur das Geringste einzuwenden. Israel machte sich diese Sicht der Dinge flugs zu eigen, denn während das Gezeter im Westen anschwoll, beantwortete der israelische Außenminister Moshe Sharett am 10. November 1955 in New York die Frage, ob die UdSSR seinem Land Waffen angeboten habe, wie folgt: „Wenn wir in die Ecke getrieben werden und unsere Existenz auf dem Spiel steht, werden wir jedes Land der Welt um Waffen angehen und diese akzeptieren.“ Das Protestgeheul im Westen lief also darauf hinaus, dass die sowjetischen Waffen nicht an die Araber geliefert werden sollten, und für diese Forderung gab es weder eine rechtliche noch eine moralische Grundlage.

Währenddessen inszenierte das „wehrlose Israel“ (Ben-Gurion) anlässlich des achten Jahrestags seiner Gründung am 16. April 1956 eine Militärparade, bei der es seine amerikanischen, britischen und französischen Flugzeuge und Panzer stolz zur Schau stellte (New York Times, 17. April 1956). Seine sowjetischen Waffen wird der Zionistenstaat kaum vorgeführt haben, weil die Propaganda im Westen dann jede Glaubwürdigkeit verloren hätte. Am 24. April bekannte sich Ben-Gurion in Jerusalem ein weiteres Mal zu den nationalistischen und expansionistischen Zielen seines Landes: „Die fortlaufende Rückkehr der im Exil Lebenden ist das oberste Ziel Israels und eine unabdingbare Voraussetzung für die Erfüllung der messianischen Mission, die uns zu einem ewigen Volk gemacht hat.“

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Der amerikanische Trick, Israel die Lieferung von Waffen zwar offiziell zu verweigern („Niemand ist besonders begeistert über unseren Entschluss, keine Waffen an Israel zu liefern, sondern unsere Verbündeten hierzu zu ermuntern und zu diesem Zweck bestimmtes Kriegsmaterial freizugeben“, kommentierte die New York Times am 19. Mai 1956) und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass seine Nato-Partner in die Bresche sprangen, verschaffte dem bedrängten US-Präsidenten keine Atempause. Die Zionisten pflegen stets vollständige Unterwerfung zu fordern, und da Eisenhower hierzu nicht bereit war, geriet er alsbald unter Beschuss. Kurz bevor sich seine Gesundheit zum zweiten Mal drastisch verschlechterte (im Frühsommer war er wegen Hepatitis operiert worden), begannen seine Peiniger ihn als „Teilzeitpräsidenten“ zu verhöhnen. Den Startschuss hierzu gab eine prominente Zionistin namens Agnes Meyer, die vor einer jüdischen Zuhörerschaft in New York wetterte, während die „Bastion der Demokratie“ (Israel) in Gefahr schwebe, sei der Präsident „nicht auf seinem Posten in Washington; er spielt in Augusta Golf“. Unter diesen Umständen, giftete die Rednerin, müsse sich der Mann im Weißen Haus ernstlich fragen, „ob sich unsere Nation einen Teilzeitpräsidenten leisten kann. Die auf dem Fuß folgende zweite Erkrankung Eisenhowers bereitete dieser Kampagne zwar ein Ende, doch erlaubte man dem Präsidenten keinen Augenblick zu vergessen, dass sich die ganze Wucht der zionistischen Propagandamaschinerie jederzeit gegen ihn richten konnte, wenn er auch nur einen Schritt von dem Weg abwich, den seine Vorgänger eingeschlagen hatten.

Während Eisenhower mit dergleichen Problemen rang, mehrten sich jenseits des Atlantiks die Anzeichen dafür, dass auch der neue britische Premierminister Anthony Eden schon bald vor den Zionisten die Segel streichen würde. In jedem anderen Jahrhundert wäre Eden ein Staatsoberhaupt von Format geworden, doch in unserem erwiesen sich die von seinem Vorgänger geerbten „Verpflichtungen“ schon bald als Mühlstein um seinen Hals.

Kein anderer Politiker der Welt konnte sich hinsichtlich Qualifikation und Erfahrung mit Sir Anthony Eden messen, als er seinem Ziehvater Churchill 1955 als Premier nachfolgte. Er gehörte der Generation an, die den Ersten Weltkrieg hautnah miterlebt hatte, und die auf den Schlachtfeldern Flanderns gesammelten Erfahrungen prägten ihn für den Rest seines Lebens, das er von diesem Zeitpunkt an voll und ganz der Politik widmete. Er entstammte einer alten Familie, aus der zahlreiche hohe Beamten hervorgegangen waren, und zeichnete sich durch Begabung und Liebenswürdigkeit aus. Schon in jungen Jahren wurde er zum Minister ernannt und bekleidete fortan – mit kurzen Unterbrechungen – mehr als zwanzig Jahre lang politische Spitzenpositionen. Eine bessere Vorbereitung auf die großen Prüfungen, die vor ihm lagen, konnte man sich kaum wünschen.

Der weltweit einzige Staatsmann, der ihm in Bezug auf persönliche Kontakte, Verhandlungsgeschick und allgemeines politisches Wissen das Wasser reichen konnte, war Winston Churchill.

Als ihm Sir Winston „die Fackel überreichte“, war der Mann, den er 1938 als „Lebensversicherung der britischen Nation“ bezeichnet hatte, immer noch verhältnismäßig jung. In eben jenem Jahre 1938 hatte Eden aus Protest gegen die britische Beschwichtigungspolitik gegenüber Hitler (die er mit Recht als sicheren Weg in den Krieg betrachtete) seinen Ministersessel geräumt. Die tragischen Ereignisse vom Oktober 1956 waren für seine Zeitgenossen umso schwerer zu ertragen, als sein Name mit ihnen verbunden war.

Ich habe Anthony Eden in den Vorkriegsjahren so gut gekannt, wie ein Auslandskorrespondent einen Politiker überhaupt kennen kann. Da wir zu einer Zeit, wo sich der Horizont immer mehr verdüsterte, Gesinnungsgenossen gewesen waren, habe ich ihm später, als es den Anschein machte,

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als entfremde er sich der Denkweise seiner Generation zusehends, geschrieben; er antwortete mir in freundlichem Ton, bestätigte, dass er sich an unsere frühere Bekanntschaft erinnerte, und ließ mich wissen, dass er meine Bücher gelesen hatte.

Im Jahre 1935 hatte ich ihn nach seiner ersten Begegnung mit Hitler getroffen. Er trug eine bedrückte Miene zur Schau, denn sein Gastgeber hatte ihm in drohendem Tone mitgeteilt, die (damals offiziell noch gar nicht existierende) deutsche Luftwaffe sei bereits größer als die britische. Später begleitete ich ihn nach Moskau, wo er mir bestätigte, was mir nach seiner ersten Unterredung mit Stalin gerüchteweise zu Ohren gekommen war: Der georgische Despot hatte auf jenen kleinen Punkt auf der Weltkarte gezeigt, der England versinnbildlicht, und dazu bissig bemerkt, es sei doch höchst seltsam, dass ein derart kleines Land den Schlüssel zum Weltfrieden innehabe. (Mit dieser Bemerkung hatte Stalin gar nicht so Unrecht!) Da ich von solchen Episoden aus Edens eigenem Mund erfahren hatte, dürfte kaum jemand erschütterter gewesen sein als ich, als er sich im Oktober 1956 leichtfertig zu seinem verhängnisvollen Schritt hinreißen ließ.

Als mit allen Wassern gewaschener Berufspolitiker begriff Eden schon bald nach seinem Amtsantritt im Mai 1955, dass er nicht so sehr Premierminister wie Minister für jüdische Angelegenheiten war – und hierunter waren hauptsächlich der Zionistenstaat und sein unbändiger Ehrgeiz zu verstehen. Dies bedeutete, dass das Nahostproblem während seiner gesamten Amtszeit wie ein Damoklesschwert über ihm schweben und dass sein politisches Schicksal von seiner Einstellung zum Zionismus und nicht von seinen innenpolitischen Erfolgen oder Fehlschlägen abhängen würde. Kurz vor seiner Ernennung zum Premierminister, als er noch für ein paar Wochen das Amt des Außenministers bekleidete, bekam er einen Vorgeschmack dessen, was ihn erwartete. Die britische Regierung hatte eine Vereinbarung mit dem Iran und der Türkei getroffen, um die Verteidigung der britischen Interessen im Nahen Osten gewährleisten zu können. Immerhin war das nahöstliche Öl für Großbritannien sowie seine auf der südlichen Erdhalbkugel gelegenen Dominions lebenswichtig. Bei der Debatte im Unterhaus kam diese Frage freilich nicht zur Sprache; die Diskussion drehte sich ausschließlich um die Auswirkungen, die das Abkommen mit den Persern und Türken für Israel haben würde. Nur zwei von 625 Abgeordneten bekundeten ihren Unmut hierüber: „Dies ist keine Debatte über Palästina; der Außenminister hat sich um den Weltfrieden und die Interessen Großbritanniens zu kümmern, selbst wenn diese für gewisse andere Staaten lästig und ärgerlich sind“ (Thomas Reid); „Fast jede Rede, welche die ehrenwerten Abgeordneten beider Kammern des Parlaments gehalten haben, erweckte den Eindruck, es gehe bei dieser Debatte vor allem um die Auswirkungen des Paktes auf Israel und nicht um die Stärkung unserer globalen Verteidigungsfähigkeit gegen die Bedrohung durch den russischen Imperialismus“ (F. W. Bennett). Ein jüdischer Abgeordneter der Sozialistischen Partei konterte diese Kritik mit der Frage: „Warum eigentlich nicht?“ Tatsächlich war es mittlerweile schier unmöglich geworden, irgendein wichtiges Thema von einem anderen Standpunkt aus zu erörtern in seiner Bedeutung für Israel. Somit war der Kurs, den Sir Anthony als Premierminister würde einschlagen müssen, von Anfang an vorgegeben.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1955 quälte sich Eden mit der „Nahostfrage“ ab. Einmal schlug er vor, eine internationale Armee zwischen Israel und den arabischen Staaten zu stationieren (die USA erhoben hiergegen Einwände); ein anderes Mal regte er an, Israel solle sich mit geringfügigen Grenzkorrekturen zu seinen Ungunsten einverstanden erklären, denn schließlich habe es 1948 mehr Land an sich gerissen, als ihm die Vereinten Nationen „zugesprochen“ hätten. Die New Yorker Zeitungen quittierten diesen Vorschlag mit zornigen Anschuldigungen: Großbritannien, zeterten sie, sei jetzt „zu den Feinden Israels übergegangen“.

Dann begann das Jahr der amerikanischen Präsidentschaftswahlen, an dessen Ende Anthony Edens Karriere in Scherben liegen sollte. Die zionistische Propagandamaschinerie lief schon bald auf Hochtouren; gestützt auf vierzig Jahre Erfahrung spielten die Zionisten Washington und London gegeneinander aus.

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Im März ereignete sich ein folgenschwerer Zwischenfall, der jeden gewitzten Beobachter erkennen ließ, dass ein israelischer Angriff auf Ägypten mit absoluter Sicherheit bevorstand.

Am Vorabend des jüdischen Passah-Festes strahlte der zwielichtige Sender „The Voice of America“ eine Sendung voll explosiver Anspielungen auf den „Auszug der Juden aus der ägyptischen Gefangenschaft“ aus. Vor dem Hintergrund der pausenlosen Hetzkampagne, die Washington und London gegen Ägypten führten, war dies ein klarer Hinweis darauf, dass es vor dem nächsten Passah-Fest Krieg geben würde. Das amerikanische Volk in seiner Gesamtheit weiß herzlich wenig über den Inhalt der Sendungen von  „The Voice of America“ und schwebt in Unkenntnis darüber, an wen sie sich richten. Trotz intensiver Recherchen ist es mir nicht geglückt herauszufinden, welchem Ministerium die Überwachung dieses Senders eigentlich obliegt, von dem Hörer in aller Welt annehmen, er gebe die Ansichten der amerikanischen Regierung wieder. Immerhin erfuhr ich, dass ihm immense Geldsummen zur Verfügung stehen und dass seine Mitarbeiter größtenteils osteuropäische Juden sind. Allem Anschein nach betreibt „The Voice of America“ eine völlig unverantwortliche Politik – wer über diese bestimmt, wird streng geheim gehalten. [60]

Von diesem Augenblick an nahm das Trommelfeuer gegen Ägypten noch an Heftigkeit zu. Die folgenden Ereignisse lassen sich unschwer im Lichte der Tagebuchaufzeichnungen des früheren US-Kriegsminister Henry Stimsons aus der Zeit unmittelbar vor Pearl Harbor deuten, die Aufschluss darüber vermitteln, dass die Roosevelt-Regierung

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Japan dazu verleiten wollte, „den ersten Schuss abzufeuern“. Was sich nach der erwähnten Ausstrahlung von The Voice of America tat, wirkte wie ein Manöver, durch das Ägypten dazu verführt werden sollte, den damaligen verhängnisvollen Fehler der Japaner zu wiederholen, doch da die Ägypter nicht in die Falle tappten, erfuhr die Welt alsbald, dass es inzwischen gar nicht mehr nötig war, den ersten Schuss abgefeuert zu haben, um als Aggressor zu gelten. Dass ein von seinem feindlichen Nachbarn überfallenes Land allgemein zum Aggressor gestempelt werden konnte, ist ein bedrückender Beweis für die Macht der Massenpropaganda im 20. Jahrhundert. Die zahlreichen UNO-Resolutionen der vergangenen Jahre, in denen Israel als Aggressor verurteilt worden war, schienen niemanden mehr zu kümmern.

Am 7. März 1956, kurz vor der ominösen Sendung von The Voice of America, trat die Krise in eine neue Phase. Damals heizte das Unterhaus dem Premierminister bei einer Nahostdebatte erbarmungslos ein. Trotz der zahlreichen Verurteilungen Israels im In- und Ausland forderten Edens sozialistische Gegner gebieterisch Waffenlieferungen an den zionistischen Staat sowie „einen neuen Vertrag, der die Sicherheit Israels garantiert“; wie die Politiker in New York hofften sie, eine völlige Unterwerfung unter Zion werde ihnen zur Rückkehr an die Macht verhelfen. Laut der New York Times wurde der Premierminister „mit wüsten Schmähungen überhäuft, die alles übertrafen, was er seit den letzten Tagen Neville Chamberlains als Premierminister im Unterhaus gehört hatte“. Der Daily Telegraph zeichnete ein ähnliches Bild: „Es war eine Szene, die einen Augenblick lang selbst jene zu schockieren schien, die sie heraufbeschworen hatten; der Parlamentssprecher musste persönlich intervenieren und das Parlament bitten, den Premierminister zu Wort kommen zu lassen“. Vergebens protestierte Sir Anthony, das Parlament habe ihm bisher „über dreißig Jahre lang“ stets höflich zugehört. Eine kurze Zeit lang mag er auf Rückendeckung aus den USA gehofft haben, denn am selben Tag erklärte Eisenhower, es sei „sinnlos, den Frieden im Nahen Osten wahren zu wollen, indem man Israel, das nur 1.700.000 Einwohner zählt, gegen 40.000.000 Araber bewaffnet“. (Diesen Ausspruch tat der amerikanische Präsident zu einem Zeitpunkt, wo sein Land bereits Schritte eingeleitet hatte, um den zionistischen Staat mit Kriegsmaterial zu versorgen!)

In England sah sich Sir Anthony einer geschlossenen Front von Widersachern gegenüber. Der den Konservativen nahestehende Daily Telegraph mochte sich ja „schockiert“ über die Art und Weise geben, wie das Unterhaus mit dem Premierminister umsprang, aber in seinen Leitartikeln behauptete das Blatt, die Argumente für Waffenlieferungen an Israel seien „zwingend“ (eine Formulierung, deren man sich immer bedient, wenn man einer Debatte aus dem Weg gehen will). Edens Gegner, die Sozialisten, machten mittlerweile überhaupt kein Hehl mehr daraus, dass sie die Nahostkrise als Hebel zu seinem Sturz benutzen wollten. Das linke Renommierblatt New Statesman schrieb am 10. März 1956, England habe unter keinen Umständen das Recht – oder die Mittel -, Krieg zu führen, und solle vollständig abrüsten („Eine effiziente Verteidigung übersteigt heute unsere Möglichkeiten, und Abrüstung ist die einzige Alternative zur Vernichtung“), verlangte jedoch nur eine Woche später, in seiner Ausgabe vom 17. März, Großbritannien solle Israel bewaffnen, ja selbst für den zionistischen Staat in den Krieg ziehen („Ein Krieg ist weniger wahrscheinlich, wenn Israel mit modernen Waffen versorgt wird, und die Labour Party hat ganz recht, wenn sie jetzt darauf drängt, dass Israel welche bekommt… Das Problem liegt nicht so sehr darin, dass es nicht wünschenswert ist, eine noch nicht formell festgelegte Grenze zu garantieren…, sondern darin, dass es militärisch durchaus nicht leicht ist, die erforderlichen Streitkräfte zu sammeln und auf den Kriegsschauplatz zu verlegen… Verfügen wir im östlichen Mittelmeerraum über eine genügend starke Flotte? Ist Gaitskell [der sozialistische Führer] wirklich sicher, dass ihn die britische Öffentlichkeit unterstützen wird, wenn er – vermutlich ohne Genehmigung durch die Vereinten Nationen – den Einsatz britischer Streitkräfte zur Verteidigung Israels befürwortet?“

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Diese uferlosen Auswirkungen der Verpflichtungen, die Großbritannien Jahrzehnte zuvor gegenüber den Zionisten eingegangen war, lassen sich anhand solcher Zitate sehr anschaulich studieren. Im vorliegenden Fall versuchte Eden offenbar gemeinsam mit der US-Regierung den Irrsinn zu stoppen, ließ sich aber dennoch zu einer ungerechtfertigten und – wie der weitere Verlauf der Dinge bewies – ominösen Warnung an Kairo hinreißen. Damals warben sowohl die britische als auch die amerikanische Regierung (zumindest offiziell) um die Freundschaft Ägyptens, da sie hofften, auf diesem Wege zu einer Befriedung des Nahen Ostens beitragen zu können. Als Geste des guten Willens gegenüber den Ägyptern bereitete England damals unter amerikanischem Druck [61] den Abzug seiner Truppen vom Suez-Kanal vor.

Warum sich Eden dazu bewegen ließ, diesen Kanal, den er schon kurz darauf als „Lebensader des britischen Commonwealth“ bezeichnen sollte, ohne Sicherheitsgarantien aufzugeben, ist eine jener Fragen, auf welche die Politiker niemals eine Antwort erteilen. Wenn Washington während der letzten vier Jahrzehnte in Fragen, die den Nahen Osten betrafen, Druck ausübte, dann stets um zionistischer Interessen willen. Auch in diesem Fall dürfte es nicht anders gewesen sein, denn ungefähr zur gleichen Zeit wurde ein ägyptischer Journalist, Ibrahim Izzat, vom Premierminister, Außenminister und Arbeitsminister Israels herzlich empfangen; seine Gastgeber versicherten ihm, Israel und Ägypten verfolgten beide das Ziel, „dem britischen Einfluss im Nahen Osten entgegenzuwirken“ (Ros el Youssef, Mai 1956; New York Times, 20. Mai 1956).

Die Folgen dieser Nachgiebigkeit gegenüber den amerikanischen Pressionen traten schon sehr bald zutage: Sie bescherten England eine schwere Demütigung und ein Fiasko erster Güteklasse. Angeblich war die britische Konzessionsbereitschaft lediglich die erste Hälfte eines umfassenden anglo-amerikanischen Arrangements zur „Gewinnung der Freundschaft der Araber“. Für die zweite Hälfte sollten die Amerikaner aufkommen, indem sie, gemeinsam mit der britischen Regierung und der Weltbank, die erkleckliche Summe von 900 Millionen Dollar für den Bau des geplanten Assuan-Staudamms aufbrachten. (Ein entsprechendes Angebot war Kairo bereits im Dezember 1955 unterbreitet worden.)

Die Chronologie der sich von nun an überschlagenden Ereignisse ist von kapitaler Bedeutung. Im Juni 1956 begannen die britischen Truppen wie versprochen mit ihrem Rückzug vom Suezkanal. Am 6. Juli teilte ein Sprecher des US-Außenministeriums der Presse mit, das Angebot an Kairo zur Finanzierung des Assuan-Damms sei immer noch gültig. Schon wenige Tage später gab der ägyptische Botschafter in Washington bekannt, sein Land habe sich „definitiv dafür entschieden, um westliche Hilfe beim Bau des Damms zu ersuchen“. Am 19. Juli sprach er bei Dulles vor und teilte ihm mit, seine Regierung akzeptiere die amerikanische Offerte, aber Dulles erteilte ihm eine kalte Dusche: Die amerikanische Regierung, erklärte er, habe sich eines Besseren besonnen. Einen Tag zuvor hatte der Sprecher des britischen Außenministeriums in London verlautbaren lassen, seine Regierung sei weiterhin bereit, ihren Teil zur Finanzierung des Projekts beizutragen. Am 19. Juli setzte derselbe Sprecher die Presse (also nicht den ägyptischen Botschafter!) darüber in Kenntnis, dass auch Großbritannien von seinem Angebot abgerückt war. Er lehnte es ab, eine Begründung für diesen Entscheid zu liefern, verwies aber auf die „permanenten Konsultationen zwischen Whitehall [dem Sitz des britischen Aussenministeriums] und Washington“.

Dieses Manöver war nur allzu durchsichtig: Nachdem die Amerikaner die Briten zunächst unter Druck gesetzt hatten, um sie zur Kompromissbereitschaft gegenüber Ägypten und zum Abzug ihrer Truppen vom Suezkanal zu bewegen, übten sie anschließend Druck auf sie aus, um sie zu einer groben Brüskierung der ägyptischen Seite zu veranlassen. Nun saß die britische Regierung zwischen allen Stühlen.

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Ihre Kapitulation vor der ersten Forderung Washingtons war die Folge von Eisenhowers im Februar abgegebenen Versicherung gewesen, er wolle die „Verschlechterung der Beziehungen zwischen den arabischen Nationen und den USA stoppen“. Wären die Briten angesichts der zweiten amerikanischen Forderung hart geblieben, so hätten sie ihr Gesicht gewahrt.

Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, wo ein Staat, um dessen Freundschaft die Westmächte angeblich warben, eine dermaßen schallende Ohrfeige erhalten hätte. Ein solches Verhalten der Regierungen in Washington und London wäre zu einem Zeitpunkt, wo sie noch nicht zu Satrapen der Zionisten abgesunken waren, schlechthin undenkbar gewesen. Dass die USA von ihrem Angebot an Ägypten abrückten und Großbritannien es ihnen mit unüberbietbarer Würdelosigkeit gleichtat, war ganz eindeutig der wahre Grund dafür, dass die Krise schon wenige Monate später in einen Krieg  mündete. Freilich war der Druck, dem sich London aus Washington ausgesetzt sah, seinem Wesen nach durchaus nicht „amerikanisch“. „Einige Kongressabgeordnete fürchteten die Missbilligung der Zionisten“, kommentierte die New York Times die Annullierung der Offerte an Ägypten zurückhaltend; immerhin standen ja Präsidentschaftswahlen ins Haus…

Schon eine Woche später verstaatlichte Präsident Nasser den Suezkanal, und sogleich begannen Gerüchte über einen bevorstehenden Krieg zu kursieren, wie drei Jahre zuvor wegen des Prozesses gegen die „jüdischen Ärzte“ in Moskau. Als Reaktion auf diesen Schritt heftete man Nasser die Etikette eines Bösewichts an – ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich am Horizont tatsächlich dunkle Wolken zusammenballten. Im Verlauf meines Lebens habe ich mehrmals erlebt, wie ein missliebiger Staatsmann zum Buhmann abgestempelt wurde. Solche Hetzkampagnen, die das Denken der Öffentlichkeit zutiefst vergiften, können auf einen Wink hin in Gang gesetzt und ebenso rasch wieder gestoppt werden. [62]

In meiner frühen Kindheit musste ich mir allerlei Gruselgeschichten über den „wahnsinnigen Mullah“ anhören, einen islamischen Führer, den heute kein Mensch mehr kennt. Auch der ehrenwerte alte Burenführer Paul Krüger wurde von den Propagandisten als Bösewicht dargestellt. Heute begreife ich, dass diese Figuren aus dem Horrorkabinett meist weder besser noch schlechter waren als jene, die sie zu Monstern hochstilisierten.

Noch lange bevor man Nasser als verruchten Finsterling anschwärzte, und geraume Zeit vor der beispiellosen Provokation vom 19. Juli (auf die Kairo besonnen reagierte), war der ägyptische Präsident zum Aggressor in einem zukünftigen Krieg ernannt worden. Im März erklärte Ben-Gurion in Tel Aviv, nur sofortige Waffenlieferungen an Israel könnten „einen arabischen Angriff innerhalb der nächsten paar Monate“ verhüten. Der Aggressor, fügte er hinzu, werde „der ägyptische Diktator Nasser“ sein. Am 13. April sagte der ein Jahr zuvor in den Ruhestand getretene Winston Churchill vor einer erlesenen Zuhörerschaft, die Gebote „der Vorsicht und der Würde“ verlangten von Großbritannien, Israel im Falle eines ägyptischen Angriffs zu helfen. Sir Winston gab – zwar nur indirekt, aber trotzdem unmissverständlich – zu erkennen, dass er einen (von den zionistischen „Aktivisten“ verlangten) israelischen Schlag gegen Ägypten billigen würde: „Wenn die Israelis daran gehindert werden, die Streitkräfte, welche das Überleben ihrer Rasse gewährleisten sollen, zur Abwehr der Ägypter einzusetzen, ehe die Ägypter gelernt haben, mit den ihnen gelieferten russischen Waffen umzugehen und dann angreifen,

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wird es für Israel nicht nur ein Gebot der Vorsicht, sondern auch eine Frage der Ehre sein sicherzustellen, dass ihm sein zögerliches Abwarten nicht zum Verhängnis wird.“ Schon bald darauf schlugen die Israelis gegen die ägyptischen Truppen im Gazastreifen zu; die Kampfhandlungen griffen auf die Zivilbevölkerung über; rund 150 Männer, Frauen und Kinder fanden den Tod. Doch im Westen tat dies dem Gezeter über den „Bösewicht Nasser“ und die „ägyptische Aggression“ keinen Abbruch – es schwoll im Gegenteil noch an.

Wie tief England in seiner Willfährigkeit inzwischen gesunken war, ging aus zwei symbolträchtigen Geschehnissen hervor. Im Juni 1956 gab die „Anglo-Jewish Community“ in Guildhall ein Bankett, um „den dreihundertsten Jahrestag der Wiederansiedlung der Juden auf den britischen Inseln“ zu feiern. Zu den Geladenen gehörte auch der Gemahl der jungen Königin, der Herzog von Edinburgh, von dem seine Gastgeber verlangten, mit einem Judenkäppi auf dem Kopf zu erscheinen! Im September desselben Jahres hielt die „Cromwell Association“ bei der Statue des Königsmörders und Schlächters von Drogheda, Oliver Cromwell, einen Gottesdienst ab, um derselben Fiktion (der angeblichen „Wiederansiedlung“ der Juden in England unter Cromwell) zu gedenken. In seiner Ansprache riet der Präsident dieser Organisation, ein Isaac Foot, dem jungen Prinz Charles, er solle vor seiner Thronbesteigung den Namen „Oliver II.“ annehmen, denn: „Wir wollen keinen Charles III.“[63]

Nachdem Nasser den Suezkanal verstaatlicht hatte, schwoll das Kriegsgeheul im Westen zu einem Orkan an. Die „Verstaatlichung“ des Kanals war im Jahre 1956 an und sich kein Anlass mehr zu einer solch hysterischen Reaktion: Die USA hatten die Nationalisierung in fremdem Besitz befindlicher Ölfelder durch Mexiko akzeptiert, als sich dieses (wie später Ägypten unter Nasser) bereit erklärte, den Marktpreis dafür zu bezahlen; in Großbritannien hatte die sozialistische Regierung Eisenbahnen und Kohlenbergwerke verstaatlicht. Ein triftiger rechtlicher oder moralischer Grund für die antiägyptische Kampagne war nicht leicht zu finden, obwohl es zwischen Nassers Vorgehen und den existierenden Präzedenzfällen schon gewisse Unterschiede gab und die ägyptische Reaktion augenscheinlich eine im Affekt begangene Protestaktion und kein Ausdruck rationaler Politik war.

Wäre die Verstaatlichung des Suezkanals für Großbritannien wirklich untragbar gewesen, so hätte die einzige wirksame Antwort in seiner sofortigen Wiederbesetzung bestanden, doch zu einem solchen Schritt mochte sich London nicht durchringen. Stattdessen begann man Nasser wie abgelesen von einer lang vorbereiteten Schrift plötzlich überall mit „Hitler“ zu betiteln. Zuerst schmähte Ben-Gurion ihn als „Diktator“; aus dem „Diktator“ wurde schon bald ein „faschistischer Diktator“, und der jüdischstämmige französische Premierminister Guy Mollet taufte diesen „faschistischen Diktator“ „Hitler“.

Die Hetzkampagne lief nach demselben Muster ab wie jene gegen Stalin in den Jahren 1952 und 1953. Was die Abstempelung Nassers zu einem „Hitler“ bezweckte, war nur allzu klar: Er sollte als Feind der Juden gebrandmarkt und bestraft werden. Nachdem Sir Anthony Eden am 9. August 1956 im Unterhaus ans Rednerpult getreten war, um sich wieder einmal zu seinem Albtraum, der „Nahostfrage“, zu äußern,

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sagte der Sozialistenführer Hugh Gaitskell: „Das alles kommt uns fatal bekannt vor… Genau so haben sich Mussolini und Hitler vor dem Krieg verhalten.“ Ein weiterer sozialistischer Redner, Q. C.[64] Paget, forderte den Premierminister zu einer sofortigen militärischen Intervention auf: „Diese Politik der hinterhältigen Aggression kennen wir von Hitler her. Sind Sie sich der Konsequenzen bewusst, die sich ergeben werden, wenn wir auf Gewalt nicht mit Gewalt reagieren, bevor es zu spät ist?“

Die Sozialisten wollten Sir Anthony also bewusst zu einem Militärschlag gegen Ägypen provozieren (als er dies dann tatsächlich tat, beschimpften sie ihn als „Mörder“), indem sie ihn an seine politische Vergangenheit erinnerten. 1938 hatte er aus Protest gegen die von der damaligen britischen Regierung gegenüber dem Dritten Reich verfolgte Beschwichtigungspolitik seinen Ministerposten geräumt. Fast unmittelbar darauf hatte Hitler den Anschluss Österreichs vollzogen. Wie viele andere hatte auch Eden diesen Akt der Gewalt vorausgesehen, und seine Geste des Protests war gerechtfertigt. Doch 1956 war die Situation völlig anders als 1938. Ägypten war keine Großmacht, sondern militärisch sehr schwach; die Briten hatten ihm gegenüber keine „Beschwichtigungspolitik“ betrieben, sondern es öffentlich gedemütigt und aufs Gröblichste provoziert. Es hatte keine Aggression gegen einen anderen Staat begangen, sondern war selbst wiederholt angegriffen worden, und Israel hatte ihm ganz offen mit Krieg gedroht.

Angesichts dieser Ausgangslage war jeder Vergleich Nassers mit Hitler absurd – es sei denn, jeder Staatsmann, den die Zionisten als ihren Feind betrachten, ist automatisch ein Hitler. Dies hinderte Eden, dessen Urteilsvermögen möglicherweise durch die Erinnerung an 1938 getrübt war, freilich nicht daran, dem Schwindel auf den Leim zu gehen: Er beschimpfte Nasser als „faschistischen Plünderer“, dessen Appetit beim Essen wachse; dies war die Sprache, deren er und Churchill sich achtzehn Jahre zuvor gegenüber Hitler bedient hatten. Der britische Premierminister begründete seine Attacke auf Nasser mit dem Argument, der Suezkanal sei „für andere Länder in allen Teilen der Welt lebenswichtig… Für uns alle ist dies eine Frage von Leben und Tod… Der Kanal muss effizient verwaltet werden und, wie es in der Vergangenheit stets der Fall war, den Schiffen aller Nationen als freier und sicherer internationaler Wasserweg zur Verfügung stehen.“

Der Haken an diesem Argument war, dass Nasser den Kanal keineswegs geschlossen, sondern lediglich verstaatlicht hatte. Er stand „den Schiffen aller Nationen“ auch weiterhin als „freier und sicherer internationaler Wasserweg zur Verfügung“ – mit einer Ausnahme. Das einzige Land, dem die ungehinderte Durchfahrt durch den Suezkanal verweigert wurde, war Israel, und dies war der wahre Grund für die heftige Reaktion des Westens. Da sich die Ägypter technisch gesehen immer noch im Kriegszustand mit dem zionistischen Staat befand, hatten sie Schiffe, die Kurs auf Israel nahmen, angehalten und nach Waffen durchsucht. Es war dies der einzige Fall, wo die freie Durchfahrt von Fahrzeugen durch den Kanal behindert worden war, und hiergegen, nicht gegen die Verletzung britischer Interessen, richtete sich Edens Protest. Immerhin gab er sich zum Schluss seiner Ansprache versöhnlich: „Meine Freunde, wir streben keine gewaltsame Lösung an.“

Während in den folgenden Wochen in London und Washington diverse Konferenzen anberaumt wurden, bei denen man nach einer „Lösung“ suchte, machte die Presse den Massen weis, die Ägypter würden nicht imstande sein, den Kanal ordentlich zu warten, und der Schiffsverkehr durch ihn werde schon bald zum Stillstand kommen. Tatsache war, dass die Ägypter ihn sehr wohl zu warten wussten und dass sämtliche Schiffe diesen Wasserweg auch weiterhin ungehindert passieren konnten – mit der eben erwähnten einen Ausnahme. Die Beeinträchtigung israelischer Interessen war also der einzige Grund, mit dem Edens Regierung ihre zunehmend heftigere Proteste rechtfertigen konnte.

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Dies trat schon bald mit aller Klarheit zutage. Am 22. August 1956 schrieb Rose Halprin, Vorsitzende der Jewish Agency für Palästina, in der New York Times: „Das einzige rechtliche Argument, das die Westmächte im Lichte der 1888 unterzeichneten Konvention [über den freien Schiffsverkehr durch den Suezkanal] gegen Ägypten ins Feld führen können, besteht in dessen Weigerung, israelischen Schiffen die Durchfahrt zu genehmigen, und in seiner Praxis, Schiffe, deren Bestimmungsort Israel ist, zu durchsuchen.“ Dies entsprach voll und ganz den Tatsachen. Sollte der Streit auf der Grundlage des internationalen Rechts beigelegt werden, so war der einzige Staat, der gegen Ägypten Beschwerden vorbringen konnte, Israel. Eine juristische Debatte über diese Frage hätte jedoch einen Rattenschwanz anderer ungelöster juristischer Probleme nach sich gezogen, angefangen bei der Legalität des Staates Israel selbst sowie dem de facto weiterhin bestehenden Kriegszustand zwischen diesem und Ägypten. Unter diesen Umständen handelte jedes Land, das sich an der Kampagne gegen Nasser beteiligte, in Wahrheit einzig und allein im Interesse Israels und legte die juristischen Streitfragen einseitig im israelischen Sinne aus.

Im September ging Eden noch einen Schritt weiter, indem er prophezeite, im Kriegsfall werde der Aggressor mit Sicherheit Ägypten heißen. Den genauen Text der betreffenden Rede kenne ich nicht, doch steht mir eine Version davon zur Verfügung, die von der Agentur Associated Press verbreitet und anschließend von Tausenden von Zeitungen gedruckt worden war. Die entscheidende Passage lautete wie folgt: „Premierminister Eden sagte diese Nacht, Präsident Nasser werde als nächstes Israel angreifen, wenn man ihm die Übernahme des Suezkanals durchgehen lasse. Sir Anthony ließ durchblicken, dass Großbritannien Israel wenn nötig, bewaffnete Hilfe leisten werde“ (13. September 1956).

Der britische Premierminister hatte sich auf einen schlüpfrigen Pfad begeben. Anderthalb Monate nach seiner Ansprache vor dem Unterhaus spielte die „Lebensader“ Großbritanniens nur noch eine untergeordnete Rolle; Eden behauptete nun nicht mehr, für England gehe es „um Leben und Tod“, sondern prophezeite einen ägyptischen Angriff auf Israel, wenn man Nasser die Verstaatlichung des Suezkanals durchgehen lasse. Von nun an warteten die Zeitungen mit immer neuen Berichten über einen angeblich bevorstehenden Überfall auf Israel auf, und das Problem der freien Durchfahrt für alle durch den Suezkanal verschwand über Nacht aus den Schlagzeilen, da die Argumentation der Westmächte in dieser Frage auf allzu schwachen Füßen stand. Hier ein Beispiel unter unzähligen für den Tenor der damaligen Pressemeldungen. Am 16. September 1956, wenige Wochen vor der israelischen Invasion Ägyptens, schrieb die in London erscheinende Zeitschrift Weekly Review: „Wir können absolut sicher sein, dass die Araber mit russischer Ermunterung Israel angreifen werden. An dieser Tatsache besteht jetzt nicht mehr der geringste Zweifel, und wir sollten sie zur Grundlage unserer Kalkulationen machen.“

Wenn ich so ausführlich auf dergleichen Zeitungsberichte eingehe, dann darum, um dem Leser, der hoffentlich in einer vernünftigeren Zeit leben wird, eine Vorstellung von dem deprimierenden Bild zu vermitteln, das die westliche Presse in den fünfziger Jahren bot. Ohne Kenntnis der damals systematisch betriebenen Lügenfeldzüge wird er die Ereignisse jener Jahre einfach nicht verstehen können. Nachdem Israel die Grenzen seiner arabischen Nachbarstaaten jahrelang immer wieder grob verletzt hatte und dafür von der UNO wiederholt verurteilt worden war, erkühnte sich die Weekly Review zu behaupten, die Araber würden den zionistischen Staat mit absoluter Sicherheit angreifen; hieran bestehe „jetzt nicht mehr der geringste Zweifel“!

Auf die von mir hier nachgezeichnete Art und Weise wurde während der ersten neun Monate des Jahres 1956 der Boden für die dramatischen Ereignisse vom Oktober vorbereitet. Die westlichen Waffenlieferungen an Israel liefen auf Hochtouren. Nach der Verstaatlichung des Suezkanals

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gab Eden im Juli bekannt, dass „sämtliche Waffenlieferungen an Ägypten eingestellt“ worden seien. Im selben Monat trafen zwei britische Zerstörer in Israel ein. Während der Frühlings- und Sommermonate hatte Frankreich dem Zionistenstaat unter amerikanischem Druck Düsenflugzeuge und anderes Rüstungsmaterial zur Verfügung gestellt. Im September erklärte sich Kanada – ebenfalls auf einen Wink aus Washington hin – bereit, Israel mit Düsenflugzeugen zu beliefern; laut der New York Times vom 22. September hatte Ottawa sich „vor diesem Entscheid mit den Vereinigten Staaten beraten“.

Währenddessen nahm der Wahlkampf in den USA seinen Fortgang. Die Demokraten, die nach einer Rückkehr ins Weiße Haus gierten, ließen bei ihrem Buhlen um jüdische Stimmen jede Zurückhaltung fallen (der New Yorker Bürgermeister verlangte, Israel „geschenkweise“ mit Waffen zu beliefern!), während sich die Republikaner etwas gemäßigter gaben. Doch als die beiden Parteien im August ihre Kongresse abhielten, bei denen der jeweilige Präsidentschaftskandidat gewählt wurde (die Republikaner tagten in San Francisco, die Demokraten in Chicago), überboten sie einander in ihrer Unterwürfigkeit gegenüber den Zionisten. Das vier Jahre zuvor gefällte Diktum der Jerusalem Post, für jüdische Wähler bestehe kein großer Unterschied zwischen den beiden Bewerbern, war also nach wie vor gültig.

Die einzigen aussagekräftigen Passagen im außenpolitischen Programm der zwei Parteien bezogen sich auf Israel. In sämtlichen anderen Fragen der Außenpolitik begnügten sie sich mit Allgemeinplätzen, doch auf die Unterstützung Israels legten sie sich jedoch klipp und klar fest. Im Parteiprogramm der Republikaner, die Eisenhower einstimmig zum Präsidentschaftskandidaten wählten, hieß es: „Wir betrachten die Erhaltung Israels als wichtigen Grundsatz der amerikanischen Außenpolitik. Wir sind entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Integrität eines unabhängigen jüdischen Staates bewahrt wird. Wir werden die Unabhängigkeit Israels gegen eine bewaffnete Aggression verteidigen.“

Das Programm der Demokraten hielt fest: „Die Demokratische Partei wird Schritte in die Wege leiten, um die gefährliche Störung des militärischen Gleichgewichts, das durch die kommunistischen Waffenlieferungen an Ägypten entstanden ist, durch den Verkauf oder die Lieferung von Verteidigungswaffen an Israel zu kontern, und wird alle Maßnahmen – inklusive Sicherheitsgarantien – ergreifen, die erforderlich sind, um Aggression und Krieg in jener Region zu verhüten.“ (Die Formulierung „gefährliche Störung des militärischen Gleichgewichts“ spiegelte die propagandistische Fiktion wider, Israel sei „wehrlos“ und die arabischen Staaten stark; in Wahrheit war Israel allen sieben arabischen Ländern zusammengenommen militärisch überlegen, wie Hanson Baldwin kurz zuvor festgehalten hatte.)

Diese beiden Passagen aus den Programmen der beiden führenden amerikanischen Parteien vermitteln eine Vorstellung von dem unerbittlichen Würgegriff, in dem die Zionisten die politische Kaste der USA gefangen hielten. Vergleicht man sie mit den zur gleichen Zeit abgegebenen Erklärungen der britischen Regierung, so rundet sich das Bild ab. Mit den Interessen des amerikanischen Volkes hatte die von seinen Führern verfolgte Politik herzlich wenig gemein; sie war schlicht und einfach die Konsequenz der zionistischen Kontrolle über die Wahlmaschinerie und des unerschütterlichen Glaubens der Parteimanager an diese Kontrolle. (Die Wahlergebnisse bestätigten dann zumindest teilweise, dass diese Einschätzung den Tatsachen entsprach; zwar wurde der Republikaner Eisenhower zum Präsidenten wiedergewählt, doch bei den Kongresswahlen behielten die Demokraten das bessere Ende für sich.)

Beim republikanischen Parteikongress vom August 1956 geschah etwas,

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was auf den ersten Blick nichts mit dem Thema des vorliegenden Buchs zu tun haben scheint, aber dennoch von erheblicher Bedeutung für die Zukunft sein könnte. Richard Nixon wurde nämlich als Vizepräsidentschaftskandidat seiner Partei bestätigt. Eisenhowers prekärer Gesundheitszustand verleiht der Frage, wer Amerikas Vizepräsident ist, erhöhtes Gewicht, und die Möglichkeit, dass Nixon Eisenhower zwischen 1956 und 1960 als Präsident ablösen könnte, wurde von den Mächten, welche die USA heute kontrollierten, offenbar als Gefahr betrachtet, so dass sie alle Hebel in Bewegung setzten, um seiner Nominierung einen Riegel vorzuschieben. Daran war an und für sich nichts Bemerkenswertes – bemerkenswert war lediglich, dass dieser Versuch scheiterte. Irgendwann werden mit Sicherheit Männer erscheinen, die das Joch, unter dem Amerika und Großbritannien seufzen, abschütteln werden. Dass es den Zionisten nicht gelang, einen Vizepräsidenten Nixon zu verhindern, war ein Silberstreif am düsteren politischen Horizont jener Tage, so dass die Person Richard Nixons heute eine symbolische Bedeutung besitzt, obwohl es längst nicht sicher ist, dass er, sollte er Präsident werden, imstande sein wird die Sklavenketten zu sprengen.

Der Grund für die unverhüllte Feindschaft, die Nixon seitens der Zionisten entgegenschlägt, liegt darin, dass er kein „Internationalist“ ist – ganz im Gegenteil hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass Alger Hiss, der vielleicht wichtigste Sowjetagent in der Roosevelt-Regierung, demaskiert und überführt werden konnte. Dies liefert eine Erklärung dafür, dass er seither eine so „schlechte Presse“ hat, nicht nur in den USA, sondern auch anderswo in der westlichen Welt. Auch wenn die schwarze Liste der Zionisten gegen ihn existiert, könnte er, sofern er den Sprung auf den Präsidentensessel tatsächlich schafft, die Fesseln abschütteln, die fast alle amerikanischen Präsidenten (und mit ihnen automatisch auch ihre Vizepräsidenten) seit einem halben Jahrhundert, fast ohne sie erwartet zu haben, getragen haben und tragen.[65]

Nixons Widersacher setzten Himmel und Erde in Bewegung, um seine Nominierung zum Vizepräsidentschaftskandidaten zu verhindern. Hierbei legten sie beträchtlichen Einfallsreichtum an den Tag. Ein Mitarbeiter Eisenhowers wurde für mehrere Wochen von seinen Aufgaben entbunden, um unter der Losung „Stoppt Nixon“ eine landesweite Kampagne zu führen, mit einem Komitee, Plakaten und Kundgebungen. Auf die Öffentlichkeit, bei der Nixon anscheinend populär ist, verfehlte dies jedoch seine Wirkung. Nun versuchten die Zionisten ihr Ziel mit Hilfe der Demokraten zu erreichen. Der beim demokratischen Kongress in Chicago nominierte Präsidentschaftskandidat Adlai Stevenson durfte seinen Stellvertreter nicht selbst aussuchen, wie es der Tradition entsprochen hätte; stattdessen wurde auch dieser von den Delegierten gewählt, und letztere entschieden sich unter mehreren Bewerbern für den extrem prozionistisch gesinnten Estes Kefauver. Mit diesem Manöver sollten die Republikaner dazu gezwungen werden, bei ihrem eigenen Kongress die Wahl des Vizepräsidentschaftskandidaten ebenfalls den Abgeordneten zu überlassen. Dies taten die Republikaner auch, doch ihre Abgeordneten machten den Zionisten einen dicken Strich durch die Rechnung, indem sie sich in ihrer überwältigenden Mehrheit für Nixon aussprachen. Dies, sowie Nixons Verhalten während Eisenhowers Krankheit, haben seine Chancen, der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden, beträchtlich erhöht. Seine bisherige Leistungsbilanz macht ihn zu einem Hoffnungsträger, wie Anthony Eden Anno 1938 einer war,

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und falls ihm der Einzug ins Weiße Haus wirklich gelingt, könnte dies segensreiche Auswirkungen auf die Außenpolitik der USA haben.

Nach den Nominationen machte sich in Amerika Erleichterung breit, denn Eisenhowers Wiederwahl galt als sicher, und die Presse hatte ihn zum „Mann, der uns einen Krieg erspart hat“ verklärt. Diese Formulierung erinnerte an ähnliche Lobeshymnen, mit denen Wilson anno 1916 und Roosevelt Anno 1940 bedacht worden waren, doch 1956 galt es schon als Glücksfall, wenn die Nation drei stürmische Jahre ohne Krieg überstanden hatte, und dass ihr eine solche „Friedensperiode“ beschert gewesen war, galt allgemein als Eisenhowers Verdienst.

Ich habe die Wahlen von 1956 (wie zuvor jene von 1952) aus nächster Nähe verfolgt und war mir bewusst, dass ein – umfassender oder örtlich begrenzter – Krieg immer näher rückte. Allerdings rechnete ich damit, dass der Welt eine Atempause vergönnt sein würde, wenn bis zum 6. November, dem Wahltag, im Nahen Osten keine Explosion erfolgte. Dass es zu einer solchen kommen würde, hatte sich in den vergangenen Monaten immer deutlicher abgezeichnet, doch nach wichtigen Wahlen stehen den Zionisten zumindest für eine gewisse Zeit weniger Möglichkeiten zur Ausübung von Druck zur Verfügung als sonst. Am 20. Oktober ließ ich gegenüber einem amerikanischen Freund die Bemerkung fallen, sofern die nächsten siebzehn Tage ohne Krieg verstrichen, werde ein solcher der Welt möglicherweise noch weitere drei bis vier Jahre erspart bleiben. [66]

Am 29. Oktober 1956, acht Tage vor der Wahl, brach der Krieg aus. Das Datum war ganz offensichtlich so gewählt, dass die Nachricht in Washington und London ein Maximum an Bestürzung auslöste. Von jenem Augenblick an ließen sich die entfesselten Kräfte nicht mehr kontrollieren, und es wird noch sehr lange dauern, bis die Menschheit Klarheit über das Ausmaß der Katastrophe gewinnt.

Lassen wir die Geschehnisse nun Revue passieren: Am 29. Oktober 1956 verkündete die israelische Regierung, sie habe eine umfassende Invasion Ägyptens in die Wege geleitet, und ihre Truppen seien „75 Meilen tief in die ägyptische Sinai-Halbinsel vorgedrungen“.[67]

Diese unrühmliche Krönung einer langen Reihe von Angriffen auf die Araber löste auf der ganzen Welt Entrüstung aus. Gerade damals führten die Ungarn einen Kampf bis aufs Messer gegen das kommunistische Gewaltregime und waren drauf und dran, die Oberhand zu behalten. Die beiden destruktiven Bewegungen, die im Oktober 1917 von Russland ausgegangen waren, hatten sich durch ihre gleichermaßen brutalen Handlungen vollkommen diskreditiert. Sie zerstörten sich selbst, und es bestand keine Notwendigkeit mehr, sie von außen zu stürzen. Sie hatten der Verurteilung, die ihnen weltweit entgegenschlug, nichts mehr entgegenzusetzen. Nicht einmal die zionistische Propagandamaschinerie in New York hätte es noch fertiggebracht, der Welt weiszumachen, Israel sei das Opfer einer „ägyptischen Aggression“, und die Öffentlichkeit zu einer Billigung des israelischen Vorgehens zu veranlassen.

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Für den „Westen“ war diese Konstellation buchstäblich ein Geschenk des Himmels, wies sie ihm doch einen Ausweg aus seinem doppelten Dilemma. Es hätte vollkommen ausgereicht, sich passiv zu verhalten und abzuwarten, bis die „Weltmeinung“ ihre Wirkung getan hatte, denn im vorliegenden Fall gab es diese „Weltmeinung“ tatsächlich; sie war das Ergebnis von Fakten, die so klar auf der Hand lagen, dass die Presse nicht in der Lage war, sie zu vertuschen oder zu verzerren.

Innerhalb von 24 Stunden war diese einmalige Chance verspielt und vertan. Die Regierungen in London und Paris gaben bekannt, dass sie die Zone um den Suezkanal besetzen würden, „sofern die israelischen und ägyptischen Truppen den Kampf nicht einstellen und sich binnen zwölf Stunden zehn Meilen vom Kanal zurückziehen.“ Da die israelischen Truppen dann weiterhin fast hundert Meilen von der Grenze entfernt auf ägyptischem Boden gestanden hätten, war mit einer Zustimmung Kairos zu diesen Bedingungen von Anfang an nicht zu rechnen. Darauf begannen die englische sowie die französische Luftwaffe mit einem intensiven Bombardement von Flughäfen sowie anderen Objekten auf ägyptischem Gebiet und schalteten die ägyptische Luftwaffe aus, so dass die Aggressoren einen leichten Sieg erringen konnten.

Ein zukünftiger Leser wird sich kaum vorstellen können, was ich als vaterlandsliebender Engländer empfunden habe, als ich in Amerika diese Nachricht erfuhr. Das Wort „Scham“ reicht nicht aus, um meine Gefühle zu schildern, doch fällt mir kein besseres ein. Selbst die Unterzeichnung des Münchner Abkommens hatte mich nicht dermaßen getroffen. Damals kündigte ich als Zeichen meines hilflosen Protestes meine Stelle bei The Times (eine törichte Geste, wie ich heute freimütig einräume). Ich werde nie vergessen, wie fair sich die Amerikaner, mit denen ich mich unterhielt, mir gegenüber verhielten. Sie waren ungläubig, schockiert und verstört über die Nachricht, aber kein einziger erlag der – zwar irrationalen, aber bei vielen Amerikanern instinktiv vorhandenen – Neigung, angesichts eines britischen Debakels Schadenfreude zu bekunden. Manche von ihnen waren sich bewusst, dass die Politik der US-Regierung, die sich unter dem zionistischen Druck wand wie ein Wurm, die Hauptschuld an der verhängnisvollen Entwicklung trug, und empfanden ebenso wie ich tiefe Scham. Sie begriffen als einzige, dass nicht nur England und Amerika, sondern der gesamte „Westen“ durch seine Unterwürfigkeit gegenüber den Zionisten Schande auf sich geladen hatte.

Die Schuld an der Explosion im Nahen Osten trug allerdings Großbritannien. Welche Folgen sein wahnwitziges Vorgehen langfristig haben wird, lässt sich heute noch nicht abschätzen, aber eines steht schon heute ohne Zweifel fest: Die einmalige Gelegenheit,

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welche die Geschehnisse in Ägypten und Ungarn der „freien Welt“ boten, war verscherzt – durch einen wahren Rattenschwanz von Fehlkalkulationen, zu dem sich in der Geschichte kaum eine Parallele findet.

Wie ich im Folgenden nachweisen werde, glich das Vabanquespiel, auf das sich die britische Regierung einließ (von einem Akt staatsmännischer Weisheit konnte wahrhaftig nicht die Rede sein!), dem Vorgehen eines Mannes, der sein ganzes Vermögen auf ein Pferd setzt, das sich bereits aus dem Rennen zurückgezogen hat. Selbst unter Aufbietung all seiner Phantasie kann man sich keine Konstellation vorstellen, in der die Intervention in Ägypten England (oder Frankreich) irgendwelchen Nutzen gebracht hätte.

Für den zionistischen Staat war die Beteiligung der Briten und Franzosen an seiner Aggression natürlich ein Gottesgeschenk. Während die ganze Welt mit dem Finger auf die Israelis zeigte, sicherten die beiden Westmächte diesen durch ihr Eingreifen einen leichten Sieg: Sie waren tief auf ägyptisches Territorium vorgestoßen und feierten ihren Triumph ausgelassen. Frankreich hatte zu seinem Unglück nicht mehr zu verlieren als die Dame aus dem Soldatenlied, deren guter Ruf „wieder einmal flöten ging“. Als Folge der Revolution von 1789 hatte das Land eine endlose Reihe von Fiaskos erlitten und war unfähig, seine spirituelle Krise zu überwinden. Im Verlauf von 160 Jahren hatte es annähernd alle je von Menschen ersonnenen Regierungssysteme ausprobiert, ohne dass sich auch nur ein einziges davon bewährt hätte. Seine Premierminister wechselten so häufig, dass die Öffentlichkeit ihre Namen kaum noch zur Kenntnis nahm; sie waren durchwegs schemenhafte Gestalten, die sich schon rein äußerlich kaum von einander unterschieden, und dem politischen Leben Frankreichs haftete der Ruch der Bestechlichkeit an. Ein amerikanischer Komödiant rief mit dem Bonmot Lachsalven hervor, er gehe nach London, um dem Wechsel der Garde vor dem Buckingham-Palast beizuwohnen, und nach Paris, um den Wechsel des Kabinetts mitzuerleben. Ein Land, welches von einer Reihe korrupter Regierungen dermaßen heruntergewirtschaftet worden war, dass es sich 1940 als unfähig erwies, der deutschen Invasion zu widerstehen, leistete Israel 1956 bei seinem Angriff auf Ägypten Handlangerdienste. Freilich war dies lediglich eine Episode in der betrüblichen Geschichte Frankreichs seit 1789, die keine großen Auswirkungen auf seine Zukunft haben wird.

England war ein grundlegend anderer Fall. Der Name dieses Landes bürgte von alters her für eine ehrenhafte Politik, in schlechten Zeiten nicht minder als in guten. Es lief Gefahr, in der anrüchigen Gesellschaft, in der es sich befand, seine Seele zu verlieren, ohne dass es eine Welt zu gewinnen gehabt hätte. England hatte Weisheit bewiesen, indem es die Lektionen der Geschichte verinnerlichte. Es hatte nicht versucht, sein Imperium um jeden Preis zu verewigen und sich mit dem Bajonett gegen den Wandel zu stemmen. Es hatte die Unvermeidlichkeit politischer Veränderungen akzeptiert und Flexibilität an den Tag gelegt, indem es sein Kolonialreich zunächst in ein Commonwealth verwandelte, dem sowohl unabhängige Staaten als auch Kolonien angehörten, und später, als immer mehr Kolonien Selbstbestimmung forderten, eine große Völkerfamilie begründete, die durch keinerlei Zwang, sondern lediglich durch unsichtbare Bande zusammengehalten wurde. Bei der Krönung der jungen Königin Elisabeth im Jahre 1953 erwies es sich, dass diese Bande nicht etwa schwächer, sondern im Gegenteil stärker waren denn je zuvor. Dass Großbritannien davon Abstand nahm, anderen Völkern mit Gewalt eine bestimmte Regierungsform aufzudrängen, und dass es jederzeit zugänglich für neue Formen des Zusammenlebens mit den ihm entsprungenen Nationen war, machte die englischsprachige Völkerfamilie zu einem einzigartigen Experiment in der Menschheitsgeschichte, das für die Zukunft sehr viel Gutes verhieß, solange Großbritannien der bisher verfolgten Politik treu blieb. [68] Das hervorstechende Ergebnis der scheinbaren Schwäche dieser losen Schicksalsgemeinschaft englischsprachiger Völker war die Stärke, die sie unter Druck zeigte; Entwicklungen, die zum Auseinanderbrechen einer auf dogmatischen

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Regeln basierenden starren Organisation geführt hätten, vermochten diesem Organismus nichts anzuhaben, da er zwar nachgab, aber nie zerbrach, und sich bei Nachlassen des Drucks sofort wieder straffte.

Somit lief England im Jahre 1956 Gefahr, die großartigen Errungenschaften der britischen Geschichte zu gefährden oder ihrer vollständig verlustig zu gehen, wenn es die Politik, die ihm einen dermaßen guten Ruf sowie alles in allem so befriedigende materielle Ergebnisse gebracht hatte, durch einen leichtfertigen Akt auf den Kopf stellte. In diesem Lichte ist der Entscheid der britischen Regierung vom 30. Oktober 1956 zu beurteilen.

Wenn der Suezkanal für Großbritannien wirklich „lebenswichtig“ war, warum hatte es seine Truppen dann von diesem Kanal abgezogen? Wenn freundschaftliche Beziehungen zu Ägypten nach dem Truppenabzug von entscheidender Bedeutung waren, warum hatte London die Ägypter dann im Juli vorsätzlich brüskiert? Wenn britische Schiffe den Suezkanal ungehindert passieren konnten, warum behauptete London dann, „die Freiheit und Sicherheit der internationalen Schifffahrt“ stünden auf dem Spiel? Wenn irgendwelche vitalen britischen Interessen bedroht waren, warum wartete England dann, bis Israel Ägypten angriff, und schlug erst dann selbst zu?

Man kann diese Frage von jedem beliebigen Gesichtspunkt aus betrachten, die Antwort ist immer dieselbe: Dem Vorgehen der Eden-Regierung können keine britischen Interessen zugrunde gelegen haben, so wenig wie sich die französische Regierung bei ihrem Handeln an französischen Interessen orientierte. Der Zeitpunkt, zu dem diese beiden Länder ihren Schlag gegen Ägypten führten, sagt alles über ihre wahren Beweggründe. Hätte Israel nicht existiert, so wäre es ihnen nicht im Traum eingefallen, sich auf ein militärisches Abenteuer im Nahen Osten einzulassen; die Demütigung, die sie dann hinnehmen mussten, war die unvermeidliche Folge. Der fatale Irrtum, den Arthur Balfour ein halbes Jahrhundert zuvor begangen hatte, zeitigte seine logischen Konsequenzen; ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo Großbritannien eine einmalige Chance besaß, sich vom Bleigewicht der Verstrickung in das zionistische Projekt zu befreien, stellte es durch sein leichtfertiges Handeln sicher, dass es dieses auch weiterhin tragen muss.

Falls dem Vabanquespiel, auf das sich die britische Regierung damals eingelassen hat, irgendwelche rationalen Überlegungen vorausgegangen waren, so wird man diese eines Tages  in den Memoiren eines der Verantwortlichen erfahren. Ich bezweifle, dass es eine vernünftige Rechtfertigung dafür gibt. Zum Zeitpunkt, wo ich diese Zeilen schreibe, sind seit den dramatischen Ereignissen erst vier Wochen vergangen, und deren Auswirkungen können vorderhand nur im Lichte der bisherigen Entwicklungen analysiert werden. Doch schon heute besteht kein Zweifel daran, dass sie absolut verheerend sind.

Zwei der an diesem Piratenstreich beteiligten Akteure, Israel und Frankreich, hatten diesen ganz offensichtlich langfristig geplant.[69]

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In England hat die Regierung (zumindest bis zum Zeitpunkt, wo ich dieses Buch abschließe) alle Forderungen nach einer Untersuchung der Frage, ob ihre Aktion von vorne herein mit den Israelis abgesprochen war, abgeblockt, so dass ein dementsprechender Beweis im Gegensatz zu Frankreich vorderhand nicht erbracht werden kann. Es lässt sich also nicht ausschließen, dass die Regierung in London ihren Entscheid spontan gefällt hat, da sie den Zeitpunkt zum Zuschlagen für günstig hielt. Falls dies zutrifft, hat sie sich gründlich verkalkuliert, denn als London und Paris ihr „Ultimatum“ stellten, hatten die USA bereits eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats einberufen und eine Resolution vorgelegt, in welcher der israelische Angriff verurteilt und der Rückzug der israelischen Streitkräfte von ägyptischem Territorium gefordert wurde (29. Oktober). Somit bestand der einzige Effekt der britisch-französischen Aggression darin, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit von Israel abzulenken. In der Tat stimmte die überwältigende Mehrheit der UNO-Mitgliedstaaten am 7. November für eine Resolution, in der „Grossbritannien, Frankreich und Israel“ verurteilt und zum Rückzug aus Ägypten aufgefordert wurden; Israel wurde also erst an dritter Stelle genannt.[70]

Zum damaligen Zeitpunkt war das militärische Fiasko bereits so klar wie das politische; die englische Öffentlichkeit musste sich fast fünf Tage lang gedulden, ehe sie erfuhr, dass britische Flugzeuge Ägypten bombardiert hatten; der Suezkanal war durch versenkte Schiffe blockiert; Präsident Nasser war in der arabischen Welt populärer denn je zuvor, und die britische Regierung änderte ihre Politik von “kein Rückzug” zunächst in “Rückzug unter bestimmten Bedingungen” und schliesslich in “bedingungsloser Rückzug” um.

Eisenhower und seine Regierung zogen sich in diesem Fall durchaus achtbar aus der Affäre. Ganz offensichtlich waren sie im Voraus in die Pläne der Aggressoren eingeweiht gewesen (so wie Roosevelt Ende 1941 Bescheid über den bevorstehenden japanischen Überfall auf Pearl Harbor gewusst hatte). Einige Tage vor dem Angriff wurden amerikanische Bürger angewiesen, die künftige Gefahrenzone zu verlassen; am 27. und 28. Oktober ließ Eisenhower Ben-Gurion zwei Warnungen zukommen, von denen die erste in „besorgtem“ und die zweite in „scharfem“ Ton formuliert war. Die einzige Antwort bestand in einem Funkspruch, der ihn während eines Flugs von Florida nach Virginia erreichte und aus dem hervorging, dass Ben-Gurion den Befehl zum Angriff erteilt hatte.

Da London den amerikanischen Präsidenten offiziell ebensowenig über ihre Absicht in Kenntnis gesetzt hatte wie die Regierungschefs der Dominions, wirkte Eisenhower durchaus glaubwürdig, als er in einer Fernsehansprache mit bekümmerter Miene sagte, seine Regierung halte den Angriff für „einen Irrtum, denn sie betrachte „die Anwendung von Gewalt nicht als sinnvolles oder angemessenes Instrument zur Lösung internationaler Streitigkeiten“. An dieser Formulierung gab es nichts auszusetzen,

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obgleich die USA ein gerütteltes Maß an Mitverantwortung für die israelische Aggression trugen (immerhin hatten sie den ganzen Sommer hindurch die Lieferung französischer, britischer und kanadischer Waffen an den zionistischen Staat veranlasst). Sollte die britische Regierung darauf gebaut haben, die Zionisten in Washington würden die Angelegenheit durch die Ausübung von Druck schon schaukeln, so waren sie diesmal auf dem Holzweg. In solchen Situationen spielen stets unabwägbare Faktoren mit, und Eisenhower konnte sich seiner Wiederwahl bereits sicher sein; außerdem hatte er die Gunst der Stunde genutzt und Großbritannien zum Sündenbock abgestempelt, so dass er sich allzu harte Worte an die Adresse Israels sparen konnte. (Die Israelis hatten ihre Ziele ja bereits erreicht.) Seit der Boston Tea Party fällt Kritik an England in Amerika ohnehin stets auf fruchtbaren Boden. War sich die britische Regierung dieser Tatsache wirklich nicht bewusst?

Das Vorgehen Englands lässt sich, wenn überhaupt, allenfalls vor dem Hintergrund seiner tiefen Verstrickung in das zionistische Abenteuer erklären. Falls eine Invasion tatsächlich unabdingbar war, hätte die einzige vernünftige Option in einem blitzartigen, massiven Schlag bestanden, der den Briten die vollständige Kontrolle über einen intakten Suezkanal beschert und die Welt mit einem fait accompli konfrontiert hätte. Doch die britische Operation verlief unerklärlich langsam und ließ schon bald erkennen, dass sich die Regierung in London ihrer Sache nicht sicher war. Am 16. November, als der Schaden bereits angerichtet war, berichtete ein Korrespondent von The Times von einem englischen Militärstützpunkt auf Zypern aus Folgendes: „Der Beschluss der britischen Regierung, in Ägypten zu intervenieren, erfolgte ohne vorherige Konsultationen mit ihren führenden diplomatischen Vertretern in dieser Weltgegend. Die Operation wurde fortgesetzt, obgleich die meisten britischen Spitzendiplomaten im östlichen Mittelmeerraum vor ihren voraussichtlichen Auswirkungen auf die künftigen Beziehungen zu den arabischen Staaten gewarnt hatten… Als man in den britischen Botschaften und Gesandtschaften in den arabischen Ländern von den Einzelheiten des britischen Ultimatums an Kairo sowie von dem Entscheid zur militärischen Intervention in Ägypten erfuhr, reichten die Reaktionen so gut wie aller Diplomaten dem Vernehmen nach von ungläubiger Verblüffung bis zum Kommentar, hier bahne sich ein Desaster an… Viele waren schlicht und einfach sprachlos oder zeigten sich entsetzt über diese Aktion, die den Eindruck erweckte, die britische Politik sei mit derjenigen Israels und Frankreichs abgestimmt.“ (Diese Passage erinnerte mich lebhaft an die Stimmung, die ich nach dem Abschluss des Münchner Abkommens in britischen Botschaften und Gesandtschaften überall in Europa vorgefunden hatte.)

Nachdem wir zum politischen Entscheid der Regierung in London das Notwendige gesagt haben, wollen wir uns der Frage zuwenden, wie er militärisch in die Tat umgesetzt wurde. Am 17. November berichtete die Times, unter den höheren Armeeoffizieren auf Zypern herrsche allgemein die Meinung vor, wenn man sich schon für die militärische Option entschieden habe, müsse diese „rasch und konsequent verwirklicht werden. Dass man es ihnen nicht erlaubt hatte, die Operation zu Ende zu führen, hat hier unter vielen höheren Offizieren, aber auch in den unteren Rängen, ein Gefühl der Frustration und der Verwirrung ausgelöst.“ Der namhafte amerikanische Militärexperte Hanson Baldwin sprach später von einer „konfusen Invasion“, die „in den Offiziersschulen der Welt wahrscheinlich zu einem klassischen Fallbeispiel werden wird“. Angesichts der widersprüchlichen Befehle aus London, fuhr Baldwin fort, seien „die verschiedenen politischen, psychologischen und militärischen Ziele zu einem Wirrwarr verschmolzen, mit dem Ergebnis, dass es kein klar umrissenes Ziel gab, zumindest keines, das mit Waffengewalt zu erreichen gewesen wäre, da man den Militärs sehr wenig Spielraum ließ“.

Schon bald wurde klar, dass irgendjemand die Regierungen in London und Paris daran hinderte, die Operation zu Ende zu führen. Für die Franzosen war dies aus den bereits erwähnten Gründen nicht allzu tragisch, aber für die Briten ging es um ihren Ruf, ihre Ehre sowie um den Zusammenhalt der von ihnen begründeten Völkerfamilie.

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Der kanadische Premierminister hatte in jenen dramatischen Tagen bereits gewarnt, solcherlei Aktionen könnten zu einem Zerbröckeln des Commonwealth führen. In den Vereinten Nationen stand Großbritannien gemeinsam mit Israel und Frankreich am Pranger – ein entwürdigendes Schauspiel! Die überwältigende Mehrheit der UNO-Mitgliedstaaten verurteilte das englische Vorgehen; nur Australien und Neuseeland verharrten an der Seite des Mutterlandes, und dies wohl eher aus Nibelungentreue als aus Überzeugung.

Was war der Grund dafür, dass ein mit prahlerischem Kriegsgeschrei gestartetes Unternehmen so halbherzig durchgeführt wurde, dass es schon bald ins Stocken geriet? Vermutlich hatte der „heftige und energische Protest“ Präsident Eisenhowers sowie der Vereinten Nationen in London wie eine eiskalte Dusche gewirkt. Dazu kam, dass die Sowjets den Aggressionsakt der beiden Westmächte sofort für ihre eigenen Ziele ausnutzten. Sobald die Briten und die Franzosen ihre ersten Bombenangriffe auf ägyptisches Territorium geflogen hatten, kehrten die sowjetischen Truppen nach Ungarn zurück und richteten dort ein Massaker an. In der UNO begann nun ein wilder Streit. Während englische und französische Flugzeuge Bomben auf Port Said abwarfen, bezichtigten die Delegierten dieser beiden Länder die UdSSR barbarischer Greueltaten, und während die sowjetischen Tanks die ungarischen Freiheitskämpfer niederwalzten, ziehen die sowjetischen Abgeordneten die Briten und Franzosen nackter Aggression. Die alte Volksweisheit, wonach eine Krähe der anderen kein Auge aushackt, galt in diesem Fall also nicht…

Das Szenarium wandelte sich rasch zum Albtraum. Sir Anthony Eden, der 1938 als aufstrebender junger Politiker seinen Ministerposten aus Protest gegen die Beschwichtigungspolitik seiner Regierung gegenüber dem Dritten Reich geräumt hatte, musste mitansehen, wie sein eigener Außenminister, ein aufstrebender junger Politiker namens Anthony Nutting, der besonders nachdrücklich von einer Intervention in Ägypten abgeraten hatte, gemeinsam mit einigen seiner Kollegen seinen Rücktritt einreichte. Um seinen jäh ramponierten Ruf halbwegs zu retten, suchte Eden Rückendeckung bei Winston Churchill, der erklärte: „Als Antwort auf grobe Provokationen hat Israel gegen Ägypten zugeschlagen… Ich bezweifle nicht, dass wir in Kürze einen gerechten Sieg erringen werden. Wir wollen im Nahen Osten Frieden und Ordnung wiederherstellen, und ich bin überzeugt, dass wir unser Ziel erreichen werden. Der Weltfrieden, der Nahe Osten sowie unsere nationalen Interessen werden langfristig bestimmt von der resoluten Aktion der Regierung profitieren.“

Ob dies wirklich der Fall sein wird, muss die Zukunft erweisen. Das britische Vorgehen trug in mancher Hinsicht Churchillsche Züge, und da Sir Winstons Nachfolger dessen politischer Zögling war, fällt es ausgesprochen schwer zu glauben, dass er ohne dessen ausdrückliche Billigung gehandelt hat. Just in jenen Tagen erschien der zweite Band von Churchills Geschichte der englischsprechenden Völker, welche die New York Times in einer Rezension wie folgt kommentierte: „Der Verfasser ist stolz darauf, dass sein kleines Eiland, das ‚kleine Königreich in der Nordsee’, drei Kontinente zivilisiert und die halbe Welt erzogen hat, obwohl es lediglich drei Millionen Einwohner zählte, als es diese Mission begann.“ Man wird sehen, ob der britische Angriff auf Ägypten tatsächlich dieser Tradition des „Zivilisierens und Erziehens“ entsprach oder ob er ein Schandfleck in der Geschichte Englands bleiben wird.

Die heftigsten Schockwellen löste die britisch-französische Aggression in Moskau aus. Der sowjetische Premierminister Bulganin stellte Eden

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sowie dem französischen Premierminister Protestnoten zu, in denen er ihnen ohne Umschweife mit Raketen und Atombomben drohte, falls sie „die Aggression und das Blutvergießen“ nicht einstellten. (Das Blutvergießen in Budapest nahm unterdessen munter seinen Fortgang, und der Strom von Flüchtlingen, der sich über die Grenzen des gastlichen Österreich ergoss, schwoll auf hunderttausend Menschen an. In Budapest trat Moskaus Mann Ferenc Münnich, ein Veteran der roten Bela-Kun-Regierung von 1919, die Nachfolge Rakosis und Gerös an und leitete eine neue Terrorwelle ein.) Doch nicht genug damit: In einem Schreiben an Eisenhower schlug Bulganin diesem allen Ernstes einen gemeinsamen amerikanisch-sowjetischen Angriff auf Großbritannien und Frankreich „innerhalb der nächsten paar Stunden“ vor. Das Weiße Haus begnügte sich damit, diesen Schritt als „undenkbar“ zurückzuweisen. Doch ist in unserer Zeit wirklich noch irgendetwas undenkbar? Die Verständigung zwischen Hitler und Stalin im Jahre 1939 (die der Logik der Dinge entsprach und von manchen Beobachtern, darunter auch dem Verfasser dieser Zeilen, vorausgesagt worden war) galt gemeinhin ebenfalls als „undenkbar“, ehe Berlin und Moskau im August 1939 ihren bekannten Pakt schlossen und bald darauf der Zweite Weltkrieg begann. Zum Zeitpunkt der sowjetischen Offerte an Eisenhower zitierte die New York Times einen „hochrangigen amerikanischen Diplomaten mit langjähriger Erfahrung in der arabischen Welt“, der das Angebot aus Moskau implizit unterstützte: „Dass wir die russische Offerte als ‚undenkbar’ abgelehnt haben, ohne sie auch nur im Rahmen der Vereinten Nationen zu erwägen, wird hier [in Jordanien] als Zeichen dafür gewertet, dass wir in kritischen Situationen stets auf der Seite der Westmächte und Israels stehen werden, egal was wir sagen.“

Gewiss, der von Bulganin angeregte gemeinsame amerikanisch-sowjetische Atomangriff auf Großbritannien war damals in der Tat undenkbar, doch immerhin bezogen die UdSSR und die USA einträchtig Front gegen England, das diesem doppelten Druck nicht gewachsen war. Eden hatte sich auf einem brüchigen Kanu in einen reißenden Sturzbach gewagt. In den Vereinigten Staaten existiert ein – rational nicht erklärbarer, aber dennoch sehr realer – latenter muttermörderischer Instinkt gegenüber Europa im allgemeinen und Großbritannien im besonderen, der sich mit dem Vorwurf des „Kolonialismus“ leicht aktivieren lässt. Dass Amerika selbst die größte Kolonialmacht der Welt ist - denn einen wirklichen Unterschied zwischen innerer und äußerer Kolonisation gibt es meines Erachtens nicht –[71], ändert hieran nichts; die antieuropäischen und antibritischen Affekte eines großen Teils der amerikanischen Öffentlichkeit sind ein irrationaler Impuls und man tut weise daran, diesem Rechnung zu tragen, wenn man sich bei irgendeiner Aktion auf die „öffentliche Meinung in Amerika“ verlässt.

Die „öffentliche Meinung“ ist heutzutage ohnehin ein Produkt, das sich in jeder gewünschten Form herstellen lässt. Weit wichtiger war ein Faktor, den die britische Regierung unter keinen Umständen hätte übersehen dürfen: Eisenhower war ganz offensichtlich von jener „internationalistischen“ Gruppierung ausgesucht, nominiert und letzten Endes zum Präsidenten gewählt worden, die zuvor bereits Wilson, Roosevelt und Truman wie Marionetten an ihren Fäden tanzen ließ. Unter diesen Marionetten-Präsidenten hatte die amerikanische Aussenpolitik die Revolution stets unterstützt und in kritischen Augenblicken eine antibritische Position bezogen. Das Endziel der Internationalisten

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ist eine Weltregierung, bei der die beiden zerstörerischen Zwillingsbrüder, der Kommunismus und der Zionismus, Geburtshelferdienste leisten sollen. Zur Erreichung dieses Ziels ist es unabdingbar, die beiden großen englischsprachigen Länder westlich und östlich des Atlantischen Ozeans gegeneinander auszuspielen, denn nur durch ihre Spaltung kann die Weltregierung errichtet werden. Diese Strategie trat bereits während des Zweiten Weltkriegs klar zutage.

Eisenhower war als dritter Mann zum Tandem Roosevelt-Marshall gestoßen. Dass General Marshalls Pläne während der Kriegsjahre eine antibritische Stoßrichtung aufwiesen, haben wir bereits dargelegt; er war Churchills großer Gegenspieler und trug die Hauptverantwortung dafür, dass der britische Premierminister trotz seines legendären Namens und seiner scheinbar eindrücklichen Macht während des ganzen Krieges nicht in der Lage war, auch nur eine einzige wichtige strategische Entscheidung zu fällen. Dies muss man wissen, will man die Politik des Trios Roosevelt-Marshall Eisenhower realistisch beurteilten. Bei der Konferenz von Jalta, die den traurigen Höhepunkt der amerikanisch-sowjetischen Komplizenschaft darstellte, arbeitete Roosevelt gezielt auf eine Schwächung der britischen Interessen hin, wie die Dokumente jener Konferenz beweisen.[72]

Als Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa erteilte Eisenhower seinen Heeren Befehle, die zur Auslieferung des halben Kontinents an die Revolution führten. Vor diesem historischen Hintergrund durfte die britische Regierung nicht auf die Unterstützung dieses Mannes zählen. Während des Krieges hatte er als Vollstrecker der Politik Roosevelts und Marshalls gewaltet, und sieben Jahre nach Kriegsende war er von einflussreichen Akteuren hinter den Kulissen als internationalistischer Gegenkandidat gegen Senator Taft aufgebaut worden. Unerwartet und unverzeihlich war lediglich die Art und Weise, wie er Großbritannien öffentlich herunterputzte, indem er es unter erniedrigenden Umständen zum „bedingungslosen“ Rückzug zwang, den britischen Botschafter in Washington wie einen Paria behandelte und sich gegenüber England ganz allgemein so feindselig verhielt wie Roosevelt in Jalta.

Dass sich Eisenhower nach dem britischen Angriff als Tugendwächter gebärdete (ganz Amerika sah seinen vorwurfsvollen Gesichtsausdruck am Fernsehen), war ein Zeichen von Scheinheiligkeit, denn immerhin hatte die amerikanische Regierung die Krise selbst ausgelöst, indem sie Großbritannien zweimal unter Druck setzte – zunächst um es zum Rückzug vom Suezkanal zu zwingen und dann, um es zu einer schweren Brüskierung Ägyptens zu verleiten. Auf das Gemetzel in Ungarn, das noch empörender war als die englisch-französische Aggression gegen Ägypten, reagierte Eisenhower übrigens kaum; er begnügte sich mit der salbungsvollen Bemerkung, sein Herz gehöre den Opfern, und seine Regierung legte die Hände in den Schoß. Auch dies war eine Bestätigung seiner früheren Politik: 1952 hatte er während des Wahlkampfs zwar gelobt, die Abkommen von Jalta zu kündigen, dieses Versprechen nach seiner Wahl jedoch flugs vergessen; sieben Jahre zuvor hatte er seinen Truppen den Befehl erteilt,

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östlich von Berlin Halt zu machen. Dies kam einer direkten Unterstützung der Revolution gleich und fügte sich nahtlos in den Rahmen der amerikanischen Außenpolitik während der beiden Weltkriege ein.

Sofern man aus den Geschehnissen vom Oktober und November 1956 eine Lehre ziehen kann, dann folgende: Wenn die „Weltmeinung“ durch ein bestimmtes Ereignis tatsächlich schockiert wird, ist sie durchaus in der Lage, ihre Entrüstung zu bekunden; hierzu steht ihr der Debattierklub in New York zu Verfügung, der den hochtrabenden Namen „Vereinte Nationen“ trägt. In beiden Fällen – dem Überfall auf Ägypten und dem Massaker in Ungarn - verlieh die Weltöffentlichkeit ihrer Abscheu beredten Ausdruck. Freilich erwies es sich auch, dass die Vereinten Nationen in keine Weise imstande sind, ihren Verdammungsurteilen konkrete Aktionen folgen zu lassen. Im schwerwiegenderen der beiden Fälle, jenem Ungarns, waren ihnen die Hände gebunden, weil die Sowjets Herr der Lage waren und die Amerikaner nicht die geringste Absicht erkennen liessen, sich die Finger zu verbrennen. Im Falle Ägyptens konnte zwar ein unmittelbares Ergebnis erreicht werden, aber nur weil sich die beiden Supermächte hier einig waren und einen Schulterschluss gegen Grossbritannien vollzogen: Die USA drohten diesem mit wirtschaftlichen Sanktionen (einer Ölblockade), die UdSSR gar mit Krieg.

Der britische Rückzug vom Suezkanal war also die Folge eines amerikanisch-sowjetischen Zusammengehens. Solange die Internationalisten die amerikanische Wahlmaschinerie kontrollieren, kann sich ein solches Zusammenspiel jederzeit wiederholen, was für die Welt eine große Gefahr darstellt. Ein Pakt zwischen Eisenhower und Bulganin ist grundsätzlich nicht „undenkbarer“ als der Hitler-Stalin-Pakt von 1939.

Wie bereits erwähnt, beging die britische Regierung einen schweren Fehler, indem sie darauf baute, die Zionisten würden die Regierung in Washington unter Druck setzen, um sie von einer antibritischen Politik abzuhalten. Gewiss, zionistischer Druck hatte in den Jahren 1947 und 1948 zum Abzug der britischen Truppen aus Palästina sowie zur Gründung des Staates Israel geführt, doch diesmal waren die Umstände grundlegend anders. Mit ihrer Invasion Ägyptens sorgten England und Frankreich dafür, dass sich der Zorn der Weltöffentlichkeit, der eben noch Israel gegolten hatte, jetzt gegen sie richtete. Nun war Großbritannien plötzlich der Schurke im Spiel, was es Eisenhower erleichterte, sich als Gralshüter der politischen Moral aufzuspielen.

Die Regierung in London war zwischen Hammer und Amboss geraten. Die Sowjets drohten ihr offen mit einem Atomschlag, und aus Amerika schlug ihr - offenbar zu ihrer Verblüffung - unverhüllte Feindseligkeit entgegen. Großbritanniens „Lebensader“, der Suezkanal, war blockiert, so dass es von sämtlichen Erdölzufuhren abgeschnitten war. Es hatte zuversichtlich damit gerechnet, dass die Amerikaner in die Bresche springen und ihm das benötigte Öl liefern würden, erfuhr nun aber, dass Washington hierzu nur im Falle eines Rückzugs vom Suezkanal bereit war.

So ging England als großer Verlierer aus dieser Krise hervor. Die britischen Vertreter in Washington wurden bei den Audienzen, um die sie ersucht hatten, kühl empfangen und mussten zur Kenntnis nehmen, dass ihre Gastgeber nicht bereit waren, irgendwelche wichtigen Fragen mit ihnen zu erörtern und dass sie sich weitere Gesuche um Audienzen sparen konnten, solange die Truppen ihres Landes noch am Suezkanal standen. Dass Eisenhower bei seiner Demütigung der britischen Regierung weit über das Erforderliche hinausging, findet seine Erklärung zweifellos in der antibritischen Einstellung seines Schutzherrn Roosevelt, von der dessen Worte und Taten so beredtes Zeugnis ablegen. In der Nahostfrage hatten sich

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die diversen amerikanischen Regierungen so doppelzüngig und intrigant verhalten, dass die USA jedes Recht verwirkt hatten, Großbritannien Nachhilfestunden in Moral zu erteilen.

Leider hatten sich die Briten diese Demütigung redlich verdient. Der Angriff auf Ägypten erwies sich in jeder Hinsicht als Desaster erster Güteklasse: England hatte sich als Komplize Israels entpuppt; es hatte just zu einem Zeitpunkt zugeschlagen, wo die Sowjets in Ungarn am Rande einer Niederlage standen; die Aktion war liederlich geplant und wurde nur halbherzig ausgeführt. Sir Anthony Eden, der dem Stress nicht gewachsen war und dessen politische Karriere in Scherben lag, verzog sich „zur Erholung“ nach Jamaika. Nun konnte der „bedingungslose Rückzug“ beginnen – freilich nur jener der Briten und Franzosen und nicht der Israelis, die als erste angegriffen hatten. Eine von der UNO hastig zusammengetrommelte „internationale Streitkraft“ wurde an den Suezkanal entsandt und lungerte dort in Erwartung klarer Instruktionen herum. Präsident Nasser gewann in der arabischen Welt an Popularität; der Kanal blieb blockiert; Ägypten erklärte, es werde keinen Fußbreit seines Territoriums abtreten, und Israel begann über den „Antisemitismus“ in Ägypten zu jammern.

Drei Wochen nach dem Angriff rief ein schwer betrunkener Nikita Chruschtschow den Botschaftern Englands und Frankreichs bei einem Empfang in der polnischen Botschaft in Moskau höhnisch zu: „Ihr behauptet, wir wollten Krieg, aber nun habt ihr euch in eine Situation hineinmanövriert, die ich als idiotisch bezeichnen würde… Ihr habt uns in Ägypten eine Lektion [in Aggression] erteilt.“ Wer hätte ihm da widersprechen können?

Eine Woche später, am 25. November, resümierte die New York Times die Ergebnisse der Suezkrise wie folgt: „Großbritannien und Frankreich haben sich auf ein Vabanquespiel eingelassen und allem Anschein nach gewaltige Verluste erlitten… Israel ist bisher leicht gestärkt aus der Krise hervorgegangen.“ [73]

In derselben Ausgabe des Blatts wurde der Knesset-Abgeordnete Michael Hazani zitiert: „Hazani legte seine Theorie dar, wonach der fehlgeschlagene Versuch Großbritanniens und Frankreichs, den Suezkanal unter ihre Kontrolle zu bekommen, für Israel ein Glücksfall war… Die Israelis fühlen sich heute weniger isoliert als vor ihrem Vorstoß auf die Sinai-Halbinsel vom 29. Oktober, der ihre Freunde vor den Kopf stieß und bei seinen Feinden in aller Welt einen Entrüstungssturm auslöste… Die Israelis sind begeistert über die neue Freundschaft mit Frankreich, die ihnen die Mittel geliefert hat, um die Ägypter zu besiegen… Vor einigen Wochen ging unter den Israelis die Angst um, da sie befürchteten, die Welt an den Rand eines Atomkrieges geführt zu haben. Diese Befürchtungen sind mittlerweile verflogen, und die Drohungen gelten als taktische Maßnahmen in einem Krieg der Nerven… Einige Knesset-Abgeordneten meinten, Israel könne dieses Spiel mitspielen… und warfen die Frage auf, warum es seine gegenwärtige Position als Störfaktor nicht ausnutzen sollte, um die Großmächte zur Ausübung von Druck auf Ägypten und die anderen arabischen Staaten zu Friedensverhandlungen zu bewegen.“

Diese Sätze mögen den Leser erkennen lassen, wie gering die Aussicht der Welt auf einen stabilen Frieden ist, solange das zionistische Abenteuer seinen Fortgang nimmt. Wer immer sich in dieses Projekt verstricken lässt, erleidet unweigerlich Schiffbruch, weil das Projekt selbst zum Scheitern verurteilt ist, doch die Last der jeweiligen Katastrophen werden die Komplizen zu tragen haben und nicht die eigentlichen Urheber dieses wahnsinnigen Plans. Heute verhindert dieser Plan normale Beziehungen zwischen den Völkern, hetzt Nationen aufeinander, die nicht den geringsten Grund zur Feindschaft besitzen,

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verleitet sie zu Handlungen, die ihnen nichts Gutes bringen können, und verführt andere dazu, mit einem Weltkrieg zu drohen.

Das Suez-Abenteuer hat England wieder in jenen Morast zurückgestoßen, aus dem Ernest Bevin es in den Jahren 1947 und 1948 befreit hatte, und die Konsequenzen waren, gelinde ausgedrückt, misslich. Vergleicht man den Prozess der britischen Verstrickung in das zionistische Projekt mit dem Gang eines Mannes, der dreizehn Stufen zum Galgen hochsteigt, so entspricht das Fiasko vom Herbst 1956 der zwölften Stufe; noch eine Stufe mehr, und die Katastrophe ist nicht mehr rückgängig zu machen. Außerhalb Großbritanniens warnen hochgestellte Persönlichkeiten vor einem Zerfall des Commonwealth – einer Gefahr, die zuvor nie auch nur im entferntesten gedroht hatte. Großbritannien wurde gemeinsam mit Israel und Frankreich von der Weltöffentlichkeit an den Pranger gestellt und wie ein Verbrecher verurteilt. Es sah sich plötzlich von allen Seiten schweren Anfeindungen ausgesetzt. Kein einziges der gestellten Ziele wurde verwirklicht; den britischen Truppen wurde noch nicht einmal erlaubt, eine anrüchige Mission erfolgreich abzuschließen; die Aktion hat unserer Nation nichts als Unehre eingebracht. Die Folge waren höhere Steuern und eine Verschlechterung der Wirtschaftslage – ein weiterer Tribut, den wir Zion entrichten müssen.

Eines ist klar: Ohne den im Jahre 1948 gegründeten Zionistenstaat wäre uns das ganze Unglück erspart geblieben. Wäre es zu einem Weltkrieg gekommen, so wäre dieser von Israel provoziert worden; sollte in Zukunft ein Weltkrieg ausbrechen (was zum Zeitpunkt, wo ich dieses Buch abschließe, immer noch im Bereich des Möglichen liegt), so wird er von Israel ausgehen.

Hätte man mich davon überzeugen können, dass dem Überfall auf Ägypten ernsthafte Sorge um britische Interessen zugrunde lag, hätte ich ihn akzeptiert; ich wäre davon ausgegangen, dass die Regierung meines Landes Dinge wusste, die mir unbekannt waren und eine auf den ersten Blick unbegreifliche, zum Scheitern verurteilte Aktion rechtfertigten. Doch für diesen Glauben fehlt mir jeder Anlass. Der Angriff auf Ägypten war nichts weiter als der vorerst letzte einer langen Reihe von tragischen Irrtümern, die im Jahre 1903 mit den ersten britischen Avancen gegenüber der zionistischen Bewegung begannen. In meinem Buch habe ich sie alle geschildert.

Die Erklärungen, die unsere Regierenden nach dem Fiasko im Parlament abgegeben haben, bestätigen diese Sicht der Dinge. Da sich Eden „auf Erholungsurlaub“ in Jamaika befand, mussten seine Kollegen für ihn in die Bresche springen. Einer von diesen, Verteidigungsminister Anthony Head, rechtfertigte den Angriff auf Ägypten nicht etwa damit, dass britische Interessen auf dem Spiel gestanden hätten, nein, sondern machte geltend, hierdurch seien „ein verkrüppeltes Israel, ein bombardiertes Tel Aviv sowie eine geeinte arabische Welt“ verhindert worden (zitiert nach der New York Times).

Nun haben wir Port Said bombardiert und – wenn auch vergeblich – versucht, Ägypten zu verkrüppeln und eine Einigung der arabischen Welt zu verhindern. Welchen britischen Interessen ist mit einer gespaltenen arabischen Welt und einem verkrüppelten Ägypten eigentlich gedient? Welcher Engländer hätte diese Kriegsziele gebilligt, wären sie von Anfang an so formuliert gewesen? Wurde der britische Wähler je gefragt, ob er eine Politik unterstützen will, die auf diese Weise zur „Erfüllung der zionistischen Sehnsüchte“ beiträgt?

Bei gewissen Krankheiten vermag die moderne Medizin deren ursprüngliche Ursache zu erkennen.

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Die ursprüngliche Ursache jener Übel, die in der Katastrophe vom 29. und 30. Oktober 1956 mündeten, ist nachweisbar der Zionismus; ohne ihn hätte sich diese Katastrophe niemals ereignet. Sie ist die logische Folge all jener Taten, die er vollbracht hat, seitdem er vor rund acht Jahrzehnten in den russischen Ghettos als politische Bewegung Gestalt annahm. Er hat die Welt an den Rand des Abgrunds geführt; angesichts dieses Abgrunds wusste niemand mehr, ob sein Freund von gestern nicht sein Feind von morgen sein würde. Die im Alten Testament prophezeite „Täuschung der Nationen“ war in vollem Gange.

Bergen diese unheilvollen Entwicklungen auch Gutes in sich? Die Antwort lautet zweifellos ja, auch wenn die sinnlosen Konflikte, die unsere Existenz prägen, den Menschen unserer Zeit nichts als Ungemach bescheren. Erste Anzeichen der langersehnten Wende zum Besseren sind bereits ersichtlich. Die vom revolutionären Kommunismus geknechteten Nationen rütteln an ihren Ketten; es besteht aller Grund zur Hoffnung, dass die Völker Osteuropas sich selbst befreien werden und dass der Funke der Freiheit auf den geknechteten Westen überspringen wird. Ich glaube, dass die Juden in aller Welt allmählich beginnen, die Irrtümer der zweiten zerstörerischen Bewegung, des revolutionären Zionismus zu erkennen, und dass sie am Ende unseres Jahrhunderts endlich ihr Aufgehen in der Menschheit anstreben werden.[74]

Die Geschehnisse vom Oktober und November 1956 bilden einen passenden Hintergrund für den Abschluss dieses Buchs.[75] Meiner Überzeugung nach liefern sie einen zusätzlichen Beweis für die Richtigkeit der darin verfochtenen These.

 

[34] Im Jahre 1952 tauchte an der Oberfläche des Indischen Ozeans eine Fischart auf, die man seit Millionen Jahren ausgestorben wähnte. Aufgrund seiner archaischen Gestalt bereitete dieser Fisch den Verfechtern der darwinistischen Evolutionslehre gehöriges Kopfzerbrechen. Das jähe Erscheinen des levitischen Zionismus, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts an die Oberfläche gespült wurde, war eine vergleichbare Überraschung aus der Tiefe. (Zurück)

[35] Stalins Nachfolger wurde für kurze Zeit Grigori Malenkow, an dessen Stelle jedoch schon bald ein Duumvirat trat, bestehend aus Parteichef Nikita Chruschtschow und Premierminister Nikolai Bulganin. Ob diese beiden die gesamte Macht Stalins geerbt hatten oder von anderen kontrolliert wurden, blieb der Außenwelt verborgen. Der Jude Lazar Kaganowitsch, der alle Säuberungen und Umwälzungen überlebt hatte, behielt seinen Posten als Vizepremierminister und verkündete der Welt zum Jahrestag der bolschewistischen Revolution im November 1955 die frohe Botschaft: „Revolutionäre Ideen kennen keine Grenzen.“ Im selben Monat reisten Chruschtschow und Bulganin zu einem Staatsbesuch nach Indien. Die New York Times warf damals die Frage auf, wer wohl die UdSSR während ihrer Abwesenheit regiere, und gab die Antwort gleich selbst: „Lazar Kaganowitsch, der kommunistische Veteran.“ In der Tat hatte Kaganowitsch zu den ältesten und engsten Vertrauten Stalins gehört - was die westlichen Medien freilich nicht daran hinderte, Stalin kurz vor seinem Ableben als „neuen Hitler“ zu attackieren und ihm hiermit „Antisemitismus“ zu unterstellen. (zurück)

[36] Anmerkung des Übersetzers: Fussnoten [36][40][41][42][43][44] sind im Text integriert.

[37] Laut jüdischer Quellen leben in der UdSSR heutzutage rund zwei Millionen Juden, was einem Prozent der sowjetischen Gesamtbevölkerung entspricht. Letztere belief sich gemäß dem statistischen Handbuch der sowjetischen Ökonomie im Juni 1956 auf 200 Millionen. (zurück)

[38] Eisenhower fügte hinzu, seine Mutter habe ihn und seine Brüder getreu den Lehren des Alten Testaments erzogen – ein verstohlener Hinweis auf die Sekte der Zeuge Jehovas, der Eisenhowers Mutter angehört hatte. (zurück)

[39] Der amerikanische Außenminister A. Dulles sprach zwar gerne von der „Befreiung“ der osteuropäischen Völker, lehnte jedoch jede Mitverantwortung seiner Regierung für den gescheiterten Aufstand in Ungarn ab. Seit 1952, argumentierte er, hätten er und sein Präsident immer wieder erklärt, die Befreiung müsse mit friedlichen, evolutionären Mitteln verwirklicht werden. (Erklärung von A. Dulles in Augusta, 2. Dezember 1956.) (zurück) note: Imre Nagy wurde am 16. Juni nach einem Geheimprozess wegen „Landesverrats“ gehängt. – Der Übersetzer. (zurück)

[40] Anmerkung des Übersetzers: Fussnoten [36][40][41][42][43][44] sind im Text integriert.

[45] Einen Monat zuvor, im April 1953, hatte Winston Churchill bereits gezeigt, dass er gewillt war, bei seiner Unterstützung des Zionismus weiter zu gehen, als selbst Kenner seiner politischen Karriere für möglich gehalten hätten. Damals stellte er sich voll und ganz hinter die „Heiligsprechung“ eines englischen Offiziers namens Orde Wingate, womit er dem britischen Volk in seiner Gesamtheit, besonders aber jenen britischen Beamten, Offizieren und Soldaten, die in Palästina drei Jahrzehnte lang ihre Pflicht und Schuldigkeit getan hatten, eine schallende Ohrfeige versetzte. Wingate, der in der Zwischenkriegszeit als Offizier des Nachrichtendienstes in Palästina tätig war, verletzte das Gebot, als unparteiischer Mittler zwischen Arabern und Juden zu walten – ein Gebot, dessen strikte Befolgung für seine Kameraden Ehrensache war -, dermassen krass, dass er sich hierdurch nicht nur als Feind der Araber, sondern auch als Verräter an seinem eigenen Land die offenbart, indem er ein Kinderdorf auf dem Karmelienberg dem Andenken an den im Zweiten Weltkrieg gefallenen Wingate weihte, und zwar mit folgender Begründung: „Er war bereit, mit den Juden gegen seine eigene Regierung zu kämpfen.“ Als die britische Regierung 1939 ihr Weissbuch zu Palästina veröffentlichte, sei Wingate an ihn, Ben-Gurion, herangetreten und habe ihm einen Plan zur Bekämpfung der britischen Polizei übergeben. Zu den von ihm vorgeschlagenen Aktionen habe die Sprengung einer Pipeline gehört. Bei den Feierlichkeiten zur Weihung des Kinderdorfes wurde eine Grussbotschaft von Churchill verlesen; dieser bezeichnete das Dorf als „Denkmal der Freundschaft, die Grossbritannien und Israel stets verbinden soll“. Der britische Botschafter in Tel Aviv musste dem Festakt beiwohnen, als Zeichen dafür, dass seine Regierung letzteren vorbehaltlos billigte. Somit war der einzige Brite, dem der zionistische Staat eine solche Ehre erwies, ein Landesverräter, was den damalige britischen Premierminister freilich nicht daran hinderte, ihm ehrfüchtig seine Reverenz zu erweisen. In seinem 1949 erschienenen Buch Trial and Error bezeugt Chaim Weizmann, wie wertvoll die Hilfe des britischen Verräters für die zionistische Sache war. Voller Genugtuung schildert er, wie sich Wingate – den er als „fanatischen Zionisten“ charakterisiert - bei den jüdischen Siedlern anbiederte, indem er versuchte, Hebräisch zu sprechen. Es bestehen in der Tat schlagende Parallelen zwischen Wingate und dem in einem früheren Kapitel geschilderten Eiferer Monk, doch da sich die Verhältnisse seit dem 19. Jahrhundert grundlegend geändert hatten, vermochte ersterer ungleich mehr Schaden anzurichten als letzterer. Wie Monk liess sich Womgate einen Bart wachsen, um einem alttestamentarischen Propheten möglichst ähnlich zu sehen. Er muss geistig gestört oder doch zumindest extrem instabil gewesen sein, denn nach dem Urteil des medizinischen Untersuchungsausschusses der britischen Armee war er „zu unbalanciert, um in verantwortlicher Position Menschen zu befehligen“. Hierauf wurde er bei Chaim Weizmann vorstellig, der einen namhaften Londoner Arzt (den stramm prozionistischen Lord Horder) bat, vor dem Ausschuss zu bezeugen, dass es sich bei Wingate um einen zuverlässigen und verantwortungsbewussten Mann handelte. Dank diesem Gefälligkeitsgutachten wurde Wingate dem Nachrichtendienst in Palästina zugeteilt, wo er den Rang eines Hauptmanns bekleidete – mit dem voraussehbaren, oben resümierten Ergebnis. Während des Zweiten Weltkriegs wurde ausgerechnet dieser Mann von Churchill ganz besonders geehrt. Während der Quebec-Konferenz liess der Premierminister ihn nach London kommen und beförderte ihn zum Generalmajor. Laut Weizmann war es Wingates sehnlichster Wunsch, eine britische Armee bei ihrem Einmarsch in Berlin kommandieren zu dürfen. Weizmanns Ausführungen lassen darauf schliessen, dass an der Spitze einer solchen Armee eine von Wingate befehligte jüdische Brigade stehen sollte, was dem Anlass den Beigeschmack eines talmudistischen Triumphes verliehen hätte; von einem „britischen“ Sieg hätte unter diesen Umständen nicht mehr die Rede sein können. Doch die britischen Generäle legten ein „eindeutiges und endgültiges Veto“ (Weizmann) gegen dieses Vorhaben ein. Diese bizarre Episode wirft ein grelles Licht auf die rätselhafte, zwiespältige Persönlichkeit Winston Churchills. Eloquenter denn jeder andere predigte er Ehre, Pflicht und Loyalität; er hatte sich nicht gescheut, seiner Nation um dieser ewigen Werte willen „Blut, Schweiss, Plackerei und Tränen“ in Aussicht zu stellen. Obwohl die Zionisten einen seiner Minister ermordet und zwei Sergeanten seiner Armee symbolträchtig an einen Baum gehängt hatten, erwies er einem prozionistischen Landesverräter höchste Ehren. Viele Jahre zuvor hatte Churchill ein Buch über seinen grossen Vorfahren John Churchill, Herzog von Malborough, angefangen, diese Arbeit jedoch abgebrochen, als er einen Brief erhielt, in dem behauptet wurde, sein Ahn habe dem damaligen Feind Frankreich einen geplanten Angriff der britischen Flotte verraten. „Der Verrat an der Expedition gegen Brest war ein Hindernis, das ich nicht zu überwinden vermochte“, begründete er seinen Entscheid, auf die Fertigstellung der Biographie zu verzichten; diesen Entschluss revidierte er erst, nachdem er sich davon überzeugte hatte, dass die in dem Brief aufgestellten Behauptungen nicht der Wahrheit entsprachen. Dennoch fragt man sich bei der Lektüre dieser Biographie, was Churchill eigentlich unter „Loyalität“ versteht. In der Einleitung rechtfertigt er nämlich den ersten nachweislichen Akt des Verrats, den sich Malborough zuschulden kommen liess: Als Befehlshaber der Truppen Jakobs I. verliess dieser London, ritt den von William von Oranien kommandierten deutschen und holländischen Truppen entgegen, ging zu ihnen über und stellte hierdurch sicher, dass kein britischer Soldat auch nur einen einzigen Schuss auf die Invasoren abfeuerte. (zurück)

[46] Die Gemischten Waffenstillstandskommissionen der Vereinten Nationen setzen sich jeweils aus einem Vertreter Israels, einem Repräsentanten eines seiner arabischen Nachbarstaaten sowie einem Delegierten der Vereinten Nationen zusammen. Ihre Aufgabe besteht darin, Zwischenfälle zu untersuchen und zu ermitteln, wer daran schuld ist. Die Ermittlungen wiesen in jedem einzelnen Fall darauf hin, dass Israel die Schuld an den blutigen Zusammenstösssen trug, doch wie im Fall der britischen Verwalter zwischen 1917 und 1948 wurde mit der Zeit immer stärkerer Druck auf die Regierungen der westlichen Staaten ausgeübt, unparteiische Kommissionsmitglieder zu entlassen. Mindestens zwei Amerikaner, welche die Verantwortung Israels für bestimmte Zwischenfälle bestätigt hatten, erhielten in der Tat den Laufpass. Sämtlichen Kommissionsangehörigen stand – ganz unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit – das Schicksal Graf Folke Bernadottes und anderer den Zionisten misslieber Persönlichkeiten natürlich ständig vor Augen. Wie vor ihnen die britischen Verwalter liessen sich die meisten dieser Männer weder bestechen noch einschüchtern; der Kontrast zwischen diesen „Aktivisten an der Front“ und den Regierungen in den fernen westlichen Hauptstädten hätte kaum krasser sein können. (zurück)

[47] Seit dem Beginn des Jahres 1956, in dem die amerikanischen Präsidentschaftswahlen stattfanden, bezeichneten sämtliche führenden amerikanischen und viele britische Zeitungen die israelischen Angriffe als „Repressalien“ oder „Vergeltungsmassnahmen“; die Propagandamaschinerie log die Opfer also zu Tätern um. In seinem zu Händen der UNO verfassten Bericht über den letzten der hier geschilderten Aggressionsakte schrieb General Burns, Israel „lähme“ die Arbeit der Untersucher, indem es die Gemischte Waffenstillstandskommission immer dann boykottiere, wenn diese es für einen Zwischenfall verantwortlich mache. Er fügte hinzu: „Gegenwärtig ist die Situation so, dass eines der Mitglieder der Gemischten Waffenstillstandskommission seine eigenen Ermittlungen anstellt, die von keinen unparteiischen Beobachtern überprüft werden können, anschliessend seine Ergebnisse publiziert, seine Folgerungen daraus zieht und dann militärische Aktionen einleitet.“ Indem die britische sowie die amerikanische Presse während des gesamten Jahres 1956 fälschlicherweise von „Repressalien“ sprachen, vermittelten sie der Öffentlichkeit der beiden Länder ein vollkommen irreführendes Bild der Ereignisse, genau wie es die Zionisten wünschten. (zurück)

[48] Trotz intensiver Recherchen ist es mir nicht geglückt, ausfindig zu machen, ob der jordanische Appell in der UNO je zur Sprache gekommen ist. Angesichts der fast unmittelbar darauf eintretenden Geschehnisse geriet er vermutlich einfach in Vergessenheit. Ich kann jedoch nicht ausschliessen, dass sich die UNO tatsächlich zu einer Verurteilung Israels durchgerungen hat, während der Angriff auf Ägypten bereits in vollem Gange war. (zurück)

[49] Die Übersiedlung der amerikanischen Juden nach Israel stellt zwar einen unabdingbaren Bestandteil der „Rückkehr der im Exil Lebenden“ dar, ist jedoch offensichtlich für eine spätere Phase des Prozesses vorgesehen und hängt vom Gelingen der ersten Phase ab, die in der „Rückkehr“ der Juden aus dem sowjetischen Machtbereich sowie Nordafrika besteht. Dies wird sich – so merkwürdig diese Vorstellung Amerikanern und Briten heute auch vorkommen mag – nur bewerkstelligen lassen, wenn es in Amerika zu einer „Judenverfolgung“ kommt. Eine solche würde zwangsläufig mit jenen propagandistischen Methoden inszeniert werden, die in der Vergangenheit in einem Land nach dem anderen zur Anwendung gekommen sind, darunter Russland, Polen, Deutschland, Frankreich, Spanien und England. Dr. Nahum Goldmann, Führer der Zionistischen Weltorganisation, sagte im Oktober 1952 vor einer israelischen Zuhörerschaft, ein Problem, das der Zionismus lösen müsse, um Erfolg zu haben, sei folgendes: „Wie kann man die Juden jener Länder, wo sie nicht verfolgt werden, dazu veranlassen, nach Israel auszuwandern?“ Goldmann fügte hinzu, „besonders schwierig“ werde dies in den USA sein, „weil die Juden in den Vereinigten Staaten weniger [!] verfolgt werden als in jedem anderen Land und dort weniger Aussicht auf eine solche Verfolgung besteht als anderswo“. (Zionist Record, Johannesburg, 24. Oktober 1952). Dieser Logik zufolge gibt es also keine Länder, wo die Juden nicht verfolgt werden; es gibt nur solche, in denen sie weniger verfolgt werden als in anderen! (zurück)

[50] In der von Oberst House schriftlich dargelegten – wenn auch vermutlich nicht von ihm ersonnenen – Wahlstrategie spielt dieser Faktor eine entscheidende Rolle. Wie wirksam diese Strategie ist, geht aus vielen Zitaten führender Politiker hervor, von denen wir einige bereits angeführt haben: „Wenn wir nicht mit den Zionisten zusammenarbeiten, könnten wir die Staaten New York, Pennsylvania und Kalifornien verlieren; mir schien es allmählich an der Zeit, die Frage aufzuwerfen, ob wir nicht die Vereinigten Staaten verlieren könnten“ (James J. Forrestal.) „Niles hatte dem Präsidenten mitgeteilt, Dewes werde demnächst eine Stellungnahme zugunsten der Zionisten abgeben, und wenn der Präsident ihm dabei nicht zuvorkomme, werde der Staat New York an die Demokraten verloren gehen“ (Außenminister James J. Byrnes). „Die Demokratische Partei wäre nicht gewillt, die Vorteile zu verscherzen, die ihr die jüdischen Stimmen bringen“ (Gouverneur Thomas E. Dewey). (zurück)

[51] Ob Senator Taft, wäre er Präsident geworden, diese von ihm klar umrissene alternative Politik hätte durchführen können, ist eine Frage, auf die man nie eine Antwort erhalten wird. Im Sonderfall des Zionismus, der einen essentiellen Bestandteil der von ihm angeprangerten geplanten neuen Weltordnung bildet, verhielt er sich so unterwürfig wie alle anderen führenden Politiker; vermutlich gelang es ihm nicht, den untrennbaren Zusammenhang zwischen dieser Ideologie und den von ihm so heftig befehdeten Bestrebungen zur Schaffung eines Weltstaates zu erkennen. Ein führender Zionist aus Philadelphia, Jack Martin, wurde 1945 angefragt, ob er sich Senator Taft als „geschäftsführender Sekretär“ zur Verfügung stellen werde. Seine erste Frage an Taft lautete wie folgt: „Senator, was darf ich Ihnen über die Bestrebungen des Zionismus erzählen?“ Im Stile Balfours oder Wilsons soll Taft geantwortet haben: „Was gibt es da zu erzählen? Die Juden werden verfolgt. Sie brauchen ein Land, eine eigene Regierung. Wir müssen ihnen helfen, Palästina zu bekommen. Dies wird ganz nebenbei auch ein Beitrag zum Weltfrieden sein.“ Der Kontrast zwischen diesem typischen Gerede eines Politikers, der auf Stimmenfang geht, und den klugen und durchdachten Ausführungen, die wir oben wiedergegeben haben, ist augenscheinlich. Jack Martin, der in dem hier zitierten Artikel (Jewish Sentinel, 10. Juni 1954) als Tafts „alter Ego“ und „Erbe“ bezeichnet wird, erhielt nach Tafts Tod von Eisenhower das Angebot, sein Assistent, Berater und Verbindungsmann zum Kongress zu werden. Martin kommentierte dieses Angebot wie folgt: „Präsident Eisenhower ist ohne weiteres bereit, der Meinung anderer Menschen Gehör zu schenken, und es ist leicht, ihn zu beraten.“ (zurück)

[52] Diese aufschlussreichen Enthüllungen entstammen dem Buch Eisenhower. The Inside Story, das 1956 von einem Korrespondenten im Weißen Haus, Robert J. Donovan, veröffentlicht wurde – offenbar auf Eisenhowers Wunsch, denn darin werden Auszüge aus den Protokollen von Kabinettssitzungen und anderen streng vertraulichen Dokumenten zitiert. Nie zuvor waren dergleichen Dokumente in den USA publik gemacht worden. Donovan verrät nicht, woher er seine Informationen hat. Sein Buch enthält Aussprüche von Ministern, die sich letztere bestimmt verkniffen hätten, hätten sie von deren bevorstehender Veröffentlichung geahnt. So ließ ein Minister die launige Bemerkung fallen, Senator Bricker und seine Anhänger, die auf eine Verfassungsänderung drängten, um die Befugnisse des Präsidenten zum Abschluss von Verträgen zu beschneiden und ihn hierdurch einer stärkeren Kontrolle durch den Kongress zu unterstellen, gehörten „mit einer Atombombe ins Jenseits befördert“. (zurück)

[53] Die wichtigsten innenpolitischen Entscheidungen, die in den USA während Eisenhowers erster Amtszeit fielen, waren die auf Initiative des Präsidenten erfolgte Verurteilung von Senator Joseph McCarthy, der unermüdlich auf eine Untersuchung der kommunistischen Umtriebe gedrängt hatte (was dem Wunsch der Bevölkerungsmehrheit entsprach, die Eisenhower nicht zuletzt deshalb gewählt hatte, weil sie der kommunistischen Infiltration des Regierungsapparates überdrüssig war und eine Bekämpfung der kommunistischen Bedrohung forderte), sowie der 1955 erfolgte Entscheid des obersten amerikanischen Gerichtshofs, den achtundvierzig Mitgliedsstaaten der Amerikanischen Union das Recht auf Erlassung von Gesetzen gegen aufrührerische Bestrebungen abzusprechen und dieses Recht einzig und allein der Bundesregierung in Washington zuzubilligen. Falls dieser Gerichtsentscheid kein toter Buchstabe bleibt, wird er die Fähigkeit der Republik zur Bekämpfung aufrührerischer Bewegungen stark einschränken (was schon die Protokolle der Weisen von Zion fordern). Ein weiteres wichtiges innenpolitisches Ereignis war ein Urteil des obersten Gerichtshofs, welches die Trennung weißer und schwarzer Schüler in den öffentlichen Schulen untersagt. Dieser Entscheid richtete sich gegen den Süden und könnte bei konsequenter Umsetzung gewalttätige Unruhen auslösen. Unter diesen Umständen lohnt es sich, die Rolle, die der oberste Gerichtshof in der amerikanischen Politik spielt, etwas näher unter die Lupe zu nehmen. Die Ernennung der Richter erfolgt nach rein politischen Gesichtspunkten und nicht vom Standpunkt ihrer Qualifikation und ihrer Verdienste um den Rechtsstaat. Die unter Präsident Eisenhower gefällten Urteile dieses Gerichts ließen erkennen, dass letzteres zunehmend die Tendenz an den Tag legt, sich zu einem obersten politischen Entscheidungsträger (gewissermaßen einem Politbüro) zu entwickeln, der die Beschlüsse des Kongresses jederzeit für ungültig erklären kann. 1956 erklärte der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten, Simon E. Sobeloff: „In unserem System waltet der oberste Gerichtshof nicht bloß als Schlichter bei Streitigkeiten, sondern prägt bei seinen Schlichtungsbemühungen in mancher Hinsicht unsere nationale Politik“ (zitiert nach New York Times, 19. Juli 1956). (zurück)

[54] Vierzehn Monate später, am 4. Januar 1957, bestätigte Hanson vom Nahen Osten aus, dass das angeblich „wehrlose“ Israel den Arabern militärisch turmhoch überlegen ist: „Israel ist seit 1949 die stärkste einheimische Militärmacht in dieser Region. Heutzutage ist es im Vergleich zu den arabischen Staaten stärker als je zuvor.“ (zurück)

[55] „Die Juden in Israel und anderswo waren der Ansicht, hinter den Waffenlieferungen aus der kommunistischen Tschechoslowakei stehe die Sowjetunion.“ (Jewish Times, Johannesburg, 24. Dezember 1952.) (zurück)

[56] Laut der New York Times vom 23. März 1955 hatte Gouverneur Harriman zuvor erklärt: „Der Staat Israel wird nötigenfalls mit überwältigender Hilfe von außen verteidigt werden.“ (zurück)

[57] Im Jahre 1955 erschien Chesly Manlys Buch The U.N. Record, in dem berichtet wurde, vier hochrangige Beamte des amerikanischen Außenministeriums, die während der Kongresswahlen 1946 zu Konsultationen über die Palästinafrage nach Washington berufen worden waren, hätten vor Präsident Truman den arabischen Standpunkt präsentiert und von ihm folgende Antwort erhalten: „Tut mir leid, meine Herren, ich muss mich vor Hunderttausenden verantworten, die auf den Erfolg des Zionismus hoffen, aber Hunderttausende von Arabern habe ich unter meinen Wählern nicht.“ Wie unterwürfig sich Truman während seiner Amtszeit gegenüber den Zionisten verhielt, und wie bitter er sich als Pensionär über diese beklagte, geht aus den Dokumenten hieb- und stichfest hervor. (zurück)

[58] Es ist dies ein Beispiel für die früher von Chaim Weizmann bitter beklagte „Einmischung von Außen, die einzig und allein von Juden kommt“. Der American Councel for Judaism war stets gegen eine allzu enge Zusammenarbeit des Westens mit zionistischen Chauvinisten. Vorsitzender dieses Rats war Lessing Rosenwald, ehemaliger Chef der großen Handelsfirma Sears, Roebuck und Rabbi Elmer Berger. Bei einem Treffen in Chicago hielt der Rat fest, Präsident Trumans Memoiren bestätigten, dass „der zionistische Druck – den er als von amerikanischen Juden ausgehend schildert – jedes vernünftige Maß sprengt“ und bedauerte „das betrübliche Schauspiel amerikanischer Bürger, die sich für einen fremden Nationalismus einsetzen“. Wenn der Leser gewisse frühere Kapitel dieses Buchs nochmals durchliest, wird er erkennen, dass sich eine Konstellation, die von 1914 bis 1917 in England herrschte, in den Jahren 1947-1948 sowie 1955-1956 in Amerika wiederholt hat. (zurück)

[59] Sechs Monate später, am Vorabend der Präsidentschaftswahlen und unmittelbar vor dem israelischen Angriff auf Ägypten, erinnerte die New York Times in einem Aufruf an die „jüdischen Wähler“ an die Verdienste der republikanischen Regierung um Israel: „Die Eisenhower-Regierung hat sich noch nicht dazu durchgerungen, Israel mit schweren Waffen zu versorgen, weil die heikle internationale Situation dies ihrer Einschätzung nach verbietet. Doch hat die Regierung Israel dabei geholfen, 24 Mystère-Düsenflugzeuge von Frankreich zu erhalten, und letzten Monat kündete Kanada die Lieferung von 24 Sabre-Düsenflugzeugen an Israel an. Laut israelischen Würdenträgern hat Dulles den Einfluss der US-Regierung aktiv geltend gemacht, um den Verkauf der französischen wie auch der kanadischen Flugzeuge in die Wege zu leiten.“ (zurück)

[60] Nachdem der ungarische Volksaufstand gegen das von den Sowjets gestützte Gewaltregime im November 1956 blutig niedergeschlagen worden war, machten mehrere amerikanische Korrespondenten, welche die Tragödie aus nächster Nähe miterlebt hatten, sowie ungarische Flüchtlinge den Sender „The Voice of America“ für letztere mitverantwortlich. Die amerikanischen Journalisten hatten sich davon überzeugen können, dass das ungarische Volk zuversichtlich auf ein Eingreifen der USA hoffte; die ungarischen Flüchtlinge klagten darüber, dass „The Voice of America“ die Revolte tatkräftig angeheizt und angedeutet hatte, die Amerikaner würden demnächst intervenieren. Gleichzeitig ließ Eisenhower das amerikanische Volk wissen: „Wir haben den geknechteten Völkern niemals geraten, gegen bewaffnete Gewalt zu rebellieren.“ Ähnliche Vorwürfe wurden auch gegen „Radio Liberty“ laut, einen privaten amerikanischen Rundfunksender, der mit einer Lizenz der BRD-Regierung von Westdeutschland aus operiert. Einer der ersten nach Amerika gelangten ungarischen Flüchtlinge klagte, „The Voice of America“ und „Radio Liberty“ hätten seine Landsleute zuerst zum Aufstand angestachelt und dann im Regen stehen lassen. Die Bonner Regierung ordnete eine Untersuchung über die Sendungen des in München stationierten Senders „Radio Freies Europa“ während des Ungarn-Aufstandes an, nachdem in der westdeutschen Presse zahlreiche Berichte erschienen waren, denen zufolge der Sender tatsächlich eine provokative Rolle gespielt hatte. Beispielsweise hatte er am 5. November, als in den Straßen Ungarns erbittert gekämpft wurde, die Meldung ausgestrahlt, westliche Hilfe sei „nicht vor morgen um zwei Uhr früh“ zu erwarten. Dies wirkte natürlich wie die Ankündigung einer unmittelbar bevorstehenden westlichen Intervention (New York Times, 8. Dezember 1956.) Die schwerwiegendste Anklage gegen die provokative Rolle der westlichen Sender wurde von Anna Kethly erhoben, der Führerin der ungarischen Sozialdemokraten, die während der scheinbar erfolgreichen ersten Phase des Aufstandes aus dem Gefängnis befreit worden war. 1952, als sie hinter Gittern saß, hatte „Radio Freies Europa“ in einer für die versklavten Länder bestimmten Botschaft behauptet, sie, Anna Kethly, leite „vom Gefängnis aus die im Untergrund wirkende Befreiungsbewegung“ und hatte die Namen mehrerer angeblicher Führer dieser Phantom-Bewegung genannt. „Ich wurde aus dem Gefängnis, wo ich seit 1950 in strenger Einzelhaft gesessen hatte, herausgeholt und Hunderten ehemaliger Aktivisten der Sozialdemokratischen Partei sowie der Gewerkschaften gegenübergestellt“, hielt Frau Kethly fest. „Alle von ihnen wurden von der politischen Polizei gefoltert, damit sie ihre Beteiligung an der nicht existierenden antikommunistischen Verschwörung gestanden. An dem Bericht von ‚Radio Freies Europa’ war kein wahres Wort; ich hatte seit meiner Verhaftung in Einzelhaft gesessen und niemanden getroffen. ‚Radio Freies Europa’ hat eine schwere Sünde begangen, indem es dem ungarischen Volk weismachte, militärische Hilfe aus dem Westen stehe unmittelbar bevor, obschon dergleichen gar nicht geplant war“ (New York Times, 30. November 1956). Die USA sprachen also mit zwei Zungen, derjenigen ihres Präsidenten, der sich in dieser Frage offiziell an die Welt gewandt hatte, und jener von „The Voice of America“, welche die Völker über den Kopf des Präsidenten hinweg mit Desinformation belieferte. Die offizielle amerikanische Politik charakterisierte die New York Times damals wie folgt: „Hohe Regierungsbeamte haben in privaten Gesprächen klargemacht, dass die Regierung nicht den Eindruck der Israelhörigkeit erwecken will, um die arabischen Staaten nicht in die Arme der Sowjets zu treiben.“ Im Lichte dessen, was „The Voice of America“ über den „Auszug der Juden aus der ägyptischen Gefangenschaft“ von sich gegeben hatte, hätten die arabischen Völkern solchen aus privater Quelle stammenden „Informationen“ kaum Glauben geschenkt. (zurück)

[61] Dass Washington in dieser Frage Druck auf London ausgeübt hat, ist eine nachgewiesene Tatsache. Die US-Zeitungen berichteten ganz offen hierüber und stellten die britischen Konzessionsbereitschaft als Erfolg der amerikanischen Politik dar. So schrieb die New York Times am 21. Oktober 1956: „Außenminister Dulles war überzeugt, die Freundschaft der Araber gewinnen zu können, ohne jene der Israelis zu verlieren, indem er die Briten unter Druck setzte, um sie zum Abzug aus Ägypten zu bewegen.“ (zurück)

[62] Vers im Original [Hamlet, 1, v.]:
Cursed juice of hebenon in a vial
;
And into mine ear did pour
The leprous distilment
(zurück)

[63] Schon bei der Krönung Elisabeths zur britischen Königin im Jahre 1953 war es zu einer gezielten Provokation gekommen. Im Rahmen der Feierlichkeiten fuhr das Schiff der frischgebackenen Monarchin in Spithead zwischen zwei Reihen von Fahrzeugen aus aller Welt hindurch. Das einzige Schiff, dessen Besatzung Elisabeth nicht zujubelte, war die sowjetische Swerdlow (anschließend erklärten die Sowjets, es habe sich um ein „Missverständnis“ gehandelt). Das Pikante an dem peinlichen Zwischenfall war, dass das Fahrzeug nach Yankel Swerdlow benannt war, dem jüdischen Mörder der Zarenfamilie. (Die Stadt Ekaterinburg, wo sich die Bluttat zugetragen hatte, wurde anschließend in Swerdlowsk umgetauft.) (zurück)

[64] [Queen's Counsel / King's Counsel. "Beratung der Königin/Beratung des Königs"] (zurück)

[65] Wie jeder erklärte Antikommunist wurde auch Richard Nixon während des Wahlkampfs als „Antisemit“ angeschwärzt. (zurück)

[66] Ich erinnerte mich damals an ein Phänomen, das unter amerikanischen Politikern als „Farleys Gesetz“ bekannt ist. Es verdankt seinen Namen einem ungewöhnlich schlauen Parteimanager namens James A. Farley, von dem es heißt, er habe die ersten Wahlerfolge Rosevelts möglich gemacht. Die Essenz dieses „Gesetzes“ besteht darin, dass die amerikanischen Wähler ca. Mitte Oktober bereits wissen, welchem der beiden Kandidaten sie ihre Stimme geben werden, und sich nur umstimmen lassen, wenn in den drei Wochen, die bis zum Wahltag noch vergehen, etwas ganz Außergewöhnliches geschieht, sei es ein plötzlicher Tod ihres Favoriten, ein Krieg oder ein ungeheurer Skandal. Am Morgen des israelischen Überfalls auf Ägypten schrieb John O’Donnell: „Sprecher des zutiefst besorgten Außenministeriums, des Pentagon sowie beider Parteien waren sich darin einig, dass die Israelis Ägypten angegriffen haben, weil sie überzeugt waren, so kurz vor den Präsidentschaftswahlen würden die USA keinerlei Maßnahmen ergreifen… In den Stabsquartieren der beiden Parteien machte die Nachricht die Runde, die amerikanischen Zionisten hätten Tel Aviv informiert, dass es für Israel wahrscheinlich viel besser sein werde, wenn in den USA nicht die Republikaner unter Eisenhower und Nixon, sondern die Demokraten unter Stevenson und Kefauver am Ruder seien.“ (New York Daily News). (zurück)

[67] Zum Zeitpunkt der Invasion Ägyptens fand auf dem Territorium Israels – unweit der jordanischen Grenze, also denkbar weit von der Front entfernt – ein erneutes Massaker an arabischen Zivilisten statt. In dem Dorf Kafr Kassem wurden 48 Männer, Frauen und Kinder kaltblütig abgeschlachtet. Dieses neue Deir Yasin wurde von den Arabern innerhalb und außerhalb Israels als symbolischer Akt aufgefasst, als Warnung, dass das Schicksal der „vollständigen Vernichtung“ über ihnen hing: „Mann, Frau und Kind… verschont nichts, was atmet“. Die Opfer gehörten jener Minderheit der Palästinenser an, die nach dem Blutbad von Deir Yasin und der Gründung des zionistischen Staates in ihrer Heimat zurückgeblieben waren. Sechs Wochen später, am 12. Dezember, gab Ben-Gurion die Untat zu, nachdem sie allgemein bekannt geworden war, und die Araber reichten bei der UNO Protest ein. (Zum Zeitpunkt, wo ich diese Fußnote schreibe, scheinen die Vereinten Nationen noch nicht reagiert zu haben.) Ben-Gurion kündigte einen Prozess gegen die Mörder an, doch da die Araber wussten, dass auch die Mörder von Deir Yasin vor Gericht gestellt, aber unmittelbar nach ihrem Schuldspruch auf freien Fuß gesetzt und gar noch als Helden gefeiert worden waren, bedeutete dies für sie einen geringen Trost. Bis zum Tage, wo ich diese Zeilen schreibe (dem 20. Dezember 1956), habe ich in der Presse nicht den geringsten Hinweis auf das Schicksal der – laut einem UNO-Bericht vom April 1956 215.000 - Flüchtlinge gefunden, die zum Zeitpunkt des israelischen Angriffs im Gazastreifen in Halbgefangenschaft lebten. Die Regierung in Tel Aviv hat bekanntgegeben, dass sie nicht gedenkt, auf dieses Territorium zu verzichten; bereits früher hatte sie klargestellt, dass sie unter keinen Umständen bereit ist, einer Rückkehr der arabischen Flüchtlinge nach Israel zuzustimmen. Offenbar scheint das Los dieser Menschen, das früher Anlass zu geharnischten Protesten gegeben hätte, kaum jemanden zu interessieren. Am 14. Dezember stellten elf arabische Staaten den Vereinten Nationen einen Brief zu, in dem es hieß, Hunderte von Männern, Frauen und Kindern seien „kaltblütig ermordet“ worden. Vermutlich war von Bewohnern des Gazastreifens die Rede, aber die Aussichten auf eine unparteiische Untersuchung oder auf eine Bestätigung der Nachricht sind sehr gering; in dem erwähnten Brief der arabischen Staaten heißt es denn auch: „Die Geschichte wird nie vollständig bekannt werden, und das Ausmaß der Tragödie wird niemals ans Licht kommen.“ Immerhin sind die Fakten im Fall Kafr Kassem hieb- und stichfest dokumentiert. (zurück)

[68] Diese Methoden stehen in schroffem Gegensatz zu jenen, derer sich die von Bernard Baruch und seiner „internationalistischen“ Schule in New York so emsig propagierte „Weltregierung“ bedienen würde. Diese Schule vertritt ein Konzept, das man als „superkolonialistisch“ bezeichnen könnte und das voll und ganz auf straffer Organisation, Gewalt und Strafen beruht. In einer Rede, die er im Dezember 1956 anlässlich der Einweihung eines Denkmals für Präsident Woodrow Wilson in der Kathedrale von Washington hielt, griff Baruch seine alte Forderung wieder auf, wobei er zu folgender, höchst widersprüchlicher Argumentation Zuflucht nahm „Nach zwei Weltkriegen… streben wir weiterhin das an, was Wilson vorschwebte: ‚Eine Herrschaft des Gesetzes, die auf der Zustimmung der Regierten beruht.… Diese Herrschaft des Gesetzes kann nur dann verwirklicht werden, wenn man über die zu ihrer Aufrechthaltung notwendige Macht verfügt… Deshalb müssen wir auch weiterhin darauf bestehen, dass jedes Abkommen über die Kontrolle der Atomenergie oder über Abrüstung durch hieb- und stichfeste Klauseln abgesichert wird, welche Inspektionen, Kontrolle sowie die Bestrafung Zuwiderhandelnder gewährleisten.“ (zurück)

[69] Korrespondenten von The Times, Reuters und anderen Zeitungen bzw. Agenturen versicherten, sie hätten in Israel französische Flugzeuge und uniformierte französische Luftwaffenoffiziere gesehen – zuerst, während der Invasion, auf Flugplätzen und dann bei der Siegesparade der israelischen Luftwaffe in Tel Aviv, bei der General Moshe Dayan, Oberbefehlshaber der israelischen Streitkräfte, zugegen war. Die Berichte stimmten in einem wichtigen Punkt überein: Die Präsenz der französischen Luftwaffe verfolgte das Ziel, den israelischen Truppen Luftschutz zu gewähren, falls sie von ägyptischen Flugzeugen angegriffen würden. Reuters meldete, einige französische Luftwaffenoffiziere hätten zugegeben, während der Gefechte auf der Sinai-Halbinsel Angriffe gegen ägyptische Panzer geflogen zu haben. Die Behauptung der Regierung in Paris, sie habe Truppen entsandt, um „die kriegführenden Parteien zu trennen“, war also eine offensichtliche Lüge. Während des Kampfes wurden französische Offiziere und Flugzeuge auf der Sinai-Halbinsel sowie in Israel selbst hinter den israelischen Linien beobachtet. Der Korrespondent von The Times schrieb, Frankreich habe sich verpflichtet, alles in seinen Kräften Stehende zu tun, um „im Falle eines Kriegsausbruchs zwischen Israel und Ägypten jegliche im Namen der Dreimächteerklärung von 1950 gegen Israel unternommene Aktion zu verhüten und dafür zu sorgen, dass die Israelis die erforderlichen Waffen zum Kämpfen erhalten“. In der Dreimächteerklärung hatte sich Frankreich verpflichtet, „sich der Anwendung von Gewalt oder der Drohung damit in jener Region zu enthalten.“ Die drei Unterzeichnerstaaten, hieß es weiter, würden für den Fall, dass irgendein Staat im Nahen Osten sich anschicken sollte, Grenzen oder Waffenstillstandslinien zu verletzen, „unverzüglich Maßnahmen ergreifen… um solche Verletzungen zu unterbinden“. (zurück)

[70] Das Beispiel des amerikanischen Präsidenten hatte also rasch Schule gemacht. Schon bald wurde die Verantwortung für die Geschehnisse nicht mehr „Israel“, sondern „Israel, Großbritannien und Frankreich“, dann „Großbritannien und Frankreich“ sowie schließlich, in der letzten Phase, „Großbritannien“ angelastet. (Dies erinnerte an die Berichterstattung über die nationalsozialistischen Repressionsmaßnahmen vor und während des Zweiten Weltkriegs, als anfangs von der „Verfolgung politischer Gegner“, darauf von der „Verfolgung von politischen Gegnern und Juden“, als nächstes von der „Verfolgung von Juden und politischen Gegnern“ und schlussendlich nur noch von der „Verfolgung von Juden“ die Rede war.) Typisch war in diesem Zusammenhang ein Kommentar Eleanor Roosevelts, die in Amerika als Stimme ihres verstorbenen Mannes Franklin D. Roosevelt allgemein akzeptiert wurde. Drei Tage vor der Präsidentschaftswahl (sie selbst warb aktiv für den demokratischen Kandidaten) sagte sie bei einer Pressekonferenz: „Ich bin nicht der Ansicht, dass Israel ein Aggressor ist; es hat in Notwehr gehandelt…. Meiner Meinung nach haben sich Großbritannien und Frankreich technisch der Aggression schuldig gemacht“ (New York Times, 4. November 1956).(zurück)

[71] Hier sei daran erinnert, dass die USA britische, niederländische, französische und spanische Kolonien entweder erobert oder ihren Besitzern abgekauft, Alaska von Russland käuflich erworben und ihrem Nachbarstaat Mexiko große Gebiete abgenommen haben. Dass dort – im Unterschied zu den britischen, holländischen, französischen und spanischen Kolonien – keine Millionen von Farbigen leben, erklärt sich teilweise mit der extrem dünnen Besiedlung dieser Gebiete, teils damit, dass ihre Urbevölkerung weitgehend dezimiert worden ist. In Übersee hat Amerika nur relativ wenige Territorien erobert oder gekauft. Die Panamakanalzone, die  permanent amerikanischer Souveränität untersteht, ist ein Sonderfall, der dadurch möglich wurde, dass die US Army dort jederzeit eingreifen kann. Im Gegensatz hierzu konnte und kann Großbritannien in der Suezkanalzone durchaus nicht schalten und walten, wie es will. (Text in mancher Hinsicht geändert. Die Formulierungen Reeds sind teils unklar und nicht vollständig korrekt.) (zurück)

[72] „Der Präsident sagte, er werde dem Marschall [Stalin] etwas Indiskretes mitteilen, da er dies nicht in der Anwesenheit Premierminister Churchills zu sagen wünsche… Die Briten seien ein ganz besonderes Volk und wollten auch ihren Anteil am Kuchen… Er schlug vor, die britische Kolonie Hongkong zu ‚internationalisieren’ und Korea einem Mandat zu unterstellen, bei dem Großbritannien keine Mitsprache haben werde. Stalin wandte ein, er halte das nicht für eine gute Idee, und fügte hinzu: ‚Churchill würde uns umbringen.’ Als Fragen der Nachkriegsordnung zur Sprache kamen, bezog er [Roosevelt] oft antibritische Positionen.“ (The New York Times, 17. März 1955) (zurück)

[73] Zwei Wochen später, nachdem ich dieses Kapitel abgeschlossen hatte, schrieb dasselbe Blatt, Großbritannien werde künftig nur noch eine „zweitrangige Macht“ sein. (zurück)

[74] Sollte folgender, am 30. Dezember 1956 in der New York Times erschienene Bericht den Tatsachen entsprechen, so würde er eine Bestätigung für diese Behauptung liefern. Das Blatt berichtete nämlich, von den 14.000 aus Ungarn geflüchteten Juden hätten sich weniger als 900 für eine Übersiedlung nach Israel entschieden, die überwältigende Mehrheit ziehe es vor, nach Amerika oder Kanada auszuwandern. Wenn diese Juden wirklich dem Beispiel ihrer Vorgänger folgen und sich für eine Zukunft auf dem nordamerikanischen Kontinent entscheiden, werden sie die Zahl der dort ansässigen revolutionär gesinnten Ostjuden vergrößern, deren Einwanderung im Verlauf der letzten siebzig Jahre zu der heutigen Situation geführt hat; dass die amerikanischen Juden von ihren Führern systematisch gegen ihr Gastland aufgehetzt werden, haben wir anhand von Zitaten jüdischer Autoren im letzten Kapitel gezeigt. (zurück)

[75] Einen passenden Schlussstrich unter die Suezaffäre setzte Eisenhower am 5. Januar 1957, als er den Kongress um die Ermächtigung ersuchte, die bewaffneten Streitkräfte der USA gegen jede „offene Aggression seitens jedwelcher vom internationalen Kommunismus kontrollierten Nation im Nahen Osten“ einzusetzen. Hiermit verlangte er freie Hand für Aktionen wie jene, die er der Eden-Regierung angekreidet hatte. Ein Beispiel für eine „offene Aggression“ ist vermutlich die Versenkung des US-Kriegsschiffs Maine; dieses wurde in aller Öffentlichkeit versenkt, und die Schuld dafür wurde Spanien zugeschoben. Vor und nach dem Angriff auf Ägypten hatte die internationale Presse einen arabischen Staat nach dem anderen beschuldigt, vom internationalen Kommunismus kontrolliert zu sein, und Eisenhowers Gesuch an den Kongress könnte darauf hindeuten, dass sich die vielbeschworene „Ausmerzung des Kommunismus“ gar nicht gegen die Kommunisten, sondern gegen die Araber richten wird. Die Formulierung „vom Kommunismus kontrolliert“ ist so schwammig, dass kein Mensch weiß, was darunter zu verstehen ist, und mit Hilfe einer geschickten Propaganda kann man so gut wie jeden Staat als „kommunistisch kontrolliert“ darstellen. Hierzu ein Beispiel. Am 2. Dezember veröffentlichte die New York Times Fotos von „russischen Panzern, die [während des Angriffs auf Ägypten] von den Israelis erbeutet wurden“. Da aufmerksame Leser den Schwindel bemerkten, musste das Blatt einräumen, dass es sich bei den abgelichteten Panzern um amerikanische handelte. Ob sie den Ägyptern abgenommen worden waren bleibt offen; schließlich kann jeder einen Panzer fotografieren und irgendeine Bildlegende unter die Aufnahme setzen. Israel wurde mit sowjetischen Waffen geschaffen, aber niemand behauptet deswegen, es werde „vom internationalen Kommunismus kontrolliert.

Die Reaktion auf Eisenhowers Forderung ließ nicht lange auf sich warten: Verschiedene israelische Aktien schnellten flugs in die Höhe, und in mehreren New Yorker Synagogen wurden Dankesgebete gesprochen. Ein möglicher Grund dafür lag darin, dass Eisenhower erklärt hatte, nur dann im Nahen Osten intervenieren zu wollen, wenn „eine angegriffene Nation oder Gruppe von Nationen“ um einen solchen Schritt bitte. Dass Ägypten im Oktober 1956 allgemein als „Aggressor“ verurteilt wurde, obwohl es selbst zur Zielscheibe einer Aggression geworden war, zeigt ein weiteres Mal, dass auch dieser Vorbehalt nach Belieben interpretiert werden kann. Sollten Eisenhowers Worte ernst gemeint gewesen sein, würden sie bedeuten, dass die USA bei einer Wiederholung der Konstellation vom Oktober 1956 auf Ersuchen Ägyptens gegen die israelischen Aggressoren einschreiten müssten – ein geradezu phantastisches Szenarium. In der Tat kann man sich heute kaum vorstellen, dass die USA auf Bitte eines anderen Staates als Israel im Nahen Osten militärisch intervenieren werden, aber die Zeiten ändern sich bekanntlich, und die Zukunft mag noch allerlei Überraschungen bringen. (zurück)

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